198

Bekämpfen: der jüdischen Gefahr jetzt mehr denn je scharfe Auf­merksamkeit, Bereitschaft und Aktivität anrat-en, so rufen wir unseren Freunden im Lande die ernste Mahnung zu, sich durch taktische Manöver unserer Gegner oder vermeint­liche Wohltaten der Dchntzgesetzgebung nicht lau stimmen und flau machen zu lassen.

Wer sehen will, w i e d e r a l t e G e i st n o ch l e b e n d i g ist, der lese dieD e u tschv öl ki s ch e n Blätter" vom Sonnabend, den 19. August, in denen Alfred Roth, der ehemalige (?) Geschäftsführer des deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, den S t ä a t s g er i cht s h o f aus -die" An­klagebank setzt und sich in der Rolle des Anklägers gefällt, als sei der Staatsgerichtshof eine Gemeinschaft von Schul­buben, um dann höhnisch auszurufen:

Solche Widerwärtigkeiten schrecken mich nicht: ja, ich weiß, sie werden mir geschickt, daß meine Kräfte daran wachsen, die gestärkt werden durch die ermunternden Zurufe treuer Freunde und tatkräftiger Gesinnungsgefährten im Reiche. Darum acht' ich all solcher Dinge gering, denn durch all dies Wetterleuchten hindurch selff ich das'Kreuz strahlen, in dessen Wahrzeichen wir zusammen bisher gekämpft haben und das dereinst als Sieges­zeichen dem geeinten deutschen Volke verkünden wird, daß es sich allen Hemmnissen Zum Trotz gegen Juda, den Weltfeind, sein Recht ans ei w D afei n u a ch bcn Gesetz e n seines d c n k s ch e n Lebenswille n s e r st ritte n h a t.

Alle A n z e i ch e u deute n d a r a n s h i n , da ß Inda s H errschastsgel ü st e zu g e w a l t t ä t r g e n A u s b r ü ch e n der Leidenschaft im deutschen Vater lande führen werde n."

Uns kann es nur recht sein, einen Gegner vor uns Zu haben, der sein wahres Gesicht nicht verhüllt. Die Glut des Hasses, die uns sichtbar umloht, ist uns lieber als das unter der Asche glimmende Feuer. So werden die unentwegten Herren Reventlow, Roth, Mulle und Genossen, ohne daß sie es wollen, die K a m p s e s s r c u b i g f e i t,i n u n s e = reu eigenen Reihen auch dort stärken, wo man sich bereits vereinzelt in der Sicherheit'des Schutzes für arme Verfolgte" wiegte und ans Abrüsten dachte, wie jenes wahre Geschichlchen aus dem Oldenburgischen lehrt.

K. 8cd.

DeMokrstre rmö Iuöstrhsß.

Eine Unterredung mit Staatsrar Jan Fegier.

Der Führer der Demokratie in NordweftdeutschLand, Herr Staats­rat I a n Fe g t e r , hatte die Liebenswürdigkeit, unseren A. Sch.* Mitarbeiter, der sich auf einer Informationsreise in Ostsriesland und Oldenburg befand, in Norden Zu einer Unterredung Zu empfan­gen. Der in allen Teilen Deutschlands wegen seines geraden und offenen Sinnes geschätzte demokratische Landwirt beantwortete die an ihn gerichteten Fragen wie folgt:

Ist es wahr, daß hier und da auch in den Reihen der offiziellen demokratischen Partei aus wahltaktischen, gesellschaftlichen- oder anderen Gründen Stimmen laut wurden, die mehr oder weniger als eine Verbeugung' vor derantisemitischen Volksströmnng" auj- gefaßt lverden muhten?

Was ^ie mit dem Ausdruck ossiziell meinen, ist mir nicht ganz klar. Wenn dabei an die führenden Personen gedacht ist, so ist die Frage Zu ver ne i ne n. Anderseits ist zuzugeben, daß im übrigen gelegentlich auch in demokratischen Kreisen eine gewisse Zurück­haltung . der jüdischen Parteifreunde in ihrer politischen Tätigkeit gewünscht und diesem Wunsch Ausdruck -gegeben wird, und zwar aus den gleichen Gründen, aus denen diese selbst vielfach glauben, solche Zurückhaltung schon von sich aus üben zu sollen. Das hat mit Antisemitismus nichts zu tun und auch nicht mit Wahltaktik, sondern entspringt der . Erwägung, daß die Gegner mit Vorliebe die Diskussion von den brennenden politischen Fragen der Gegenwart aus demagogische Abwege zu führen suchen und jeden Vorwand be­nutzen, um unbequemen sachlichen Erörterungen anszu-wcichen, den politischen Kamps zu verbittern und die ihnen geläufigen und als zugkräftig- geltenden Schlagwörter an den Alaun zu bringen."

