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A if( f e f s. orex a m c ti berufe n wurde, der er. bis zunr Jahr«! 1921 angehörte, auch wurde ihm in dieser Stellung, im Jahre 1912 der Geheimrats.tit.eb verliehen. Im Jahre- 1915 wurde er auch wegen der R e f o x ni d e r I u st i- z verwaltun g. g u t a ch t - Lich gehö r t.
Eugen Fuchs war der g e b o- reue Jurist i n. d e r h. ö ch> st e n Bedeut u. n g d i e s e s) Wortes: Er war der Mann des Rechts, dessen Wächter und Hüter. Sein bis ins feinste ausgeprägter Recht s- sinn war es, der ihn ohne Rücksicht auf den äuge ublickli che n Erfolg hineinführte in den Kanrpf um die Wahrung der staatsbürgerlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung der Juden, für den er die Waffen schmiedete, um das Recht seiner Glaubensbrüder nicht verkürzen zu lassen und jeden Angriff abzuwehren. Nichts verletzte sein -starkes und uubengsmnes Gerechtigkeitsgefühl mehr aD der Bruch des Gesetzes durch Umgehung der gesetzlichen Vorschriften! i m V e r w a I t u ngsw e ge, wie dies in Perfider Weise jahrzehntelang in Preußen gegenüber den jüdischen Anwälten und Lehrern gehandhabt wurde. In seinen gesammelten Werken und Anssätzen, die vom Ce ntr at»Verein unter dem Titel: „Um Deutschtum und Judentum" herausgegeben sind, zieht sich wie ein roter Faden der ihn stets leitende Gedanke: „Recht muß r e df) t bleibe n". Und dafür setzte er fein ganzes juristisches Können mit voller Kraft und mit voller Seele ein.
Er war ein großer Jurist und ein großzügiger Mensch von wahrem Adel und wahrer Lauterkeit der Denkart, von edler Vornehmheit in der Gesinnung und liebenswürdigem Wohlwollen gegen seine Kollegen, auZgestattet mit, hohen Geistesgaben und einem unbestechlichen Gerechti.gke-itsgefüh'l. Sein Andenken wird in der deutschen Juristeuwelt nicht erlöschen,
Denn wer den Besten seiner Zeit genug
Getan, der hat gelebt für alle Zeiten,
Um Deutschtum unü Judentum.
Eugen Fuchs Reden.
Welch glückliche Fügung, daß Eugen Fuchs' Reden und Aussätze aus den Jahren 1894 bis 1919 im Februar 1919 von Leo Hirschseld gesammelt und hernusgegeben*) wurden. So liegt seine weg- und zielweisende Tätigkeit für den Central-Verein vor unseren Augen; so sehen wir an der Hand seiner Worte und seiner Aussätze die Geschichte des C. V. und seiner Ideen werden. Sechs Hauptabschnitte (Zur Geschichte des Central-Vereins; Antisemitismus; Zionismus; Organisation; Allgemeines; Gegenwartsfragen) gliedern das Material.
In einer Versammlung am 16. April 1894 erstattete Engen Fuchs als Vorsitzender der R echt sschutzko mmissi o n den ersten Rechenschastsbericht. Ter Verein bestand kaum ein Jahr. Erst seit Dezember 1893 hoch die Arbeit der Kommission beginnen können. Und doch hat sie in den wenigen Monaten Achtungge-bieteii- des geleistet. Klar scheidet Engen Fuchs das Material:
„Indem ich Ihnen das Material unterbreit^ das uns in der Rechtsschutzkonunission beschäftigt hat, werden Sie, meine Herren, selbst in kurzem sehen, wie die einzelnen Sachen liegen, wie es Fälle gibt.
