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neuen Bezugsquelle, nach Güte sowohl wie . nach Menge, eine wesentliche Vereinigung auf dem Rosinenmarkt eintreten muss. 1 )
Die nächste, unmittelbare und bald eintretende Folge der Hedschas-Bahn wird die Kultivierung des Ost-Jordanlandes mit europäischen Mitteln und nach europäischer Methode werden, eine Kultivierung, die auf landwirtschaftlichem Gebiet einsetzen wird, und es wird nicht mehr lange dauern, so spielen der europäische Pflug und sonstige landwirtschaftliche Geräte und Maschinen im Ost- Jordanland dieselbe Rolle, wie heute im West-Jordanland. Dies aber ist nur erreichbar durch die Hedschas-Bahn. Die Bahnveibihdung von Haifa nach der Hedschas-Bahn ist jetzt sozusagen fertig, und in wenigen Wochen wird man Maschinen in das Ost-Jordanland niederlassen, und ist bereits eine Gesellschaft von einigen Juden über den Jordan gegangen, um eben im Bereich der Hedschas- Bahn bei der Station Hammam Ländereien zum Zweck des Ankaufs in Augenschein zu nehmen. Auch dies ist eine Folge der Hedschas-Bahn und der erste Schritt def beginnenden Europäisierung; denn ohne das Vorhandensein der Bahnlinie würden diese kolonisierenden Juden gar nicht auf den Gedanken gekommen sein, in die verlorene, von Beduinen bewohnte Wildnis des Ost-Jordanlandes vorzudringen. Hinter dieser angeblich privaten Kommission aber stehen grössere Pläne des sehr tüchtig kolonisierenden und Ackerbau treibenden jüdischen Gesamt- Elements in Palästina. 2 ) Mit der ersten Juden- oder Übet haupt Europäer-Kolonie an der Hedschas-Bahn aber ist auch der Handel mit Europa da, nach beiderlei Richtung. In ihren nördlichen Strecken also, d h. bis nach c Akaba und den Grenzen des eigentlichea Hedschas, ist die Bedeutung der Hedschas-Bahn für den europäischen Exporthandel schon jetzt eine ausgemachte Sache, zunächst via 'Haifa-Hafen und nach Fertigstellung aller Verbindungen nördlich von Damaskus einfach via Konstantinopel ohne Schiffsbenutzung, wenigstens für viele Waren und für alle Eilgüter. Die Bedeutung der Bahn für den Handel mit Arabien selbst wird dann die jedenfalls nicht ferne Zukunft erkennen lassen.
Eine neue deutsche Erwerbung in Palästina.
In folgenden Ausdrücken meldet der „Grenzbote 1 * in Heidenheim von einer Vergrösserung des deutschen Besitzes in Palästina, die auch von fast allen übrigen deutschen Tageszeitungen mit Interesse verzeichnet wurde: „In Palästina ist in den letzten Tagen ein Kauf zum Abschluss gekommen, der für uns Deutsche und besonders für uns Schwaben grosses Interesse bieten durfte. Den Abschluss der
*) Die Rosinen von Es-Salt werden auch jetzt von in Jaffa ansässigen Firmen nach Europa ausgeführt. Zweifellos wird die Hedschasbahn auf den Absatz dieses Produktes günstig einwirken. Der Artikelschreiber geht aber entschieden zu weit in der Behauptung, dass durch die erhöhte Ausfuhr der Rosinen von Es-Salt eine Verbilligung auf dem Rosinenmarkt eintreten müsse. Vgl. auch den Artikel von A. Aaronsohn und Dr. S. Soskin: „Die Rosinenstadt Es-Salt« in No. 1 Jahrgang 1 dieser Zeitschrift. D. Red.
2 ) Die auf das Vorgehen der Juden im Ostjordanland bezüglichen Mitteilungen entsprechen leider nicht den Tatsachen. So sehr wir ein solches zielbewusstes Vorgehen begrüssen würden, so müssen wir jedoch eingestehen, dass die hier erwähnten Schritte zur Erwerbung von Ländereien im Ostjordänland unsererseits noch nicht gemacht wurden. Unrichtig ist noch die Behauptung, dass dieses vermeintliche Vorgehen auf die Hedschasbahn zurückzuführen wäre. Die Juden erwarben schon vor mehr als einem Jahrzehnt bedeutende Flächen im Ostjordanland. Auch wurden dort schon Ansiedlangen ins Leben gerufen, die leider aber später aufgegeben werden mussten. D. Red.