Sind Demokraten, die dem Judenhaß auch nur neutral gegen­überstehen, nicht Lcheindemokraten?

Ich kann nicht glauben, daß es Demokraten gibt, die der anti­semitischen Bewegung gleichgültig gegenüberstehen, weil diese den fundamentalen demokratischen Grundsatz der staa t sb ü r g e r l i che n G l e i ch b c r e ch r i gn n g v ersetzt und damit offensichtlich eine Gefahr für unser innerpolitisches Leben be­deutet. Die Art und Weise, ihr enrgegenzutreten, bleibt jedoch dem einzelnen überlassen. Und ich kann nicht so weit gehen, die Zuge­hörigkeit zur Demokratie danach zu beurteilen, mit welchem Tempe­rament die Abwehr im Einzelfalle, erfolgt."

Die deutschvölkische Bewegung gebärdet.sich, um im Interesse ihrer Auftraggeber die Massen der Bevölkerung einfangen zu tonnen, demokratisch. Wie wird sich die wahre Demokratie gegen diesen unlauteren Wettbewerb weiter wehren?

Es läßt sich Leider nicht verhindern, daß di-e Gegner mit dem Wort und Begriffdemokratisch' Mißbrauch treiben. Wir müssen

hoffen, daß wachsende politische Einsicht es lernt. Wahres und Falsches zu unterscheiden. Wieviel aufklarende Arbeit zu leisten ist, weiß ich zur Genüge, und nicht nur, soweit es die. vorliegende Frage angeht. Ebenso verkenne ich nicht, daß in dem Komplex.von Fragen, mit denen wir zu tun haben, gerade diese nicht vergessen werden darf."

Was könnte geschehen, um Ihre Berufskollegen in der Land­wirtschaft über die vatertandzerstörende Tätigkeit der Haken- kreuzler auszuklären?

Ob gerade bei den Landwirten die Sache schlimmer steht als sonst, weiß ich nicht. Ich würde es lebhaft bedauern, wenn dem so wäre. Allerdings befürchte ich, daß die antisemitische Bewegung ganz dazu angetan ist, den beklagenswerten Gegensatz zwischen der städtischen und ländlichen Bevölkerung ungeheuer zu verschärfen. Es wäre ein Unglück, wenn beide Teile erst aus Schaden klug würden. Denn bei all dem Schweren, das wir zu tragen haben, könnte dieser Gegen­satz die Widerstandskraft der Gesamtzeit bis zur wirtschaftlichen und politischen Ohnmacht schwächen. Den Antisemiten ist dies anscheinend gleichgültig oder gar erwünscht. Ich meine, die Aufklärung muß gerade diese mittelbaren, aber darum nicht minder verhängnisvollen Wirkungen der Hetzereien ins Auge fassen."

I

Ter Prozeß des A u s e i n, a n derfa>l l e n s d s-r D e it; t s ch na t io n ale n Volksparte i und der Umwandlung des anti- semjdL'iischerr-de-ntschvölki-schlen Flügels in eine sMstänldlvM antiiMMi- schie Reichsparter schrecket zwar. sivmigsMueV vorwärts, als man noch vor wenürM Wochen erwartet Hatto, allein nach MiittLriluingM der eingew-ethten Kreise besticht dür Kluso uinvoründsvt fort, so daß die TeAuiNig der PartA» ,a»ls Tatsache der nahen Zutuns t betrachtet wer­den muß. Während es früher die deutschvöLkffchen Führer: waren, dij2 aus den Exodus i'hre,r Anhänger und die schnelle »ldrung der neuen ^lnrli'semjckenpartieii gedrängt hajiien, ist es jetzt der sogenannte chr-istlichsoziia-^ Flügeh der ein weritisrss Zuinmanjeuaribeiten mit- den TeüüLschvölLi'schein unite-v allers Umständsn atzl.ehnt. In dem; chrMüch- s.oA'aLen OrganAuswärts" veröffentlicht der chvistlichsozilale Führer Pastor Jäger (Bethel,) einen Ausrus, i,n deiner eine weitere Pairtelibitdiuchg mjet den»unchlristlichrn und unsozialen" Teniffch- völkischeni atzliehnt und eine rein» chriWchfoziatze Partzeii fordert. Es ivird min vom chriWichsozialenl Flüi^el sine RLickMoniferenz an- gestr!?,bt Uiniv die For.dierunjg gestellt, dast bis zu dieser Komi-erearZ die Tentschvölkischein a>uszuscheiden hasten-, sonst würden die Christlich- sozialen! ihrerseits diie Konsequenzen ziehen und ihre emone Renchs- pairtsü Dichss A-uMmten des chriiMchisozijaien Kügels hat

