2 Menschheit " , ix h . die größere Gemeinschaft , in die die ein¬ zelnen Nationen als gleichberechtigte und das Recht der anderen anerkennende Glieder sich eirwrdnerr sollen , ist von vornherein fertig vorhanden , sie münerr geschaffen werden in be¬ ständigem Einfluß , in unablässiger ^ elbsterziehung des einzelnen zn jenem richtigen und wahren nationalen und persönlichem Setbstbewußtsem , das die Achtung vor dem anderen zur ersten Grundlage hat . Nichts aber ist mit dieser wahren nationalen Gesinnung unverträglicher als der Dünkel eines nationalen Hochmuts und einer nationalen Orthodoxie . Nationale Ge¬ sinnung heißt jene Eesinnnug Pflegen , in der wir für jeden anderen und sein Recht eintreten , der mit uns in Sprach - und Schicksalsgemeinschaft und damit in kultureller und nach staat¬ licher Form verlangender Gemeinschaft lebt , wie MenschheiLs - gesinnung bedeutet , in jedem anderen das Menschheitsrecht achten ; eines ist die notwendige Erweitertmg und Ergänzung des anderen . Eine „ nationale " Gesinnung , die irgendeinen der Schicksals - und Sprachgenosien , weil seine Rase oder seine Ab - stanmnlng oder seine politische Ileberzeugung nicht gefällt , aus - schließen und verfemen will , ist eine ebensolche Sinnlosigkeit und Ungerechtigkeit , tute eine „ Menschheitsgesinnung " es wäre , die einen Teil unserer menschlichen Mitbrüder zur Paria - eristenz verurteilte . Und hier Liegt für uns — ich spreche von einer großen Gruppe Deutscher und Nichtjuden , zu der ich mich rechne — die Bedeutung des Kampfes gegen jede Form des Antisernitis - mus . Seine Ueberwindung ist eine Forderung der Gerech¬ tigkeit . Sie ist eine Konsequenz wirklicher nationaler Ge¬ sinnung , im Gegensatz zu einer solchen , für die das Interesse der „ Nation " nur ein Aushängeschild für Klassen - und Partei - interesien ist . Sie ist für den Christen — auch Becker hebt das hervor — eine Forderung seiner Religion . Sie ist aber zugleich noch mehr als alles dies : sie ist das wichtigste Symbol für die im Sinn und G e ist d esj en , was werden soll , des neuert Europa , der neuen Menschheit geforderte Erneuerung und Vertie¬ fung des nationalen Bewußtseins . Jenes nationalen Bewußtseins , das ein Ruf zur Einheit und ein Band der Liebe sein muß , der Grund einer festen Solidarität , aus die sich dann die umfa > ; endere der neuen Menschheit aus¬ bauen wird , anstatt eines Rufs der Entzweiung und des Krieges . Das „ Komm zu uns " , nicht das „ Du gehörst nicht zu uns " soll aus dem Gedanken des Nationalen klingen ; werbende Kraft , nicht spaltenden Haß soll er gebären . An der Ueberwindung des Antisemitismus muß und soll sich diese Wandlung , deren Deutschland , deren Europa bedarf , zuerst bewähren . Auf Weihnachten ist Neujahr gefolgt . Und wie Weih¬ nachten , so regt uns das neue Jahre zu Gedanken über das - Kommende , das Werden des neuen Geistes an . Wie seit vielen Jahren nicht mehr sehen wir diesmal mit erwachender Hoffnung in die Zukunft . Und wir warten und hoffen aus die Jugend , die dieser Zukunft den Weg bereitet und der diese Zukunft gehört . Schwenkung ües Stahlhelms . Auf Grund des Materials , das mir seinerzeit vorlag , habe ich in ^ Nr . 