wo der Kampfohne Rücksicht aufdenErsolg geführt werden muß, weil Ehre und SeLbsterhaltuna den Kampf aufzwingen und große ideale Güter in Frage stehen, sodann Fälle,
wo jede Aufwendung von Muß und Mühe übel angebracht und ein zweckloses Vergeuden von Kraft ist, wo der Verein daher an sich selbst eine Sünde beginge, wenn er gewisse Angriffe auch nur des Federstrichs einer Abwehr würdigte, und schließlich Fälle,
die an und für sich zwar ein Einschreiten erheischten, die aber nicht Ausgaben des Rechtsschutzbureaus siud, weil eine Abhilfe weder von den bestehenden Organen der Rechtspflege, noch von den sonstigen Institutionen des Rechtsstaates, sondern lediglich von der Aufklärung und Veredelung der Massen durch Wort und Schrift zu erwarten ist, eine Ausgabe, die sich gleichfalls der Verein gestellt hat.
Hier die leitenden Gesichtspunkte zu finden, ist, wenn auch im Anfang hier und da ein Mißgriff und eine falsche Schätzung des Falles vorgekommen sein mag, selbst die bisherige Arbeitszeit und der bis heute vorliegende Arbeitsstosf ausreichend ae- wesen, und ich glaube, nach Vorlegung des Materials werden Sie alle selbst bald heranserkennen, wo' und wann uns Ihre Mitarbeit und Ihre Streitgenossenschaft erwünscht ist, und wie dieselbe sich betätigen kann.
Von neuem möchte ich nur noch betonen, daß wir für Anregungen unserer Vereinsmitgtieder in allen Fä,en dankbar sind.
*) Cu g en j'v u ch s: „Um Deutschtum und Judentum". Gesammelte Reden und Aufsätze, herallsgegeben im Austraae des Central-Vereins deutscher Staatsbürger indischen Glaubens, von Dv. Leo Hirdeld Berlin. Verlag I. Kaufs mann. Frankfurt a. M.. 1919.
und daß es uns lieber ist, wenn uns die Prüfung und Begutachtung, ob einznschreiten oder nicht, an getragen wird, als das wir unsere Glaubensgeu>ossen indifferent an, den Erscheinungen der antisemitischen Bewegung vorübergehen seheri."
Interessant und lehrreich ist Fuchs' Kennzeichnung der Grundsätze, die in den Bescheiden dev Staatsauwaltschast mit ziemlicher Regelmäßigkeit wiederkehreu:
a) Bei Beleidigungen des einzelnen oder mehrerer oder einer größeren Gesamtheit von Juden wird nicht eingeschritten, weil es am öffentlichen Interesse fehle.
b) Bei Beleidigung „alter Juden ohne Ausnahme" wird nicht eingeschritten, weil /der Kreis zu groß -und unbestimmt fei und nicht erhelle, ob gerade der Antragsteller getroffen werden- sollte unb getroffen worden ist.
e) Bei Angriffen gegen den Talmud wird nicht eingeschritten, weil er weder allgemein anerkanntes Religionsgesetz noch Einrichtung oder Gebrauch der jüdische Religion sein soll und auch dem Angreifer das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit gefehlt habe.
ä) Bei Angriffen gegen das Judentum wird die Mweisung der Strafanzeige damit motiviert, daß die Juden nicht als Reli- gionsgesellschast, sondern als Volk gemeint seien.
e) Bei direkten Religionsbergeheu, wo der oben- gedachte Al> weisungsgru-nd' ausgeschlossen ist, lvird hervor ge hoben, , daß nicht schon jede Beleidigung eine Beschimchung fer, 'daß hierzu nur Ausdrücke besonderer lästerlicher Frivolität t gerechnet werden dürfen, und daß Ausdrücke, wie „iuteruational oer- schoorene Vetrügergesellfchast" noch nicht genügend lästerlich sind.
f) Bei Aufreizungen zum Klassenkampf lvird ein Einschreiten abgelehnt, lveil die augrissenen Schriften ja bisher noch ni# den öffentlichen Frieden gestört hätten, und eine naheliegende Möglichkeit der Störung 'nicht anzunehmen sei, nfw.
