Miscellen.
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Arje (der Jüngling) Loeb b. Abraham, genannt Abba, Schochet und Bodeck aus Pleß, Familie Singer, 1757, (auch 1762 und 1766—67).
Moses b. Mordechai, aus Landsberg, Enkel des Druckherrn Ahron, der 1757, 1762 am Kalender setzte, gab ihn später selbst heraus, s. den Anhang.
Ahron führt uns bis in den Beginn der Mendelssohn'schen Periode, mit welcher wir die hebr. Typographie Berlinds abzuschließen gedenken.
Anhang. Der Berliner Kalender.
Der jüdische Kalender, d. h. die ihm zu Grunde liegende Zeitrechnung, ein, noch nicht ganz befriedigend gelöstes historisches Problems hat in unserer Zeit verschiedene Gelehrte beschäftigt-). Einrichtung, Inhalt und Form der jüdischen Kalender sind vom kultur-historischen Standpunkt meines Wissens noch nicht betrachtet worden. Einige leitende Bemerkungen habe ich dem Artikel Ni^> im Supplementbande zu Benjacob's l'kesaurus vorangeschickt, dessen Druck noch weit im Felde ist. Ich ziehe daraus Einiges, um die Bedeutung und Beschaffenheit des Berliner Kalenders zu beleuchten.
Als praktisches Ziel der Astronomie galt bekanntlich bis in die neueste Zeit die Astrologie, Vorherwissen künftiger Ereignisse aller Art und Wahl der Handlungen, Unternehmungen, ja auch die Anwendung medi- cinischer Mittel nach der Stellung der Sterne. Die „astronomischen Tafeln", denen allgemeine Regeln (Oanonss) vorangingen, die man auch ^Imanaed nannte^), wurden danach eingerichtet, indem für jeden Stern besondere Tabellen angelegt wurden. Dann wurden die Himmelserscheinungen für jeden Tag im Jahre mit einander verbunden (Lxkemeriäeu), woraus der sog. Bauernkalender sich entwickelte. Dazu kamen Angaben über Messen und dgl. Das Hauptinteresse für die Juden bestand in der Angabe der schwankenden Fest- und Fasttage je nach den Jahresformen. Schon im Mittelalter scheint man ein einfaches Tages- verzeichniß mit Angabe der ausgezeichneten Tage in den Synagogen auf-
1) Auch die Sache selbst galt als Geheimnis. Noch im XV. Jahrhundert mußte Samuel Hakim seinem Lehrer Abraham b. Natan schwören, daß er den mittleren Neumond Niemand lehren werde, also war das Kalendermachen nicht Jedermanns Sache.
2) Ein (nicht vollständiges) Verzeichnis von 77 hebräischen Schriften über jüdische Zeitrechnung giebt I. Gurland in seinem russischen jüd. Kalender für 1882 (VI).
2) Nach B. Boncompagni wäre diese Bezeichnung, zweifelhaften Ursprungs, von dem Juden ^roxkatws (Jakob b. Machir, aus der Familie Tibbon, in Montpellier 1300) zuerst angewendet, s. jedoch meinen Art.: Ueber das Wort Almanach, in Lidliotksea Nat'ksmatiea, Stockholm 1888 S. 13—16.