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lange vorkommen, ohne zur Produktion von Oel herangezogen zu werden. Die nachfolgenden Mitteilungen erlauben Analogieschlüsse auf Palästina zu machen, und wir halten es deshalb für recht nützlich, sie hier ausführlich wiederzugeben.
Handel Senegals mit Erdnüssen.
Schon seit 4 Jahren wurde in Palästina in der Kolonie Hederah ein kleiner aber erfolgreicher Versuch mit der Kultur der Erdnuss unternommen. Seit dieser Zeit erhält sich diese Kultur in der Kolonie und dehnt sich leider nur sehr langsam auf die benachbarten Kolonien aus. Die hier folgenden Angaben des Kaiserlichen Konsulats in Rufisque (Senegal) sind wohl geeignet, unsere pessimistischen Kolonisten auf die Bedeutung dieser Kultur aufmerksam zu machen.
„Für die Kolonie Senegal sowie für den europäischen Markt haben die Erdnüsse hervorragende Bedeutung. Wegen ihres reichen Oelgehaltes wird die Erdnuss von Jahr zu Jahr mehr gesucht. Für die Margarinefabrikation bildet sie einen der besten Bestandteile; die von der Oelfabrikation zurückgebliebenen Reste werden zur Herstellung einer von der Landwirtschaft sehr gesuchten Qualität von Oelkuchen verwandt; sogar die gemahlenen Schalen werden als Düngemittel gern gekauft. Infolge der Ausdehnung der Verkehrswege, hauptsächlich aber seitdem die Schwarzen durch das Einführen der Kopfsteuer (je nach den Distrikten 2, 3 und 4 Frcs. pro Kopf) gezwungen sind, durch den Erdnussbau sich die nötigen Gelder zu besorgen, ist die Produktion dieses Artikels seit 1900 auf einer erfreulichen Höhe geblieben. Während in den 90 er Jahren die Ernte zwischen 50 000 und 80 000 Tonnen schwankte, betrug sie:
1900 . . ..........141000 Tonnen
1901 ........... 124 000
1902........... 115 000
1903 ........* .. 149 000
1904 ........... 138 000
Die schlechte Lage des Marktes für Erdnüsse im Geschäftsjahre 1904 hatte sich in der zweiten Hälfte desselben bedeutend gebessert. Während der Preis im Mai noch 21—22 Frcs. für den Doppelzentner betrug (loco europäischer Hafen), bot man im Juli 26 Frcs., und es wurden Abschlüsse für Rufisque-Qualitäten bis zu 28 Frcs. im September gemacht. Dieser Aufschwung hat nur den grösseren Exportfirmen Nutzen gebracht. Die kleineren Firmen müssen ihie Stocks bis Ende Mai — mangels grösserer Lagerräume sind sie gezwungen, die Nüsse im Freien aufzustapeln — verladen haben, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, durch frühzeitiges Eintreten der Regenzeit grösseren Schaden zu erleiden.
Was die Ernte 1904/5 anbetrifft, so stand in dieser Beziehung die Kolonie Ende vorigen Jahres vor einer Katastrophe. Während die Regenzeit gewöhnlich von Juni bis Mitte Oktober dauert und die Eingeborenen dann schon mit dem Ausgraben der Nüsse beginnen, trat in der ersten Hälfte vom Dezember, nachdem die Erntearbeit grösstenteils vollendet war, ein zehntägiger Regen ein. Die im Freien liegenden Nüsse, deren Schalen noch feucht waren, fingen teilweise an zu faulec. Infolgedessen bekam die ganze Ernte einen Minderwert, dessen Bedeutung man sehr unterschätzte. Nachdem aber die ersten Ladungen nach Europa gekommen waren, kam der Ernst der Situation erst recht vor Augen. Die nähere Untersuchung der Qualitäten gab ein sehr schlechtes Resultat, welches zu vielen Prozessen und Schwierigkeiten zwischen Käufern und Verkäufern Anlass gab.