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dem Boden des gelobten Landes ihre theologischen Studien ergänzen zu können, betrug bei den letzten beiden Kursen jedesmal sechs. Nach den verheissungs- vollen Anfängen darf man auf eine segensreiche Zukunft dieser stillen Gelehrten­arbeit des deutschen Protestantismus in Palästina hoßen."

Palästinas Wohlstand.

Auf folgende etwas eigenartige Weise schildert Pater Placidus Lene in derKöln. Volkszeitung" den Wohlstand Palästinas:

Wegen seiner natürlichen Fruchtbarkeit wird Palästina genannt das Land, wo Milch und Honig fliesst. Auch im Jahre 1905 war diese Bezeichnung be­rechtigt. In dem zu Jerusalem gehörenden Bezirk (Kada) befanden sich rund 180 000 Stück Kleinvieh; denn wenn die Fellahin (Bauern) 90 000 zur Besteuerung angeben, so darf man getrost das Doppelte annehmen: Steuern bezahlt der Fellah nur ungern. Das Kada Jerusalem misst 2000 Quadrat-Kilometer, somit kommen auf je ein Quadrat-Kilometer fast 100 Stück Kleinvieh, beinahe sechsmal mehr als in Deutschland. Ausserdem ist viel milchgebendes Grossvieh vorhanden, wozu auch Kamele und Esel zu rechaen sind. Und nun zum Honig; berück­sichtigt man die Menge von Bienen wachs, welches in den Städten auf den Markt gebracht oder exportiert wird, ferner die Unmenge von Honig, die hier konsumiert wird, so kann man heute noch mit Recht sagen, Palästina ist ein Land von Milch und Honig. Steuern zahlt der palästinische Bauer nicht aus Vergnügen. Waren aber die von den Römern den Juden auferlegten Steuern nach Joseph Flavius drückend, dann noch mehr die heute vön den Türken geforderten. Wege-, Registratur-, Grund-, Ernte-, Tier-Steuer muss entrichtet werden, auch von den Christen und Juden, welche ausserdem noch die sogenannte Blutsteuer (Militär- Steuer) bezahlen müssen, die sich auf 16 Frcs. 25 Cent, für jeden männlichen Nichtmohamedaner vom 16.60. Jahre beläuft.

Pilgerzüge nach Palästina im Jahre 1905.

DieKölnische Volkszeitung" vom 3. März d. J. berichtet hierüber: ..Ausser den von Clark und Cook veranstalteten jährlichen Frühjahrs- und Herbst-Touristenzügen, an denen diesmal viele Katholiken und Priester als Wall­fahrer teilnahmen, sind Pilgerzüge von allen Enden der Welt im Jahre 1905 zum Heiligen Lande gekommen. Die ersten Wallfahrer waren die Amerikaner unter Führung der Bischöfe, von Brooklyn und Buffalo. Ihnen folgten die Kanadier mit den Bischöfen von Charlottetown und St. John und vielen Priestern. Das kleine Belgien sandte siebenmal seine Söhne und Töchter. Unter Führung des Prälaten Landsteiner erschienen die frommen Wiener. Das ferne Australien sandte auch sein Kontingent, wenn auch nicht gross, meist Priester. Brasilien blieb nicht zurück und erbaute. Türken wie Christen. Die jährlichen Pilgerzüge von Köln und Bayern erschienen mit gewohnter Pünktlichkeit. Ebenso die all­jährlich zweimal stattfindende Pelerinage francaise de penitence der Franzosen. Spanien war in stattlicher Zahl vertreten. Aegypten schickte zweimal Pilger, ebenso Mexiko» Alles überbot der Zug aus Mähren unter Leitung des Oberst Himmel von Agisburg. Zusammengesetzt aus Pilgern Belgiens, Kanadas, Hollands, Portugals, Schottlands, Amerikas und Mexikos, war die letzte Pelerinage de penitence. Auch gläubige Juden haben eine Pilgerfahrt in das Land ihrer Väter veranstaltet. 1 *