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standen und den Rücktritt von vier Aufsichtsratsmitgliedern bewirkten. Herr Kothe hatte neben der Leitung der Levante-Linie die eines Konkurrenzunternehmens, der Dampfschiff-Reederei Union, übernommen. Die Levante-Linie steht in Beziehungen zur Hamburg—Amerika-Linie, der Reederei Union gehört •die Firma Robert M. Sloman & Co. an; und da diese Firma Dampfer für Mittelmeer- und transatlantische Fahrten besitzt, war mit Recht von einer Konkurrenz zu reden. Herr Kothe zeigte sich in dem Inkompatibilitätfall als einen Mann, den weder Skrupel noch Zweifel plagen. Dieselbe Eigenschaft bewahrte er auch in einem Abkommen, das die Levante-Linie vor allzu schwerer Schädigung durch die neue Bremer Atlas-Linie bewahren soll. Der deutschen Schifffahrt ist die wirtschaftliche Erschliessung der Levante ja zum grossen Teil zu danken; der Levante-Linie hat diese Pionierarbeit einstweilen aber nur kargen Ertrag gebracht. In den vierzehn Jahren ihres Bestehens konnte sie nur fünfmal nennenswerte Dividenden geben. Wachsende Konkurrenz mit englischen, belgischen, holländischen, griechischen und türkischen Schiffen schmälerte die Einnahmen der Reederei, die ihren Dampferbestand trotzdem rasch vermehren musste, um den Anforderungen des Verkehrs genügen zu können. Sie schloss dann einen Syndikatsvertrag mit anderen Reedereien, deren. Schiffe hauptsächlich von Antwerpen aus den Dienst mit der Levante besorgten, konnte aber nicht hindern, dass die Sphinx-Linie, die von einer Antwerpener auf eine Hamburger Firma überging, ihr scharfe Konkurrenz machte. Man verständigte sich auch da schliesslich; aber der hastige Wettbewerb bleibt ein für die Entwickelung des Levanteverkehrs wichtiges Moment. Die Orientbank mit ihrer verkehrten Organisation und ihrem beschränkten Kapital konnte für die Levante-Linie nichts Wesentliches tun. Das wird mit den grösseren Mitteln der neuen Bank eher möglich sein; und Herr Kothe wird gewiss alle erreichbaren Hebel in Bewegung setzen. Wenn die neue Bank dem deutschen Orienthandel zu nützen vermag, braucht •Geheimrat Witting sich über das Scheitern seines ersten Planes nicht weiter zu grämen; er bleibt ja der Vater der Idee.
VERMISCHTES.
Der Sonnenmotor.
In den regenarmen aber sonnenreichen südwestlichen Staaten von Nordamerika beginnt sich namentlich zur Wasserhebung eine Maschine einzubürgern, welche infolge des fast gänzlichen Wegfalls ihrer Unterhaltungskosten auch für süd- palästinische, besonders sinaitische (Ei-Arisch-) Verhältnisse Beachtung verdient.
Der „Deutschen Kolonial-Zeitung w entnehmen wir die nachfolgende Beschreibung und Abbildung des Motors:
Der Sonnenmotor besteht aus Reflektor und Dampfkessel. Der Reflektor hat die Form eines Kegelschnittes mit 10,65 m oberem und 5,18 m unterem Durchmesser. Auf einer Flache von ca. 93 qm werden die Sonnenstrahlen aufgefangen und auf den Dampfkessel reflektiert, welcher, aus Eisen oder Kupfer -gefertigt, eine Länge von 2,74 m und einen Durchmesser von 30 cm besitzt, fest mit dem Reflektor verbunden ist und dessen Achse bildet.
Der Reflektor selbst besteht aus einem Stahlgestell, welches mit kleinen Spiegelscheiben ausgelegt ist. Er ruht mitsamt dem Kessel in Kugellagern auf