— 188 —
lieber der Zollbude Hess, weil sie ihm nun doch zu teuer wurde. Solche Waren werden dann versteigert, und der Kaufmann erhält einen lächerlichen Preis, meist aber nichts, denn der Ballen ist verschwunden. Wäre der Zoll von 8 % in gleicher Weise auf Giund genau beobachteter Tarife erhoben, er brächte genug ein. Die Einfuhr in die Türkei hat sich in ihren Haupthäfen und an den Grenzen in den letzten fünf Jahren wohl verdreifacht, und dennoch verspürt die Finanzkasse gar nichts davon. Der Raub an, Staatsgeldern wird eben zu allgemein betrieben.
Die Mächte müssten jetzt, wo sie die türkischen Wünsche nach Zollerhöhung erfüllt haben, auf einer gründlichen Zollreform bestehen. Freilich könnte diese auch wieder nur von europäischen Beamten — beileibe keinen Levantinern — durchgeführt werden, teils, weil dem Türken aller Sinn für Ordnung fehlt, teils wegen der jetzigen Besetzung der Zollämter. Das-Bakschisch- wesen muss ganz unterdrückt werden, und das ginge nur bei Anstellung von Europäern, und zwar von Nordeuropäern, denn sämtliche Mittelmeervölker sind mit der Bakschischverehrung erblich belastet. Das Uebel hat jetzt bei der dauernd anschwellenden Einfuhr eine solche Höhe erreicht, dass die Exportfirmen für gewisse Waren den Bakschisch, der ihnen abgepresst wird, nicht mehr zahlen können, wollen sie genügenden Nutzen haben. Die Zollkassen müssen — wie das jetzt in Mazedonien geschehen soll — der Banque Ottomane unterstellt und von Europa kontrolliert sein. Geschähe das alles nur ein einziges Jahr, man würde erstaunt sein über die dann aus den Zöllen eingehenden Summen. Es scheint, dass namentlich England geneigt ist, auf entschiedene Massnahmen zur Schaffung der Ordnung in den Zöllen zu dringen. Das wäre sehr erfreulich, und es läge ganz im Interesse aller Mächte, in dieser Sache gemeinsam vorzugehen und den internationalen Handel mit der Türkei vor der jetzt herrschenden Unordnung, Plackerei und Erpressung gründlich zu schützen."
Einfuhr von Petroleum über Beirut im Jahre 1905.
Die Gesamteinfuhr von Petroleum nach der syrischen Küste (Jaffa, Haifa, Akkä, Saida, Beirut, Dschouni, Tripoli und Aiexandrette) betrug im Jahre 1905:
495 000 Kisten zu je 2 Blechdosen, wovon auf Beirut und Dschouni 247 000 Kisten fallen (auf Beirut 217 000, auf Djouni SO 000). An der Einfuhr sind folgende Ränder beteiligt:
Amerika.........mit 304 000 Kisten,
Russland........„ 144 000
Oesterreich-Ungarn.....„ 47 000
Infolge der in Russland ausgebrochenen Unruhen war Batum nicht mehr lieferfähig und konnte sich daher an der Gesamteinfuhr nur noch mit ca. 20 % beteiligen, während es in früheren Jahren den gesamten Bedarf allein deckte.
Im Monat Mai hörte der Export von Batum gänzlich auf, und Amerika benutzte die günstige Gelegenheit, um das Beirüter Geschäft zu erobern.
Die Preise für russisches und amerikanisches Petroleum bewegten sich in den ersten Monaten des Jahres zwischen 4,20 bis 4,40 Frcs. bar pro Kiste, cif, syrische Küste; als aber die Ausfuhr von Russland vollständig aufhörte, fingen die Preise für amerikanisches Oel an, rapid zu steigen, so dass im September für- ^ gute Marken 6,50 Frcs. pro Kiste cif. bezahlt werden mussten.
Das amerikanische Oel ist dem russischen überlegen, es ist besser raffiniert, und die Verpackung ist eine vorzüglicher besonders die Marken der „Standard White Oil Cy K .