die Krisis .iniNmchBb dev DeuMMMtriontalM Vol.kspartet wieder abut werden lassen.

Ur^iversttätsp-roftsso-r. Tr. Re i nte (Kiel), der: im früheren HerrenhamA zu den' Rechtspiartei'en» zählte, setzt- sich iimTarg" in scharfen Worten mit der antissmijKschiesn Bewegung als einer Aus-- artunig im RastenthLoriio ansiciinander. Aus Wk unjgLhMrliche Ver:- loiair-ung hi'Nwe.ifeüid, voelchie die .anhiftMiitischls Hetze in unreifen' und zur Zügellosigkeit gsrnWopLni Kopsen «erzmA, schreibt er n. ar:

Die von dejv anliisemiitlischejn Presse, ansgestreute Drachensaat ist asusigeMNigen: diiir AsttMtate ajuf Ra-t-hena u, ans Harde n, ans Max War bür g zeiigM M LeiuEch. Wenw das erste leider v'ölllig, das zweite mwoillkommM. das driitte Mir nicht zur. Aus- füh.ruüvg selangli?, so ist doch der CM«, dsimr aDS drm HsandluMgen entsprangen, im gleiiich^. Mvn mvjg über HairLiens PoliiDW Stellung' dienten^ rviie man will der UetzerAll dies wehrlosen ÄpazieraäuMrs war eine sorge Gemevnhstt. Rathenan und Werburg (betztM-v einer der odielstein und ceachtetzstjen- Mänmsr HanchuriB) haibm atzen dem, deutsche.rv Voltzs iw schwerster Zeit große Dienstjr geleistet, und Wertvolles wirr von ihnen, zu er- warte-ni. Immer, würden ist es -LjwnlneindS Schaarr, diw jeden Deut­schen eraMirftns m-uiß, lvenw er darirn denkt, daß düese Alänner zwn>

- Opfer arckifemiitischer. UeLerspanjutzheit auserkorjen warein>. D i e Antisemiten- find auf dem Wege, zum Fluch T c w t s ch l a n, d s z n w e r t e ir."

*

TieGI a d buche v Zeit n n g", ein Orjgainr der D e u. t s ch e in V o lkspiOir. $ei, zit.ii 2 ir.tj imiihrer Nummer vom 10. Au'Mst ausführ­lich einen Artikel, den der Abgeordnete Dr. Düringer, der kürzlich aus der deutschnationalen Reichstagsfraktion ausfchied, im Tag" veröffentlichte. Düringer sagt dort u. a.:

' ,AVeinv Pardeir hat die KiurzsichtüKLÄ beigamMr, den Anti- sem-wisstn-us zum Pirrteiprograriun zu erheben, auch däe dsutsch- naLionale Partei nicht, solange sie unter der Führung von Männern! wie Grus Pofadowsky wnd v. Delbrück stand. Erst unter der Führung von Hergt und Westarp ist dieser Siauidpunkt immor meh-r verlassen ww-rdru und der AutiHemstisimiu-s dev Partei hat seither, mume.r schär,Mo Formen» auMwuMneu. An Stelle des wvrckMls ben-echtiigteu CiiMretenjA fü,v deuckschje Kubtur, GijMNM-t und ^Sickte ist der le»ideinschpMche, he-mmuniMop PairiBi- und- Rasseuhaß herrschend geworden. E s g e n ü g t nicht, daß m a n die politischen Attentat-e verurteilt. Man muß den G e i st a,its s chal L e n , a u s de m\ i i e g&b o r e n. find. Der Haß macht auch in der Politik blind. Die Erkenntnis, daß es