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dass Messina gar nicht so viel Zitronen-Oer liefern könnte, als verlangt wird, hat es in den letzten Jahren an derartigen Zitronen-Missernten gelitten, dass es nicht einmal dem mittelmässigsten Normalstand gerecht werden könnte. Fach­leute behaupten, dass das Messina-Oel, das hier nach London kommt, tatsächlich echtes ist, infolge eines bestimmten Abkommens mit Sizilien, und dass nur noch wenige andere europäische Grossstädte unter den gleichen Abmachungen echtes Messina-Oel erhalten, während alles übrige sogenannte Messina-Oel ge­fälscht sei.

Ein Oel oder vielmehr eine Art künstlicher Mischung, die man sehr viel als Zitronell-Oel unredlicherweise in den Handel bringt, ist das sogenannte malaiische Oel. Es verhält sich zum wahren Zitronell-Oel wie ein synthetisches Riechmittel zum natürlichen, und wenn dieses Oel auch annähernd gleich gut ist wie das echte, so ist es dies doch immer nur annähernd. Bei sogenanntem malaiischem oder Sereh-Oel sei man immer auf der Hut, nicht künstlich herge­stelltes zu kauten, das an sich, vornehmlich in der Seifenfabrikation verwendet, sehr gut ist, aber immerhin kein rein pflanzliches Oel darstellt, und somit auch ausserhalb der Kategorie derselben gestellt werden muss."

Olivenöl in Palästina.

Schliesslich bringen wir hier noch die kurze Mitteilung, welche das Organ für den Oel- und Fetthandel" in Trier (Verlag von N. Besselich) aus Jerusalem erhält. Leider aber entspricht die Angabe betreffs der Produktion von Olivenöl in denJudengemeinden" (gemeint sind wohl die jüdischen Kolonien) nicht den Tatsachen. Die jüdischen Kolonien haben bedauerlicher­weise bis jetzt der Olivenkultur nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die existierenden kleinen Pflanzungen werden wohl kaum für den Export in Betracht kommende Mengen liefern.

In Mittel-Europa bezieht man aus Süd-Frankreich oder Italien Speise- Olivenöl zu teuren Preisen, aber ohne die Gewissheit, dass diesen Oelen nicht ägyptisches, syrisches oder griechisches beigemengt ist, was ausserordentlich häufig geschieht, einesteils, weil diese Länder immer moderner werden und folglich exportieren, und andererseits, weil Süd-Frankreich und Italien gar nicht genug Oel produzieren können, um alle Ansprüche zu befriedigen.

Unbekannt dagegen ist es deutschen Interessenten, dass die Juden-Ge­meinden in Palästina ganz vorzügliches, denkbar reines Speise-Olivenöl her­stellen, jedes Haus sein Quantum aus seinem Olivenertrag. Schlaue Händler kaufen den einzelnen ihr Quantum zu billigen Preisen ab und versenden dann die zusammengewürfelten Mengen zu wer weiss welchen Zwecken und unter f welchem Namen nach Europa. Dieses Oel, sogenanntes Heiss-Wasser-Oel, ist fett, schmackhaft, zu Speisezwecken selbst für Verwöhntere geeignet, ausgiebig und in der Farbe smaragdgrün. Jeder bittere Beigeschmack geht ihm ab, und das entsetzlicheLampenölige", was die Deutschen am Oelverbrauch in der Küche hindert, fehlt gänzlich. Das Oel könnte zu den allerverschiedensten in­dustriellen Zwecken verwandt werden, und es hat obendrein den Vorteil, neben absoluter Reinheit billig zu sein M

Verantwortlich für den redaktionellen Teil vonAltneuland" Dr. S. Soskin, Berlin. Druck von Pass & Garleb G.m.b.H., Berlin "W. 35, Steglitzerstr.il.