50 der „ C . V . - Zeitung " vom 10 . Dezember 1926 den Stahlhelm als theoretisch neutralen Verband in seiner Stellung zur deutschen Judenheit bezeichnet . Die Schrift - leilung hatte in einer Fußnote auf die Notwendigkeit der Ueberprüfung der von mir : gegebenen Charakterisierung hin¬ gewiesen . Nunmehr hat der Stahlhelm den in der Bnndesvorstandssitzltng für den Front¬ soldaten Lag 1922 fest gelegten Grundsatz der Neutralität aufgegeben . Die Bundesgeschäftsstelle hat ganz neuerdings zu der aus der Bundesvorstandssitznng in . Düsseldorf am 2s . Mai 1926 beschlossenen Neufassung der Satzungen eine zusätzliche Anordnung getroffen , wonach Mitglieder Vcs Stahlhelms nur deutschstämmrge Männer werden können . S U . ^ ^ uutach meine Ausführungen in Nr . 50 der D . - Zeitung " berichtigen und den Stahlhelm als a n t t se m t t r s ch e n Bund bezeichlten . . Bezüglich des Jmtgdo liegt meines Wissens die Notwendig¬ en erner Aenderung meiner Auffassung nicht vor . Polizeipräsident Dr . Meuzcl ( Magdeburg ) . Ueujahrskun - gebungen . Reichspräsident und Reichskanzler an das deutsche Volk . — Die Wehrmacht dient dem ganzen Volker — Stärkt die Autorität des RechLsr — Völkische Ver - geltrrngsplärre für L9S7 . — Die N . L . D . A . vergrößert sich . — v . Graefes trojanisches Pferd . T - er Reichspräsident v . HindenLurg sowie der Reichskanzler Dr . Marx Huben wie immer an dem feierlichen ersten Tage des neuen bürgerlichen Jahres sie bewegende Gedanken und Gefühle dem deutschen Volke als Ernmnterung und Mahnung ans Herz gelegt . In erhebenden Worten hat der Reichspräsident die deutschen Parteien und jedes einzelne Glied des deutschen Voltes auf - gerufen . das Wohl des Vaterlandes über den ctreit d er M einung en zu stellen . Wer empfände diese Worte tiefer als gerade wir jüdischen Deutschen , denen von einem beachtlichen Teil des deutschen Volkes in Unkenntnis , Ueberheblichkeit oder bösem Willen das deutsche Vaterland abgesprochen wird und denen Gesinnungen unterlegt werden , die man nur schimpflich und vaterlandsschädlich neunen kann . Nicht Redeschwall noch Verketzerung anderer macfjeit die Vaterlandsliebe aus , sondern die worllose Hingabe an das grobe Ganze , in der das deutsche Judentum keinen : anderen Bevölkerungs - teil auch nur im geringsten nachsteht . Auch an die Wehrmacht sind die üblichen Neujahrserlasse er¬ gangen . Der Chef der Heeresleitung , General H eye , spricht es aus , daß die Reichsrvehr dem ganzen deutschen Volke gehört und keiner Partei zu Tiensteu sein will . Das Verdienstliche dieses Ausspruches in allen Ehren ! Gewiß wird von unserer Leite nichs geschehen , was das notwendige Vertrauen des Volkes zur Reichswehr untergrübt . Aber wir können dabei nicht übersehen . daß die V ö L L i f ch e h plan¬ voll seit langem dabei sind , die Reichswehr mit ihren Anhängern möglichst stark zu besetzen , sie jedenfalls ihren Gedantengängen geneigt zu machen . Die unbestrittene Tatsache , daß die Ergänzungen der Reichswehr zum Teil auf Empfehlungen des Vorsitzenden der völkischen Vereinigung Olympia stattsanden , hat mich in deutsch - jüdischen Kreisen ernste Besorgnis erweckt . Wir hoffen zuversichtlich , daß der Wille der nraßgebenden Heeresstelle die Reichswehr nicht zu einem politischen Instrumente völkischer Prägung sich auswachsen laßt . Warme