„Das sind, meine Herren, die üblichen und fast regelmäßig wiederkehrenden Abloeisungsgründe. Sollen lvir uns bei ihnen beruhigen? Wer dazu rät, der meint es nicht gut mit .der Sache des Judentums, oder er hat kein Verständnis für jenes große und wahre Wort unseres größten deutschen Juristen: „Im KamPse sol lst du dein Recht finden I". Ja, wenn
ich glaubte, daß es der deutschen Staatsanwaltschaft an
Gerechtigkeits- und Rechtssinn fehlt, dann würde ich dem
Kampfe widerraten. Denn nur gegen den bösen Willen, nicht gegen die mangelnde Erkenntnis kämpfen in der
Jurisprudenz selbst Götter vergebens. Aber da ich der felsenfesten Neberzeuguug bin, daß nufere Behörden- unparteiisch und gewissenhaft nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, so bleibt mir nur die Annahme übrig, daß die für uns unannehmbaren Bescheide der Staatsanwaltschast in unzutreffenden Auffassungen von dem Wesen des Judentums, in gewissen aus dein Schoße der Vergangenheit überkommenen Traditionen und Vorurteilen ihre naheliegende Erklärung finden. Und diese Annahme berechtigt zu der Hoffnung, daß, wenn lvir In dem Kampfe gegen Traditionen und Borurteilen nicht u>achlassen werden-, der gute Wille der Behörde schließlich sich der besseren UeberzeiMMg nicht verschließen wird. Der Kampf ist mühevoll, aber notwendig."
Auf der ersten Telegierten-Versammlung unseres C. V. am 6. Oktober 1895 hatte Eugen Fuchs „den ehrenvollen Auftrag, den Z w ecken u n d B e st r e b it n g c n, die uns zusammengesührt haben-, das Wort zu leihen und die Beratungen darüber einzu- leiten, was zu hm not ist". Treffenden Ausdruck finden seins Gedanken und Erfahrungen über die „Abwehr". Eine Freude für den, der im Kampf steht, zu- wissen, daß die meisten der Ausgaben, deren Erfüllung unser Meister fordert, inzwischen Wirklichkeit geworden sind.
„Die Abwehr erschöpft die Kräfte ,des einzelnen. Der einzelne hat weder die Zeit noch die Fähigkeit, in diesem Kampfe zu bestehen; er erlahmt vorzeitig, und er kann unmöglich das gesamte Material beherrschen, das notwendig ist, um den Ungrund der Verleumdungen, die Lügenhaftigkeit der Vorwürfe^ zu entkräften. Immer unb* immer werden von antisemitischer ^eite alte und längst widerlegte Beschuldigungen aufgetischt. Es tut not, um den Ungrund der Bewegung ein für allemal zu beweisen, die wahren Ursachen der Bewegung anfzudecken, an der Hand historischen und statistischen Materials'in gemeinfaßlichen ^Darstellungen die ^Unwahrheit jener Vorwürfe bloßzustellen, daß die Juden von jeher schwerer körperlicher Arbeit abhold gewesen, Handwerk, Ackerbau und Kriegsdienst nie geübt, immer nur Schacher und Erwerb nachgegangen' seien, von jeher das größte Kontingent des Verbrechertums geliefert, und, solange eine Geschichte der Juden bestehe, von den anderen Völkern gehaßt intb verachtet gewesen seien. Es tut not, den Behörden die Gefahren vor Augen zu führen, die der Antisemitismus im Gefolge hat, die Belege dafür zu erbringen, wie er nichts anderes ist als eine V o r f r u ch t des Anarchismus, die nicht bloß das Judentum, sondern in weit höherem Grade das Gesamtvaterland bedroht. Das vorhandene Material nach dieser Richtung hin Zusammenzufassen, durch Wort und Schrift, durch Rede und Flugblatt in populärer Darstellung unter die Massen zu bringen, wird ein Wer? unseres Vereins sein. Es sind das große Aufgaben, die zum Teil bereits in unseren Druckschriften und Vorträgen in Angriff genommen sind."
Aus dem „Rückblick aus die zehnjährige Tätigkeit" des Central-Vereins (2. Februar 1903) sei eine Stelle wiedergegeben.