Worte hat der Reichspräsident dem Reichsj uft ta¬ rn litt ft er gewidmet . Wer unterschriebe den schönen Satz . der in dem Schreiben zu finden ist . Lieber als wir : „ Tie Autorität des Rechtes zu stärken im Verhältnis der Völker wie der verschiedenen Volks¬ schichten und der einzelnen Volksgenopen zueinander muß aller Ziel sein ! " Wenn auch manche Klage , die wir auf dein Gebiete der Rechtspflege zu erheben hatten , abgeftellt ist , — noch vieles bleibt zu tun , um zu vermeiden , daß das Vertrauen zur deutschen Recht¬ sprechung in jüdischen Kreisen nachlaßt . Unser Centralverern wird auf diesem Gebiete in nächster Zeit wichtige Schritte tun müssen . Von beachtlicher Bedeutung sind die Betrachtungen , die unsere völkischen Gegner zum Jahreswechsel anstellerr . Tr . Karl H o p p tu a tt n , der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der völkischen Akademikerverbünde des deutschen Sprachgebietes , erläßt eine längere Kundgebung an die deutschen Akademiker , in der es heißt : , Mir setzen gegen Schmach und Enttäuschung erneut den belebenden Willen zu unserem von wahrer völkischer Gesinnung getragenen großdeutschen dritten Reich , das aus langer Schande und Nacht geboren werden wird . " Jeder von uns wird , „ ein Deutschland hoch in Ehren " wünschen nnd wird dafür freudig arbeiten . Für das Reich „ völkischer Gesinnung " aber vermögen wir wahrlich nicht einzutreten, - denn solche völkische Gesinnung ist volksspaltend und daher Vaterlands - schädlich . Die Völkischen Pläne in ihrer wahren Gestalt enthüllt deutlich die „ D eu tsch e Wochenschau " in einer Sonderausgabe , Nr . 1 , vom Januar 1927 . Wörtlich schreibt das dem Ludendorff - Kreise nahe¬ stehende Blättchen diese Ilngehenerlichkeiten : . . Es ist müßig , zu hoffen , diesem Kampf auf Tod und Leben aus deut Wege zu gehen . Wer Wind säet , der sott Sturul ernten . So kann es sehr wohl so fommcn , daß einstens der deutsche Arbeiter , der nach Judas Plan sich auf die eigenen Volksgenossen stürzen sollte , um deren Leben und Gut zu rauben , seinen grimmigen deutschen Zorn gegen diejenigen aus¬ toben . laßt , die auch ihm alles nahmen . Unsere Propaganda gilt der Aufklärung ; aber sie gilt auch der Vergeltung , was wir aber zu vergelten haben , das ist nicht weniger als den Tod von zwei Millionen deutschen Brüdern . Zu vergelten haben wir die Schuld Judas und seiner Vasallen ! Denn : mit seinem Gclde finanzierte der Weltjude jene „ Eutcntepropaganda " , welche die Erdrosselung des schassenden Deutschlands zum Ziel hatte . " . Am Schluß dieses freventlichen Ausrufes findet sich ein Ausspruch , der bei den Teutschnationaleu keine angenehmen Empfindungen aus - lösen wird . Es heißt : „ . . . Uns hilft kein Kämpf gegen einzelne Par¬ teien . Die Front der Börsianer und Wrsenkuechte , die Front der überstaatlichen Geheimbünde mit ihren : verbreiteten Netz voll Kanälen reicht in Deutschland von den Kommunisten bis rechts ; von Thälmann bis Stresemann , bald wohl bis Westarp ! " Lehrreiche Aufschlüsse gibt der K a m p f r u s der National - s o zi allsten für 1927 im „ Völkischen Beobachter " ( Nr . 304 ) wrrd über die Arbeit der Nationalsozialisten offenbart : , . - r,re Hauptgeschäftsstelle in München mußte um mehr als das Drei - |