enmtl Serlin , ö . September 1 - L - VIII . Jahrgang * Ar . 36 Einzelnummer 20 Pfennig Plätter sürpeutsckkur ^ unöluoenMm BierteliahrsaLonnement 2,50 RM . ( zuzügl . Bestellgeld ) vraan öes LentnüLerems bcutscster Staatsbürger iübiÄrea olauvens ' Ä » ? ^ 1I ^ 8rri8lri8 Lsiruri ^ ciss orrclsririrnris Verlag und Schriftleitung : Berlin SV 68 . Lindenstr . 1 » . Amt Dönhoff 3594 , 3505 . Postscheckkonto : Berlin 30472 . Bankkonto : Dresdner Bank . Wechsel » stube G , Berlin 8 ^ V 68 , Lindenstraße 7 , und von Holdschmidt - RothschUd & ( So . , Berlin W 8 . , . Alleinige Anzeigenannahme : Annoncen - Expedition Rudolf Mosse , Berlin 8 ^ V1v0 , und deren Filialen . Anzeigenpreise : 0,90für die 7gcspaltene Zeile nach Rudolf Mosies Normalzeilenmesser Nr . 4 , Familienanzeigen und Stellengesuche ( nicht Stellenangebote ) für Mitglieder des Centralvereins 0,45 die 62 nun breite Reklamezeile JcM . & * Lei - und Sorgen im Heiligen Land . I » Palästina , auf das sich die Hoffnung so vieler bedrängter uud verfolgter Juden aus alle » Ländern richtet , wüten Pogrome : Weit über hundert jüdische Menschenleben sind schon vernichtet worden , und noch immer ist das Ende der Freveltaten schwer abznsehen . Tiefstes Mitgefühl ergreift nicht nur jeden Inden , sondern jeden gerecht Denkenden Menschen , der die Nachricht über diese - > Tötung friedlicher und arbeitsamer Menschen vernimmt . Wir bedauern auch diejenigen Araber , die , von verantwortungslosen Führern ausgehetzt , Opfer ihres fanatischen Vorgehens geworden sind . Unsere Religion kennt nicht Hast und nicht Rache . Wir fühlen mit allen , die unglücklich und elend sind und beklagen es darum änfs tiefste , dast es nicht gelungen ist , sachliche Streitigkeiten friedlich zu klären . Man mag zu der Politik der Zionisten stehen , wie man will : an diesem Blute find sie unschuldig . Denn immer haben sie , bis ans ganz wenige Kreise , den Frieden und die Freundschaft mit den Arabern gewünscht . — Die gebildete Welt ist entsetzt über die Untaten , die geschehen sind ! Wir hofsen zuversichtlich , dast bald den Inden überall aus der Welt und auch in Palästina der Frieden werden möge , den die Gesamtjndenheit stets als Ziel ihrer letzten Wünsche betrachtet hat . I » . H . Zur Lage . Von Kammergerichtsrat Dr . I . Stern ( Berlin ) . In Palästina sind Araberunruhen von sol¬ chem Umfange ausgebrochen , daß man von einem ' A u f st a n d e sprechen kann . Auch aus den an¬ grenzenden Ländern , wie Transjordanien und Syrien , erhält er Zuzug . Die Zahl der Toten und Verwundeten geht in die Hunderte . Unter ihnen - sind Juden , Mohammedaner , Christen . Wie stets bei solchen Ereignissen : sie machen nicht halt bei denen , gegen die sie zunächst gerichtet waren . Ein Gefühl der Trauer und der Em¬ pörung geht durch die Welt . Es ergreift nicht nur die Juden aller Richtungen , sondern jeden Kulturmenschen . Tenn Palästina ist die Heimat der Religionen und der Sitz uralter Kultur , mit der die Entwicklung Vorderasiens , Europas und Amerikas verknüpft ist . Als ich im Herbst 1924 Palästina bereiste und unter sachkundiger Führung die jüdischen Siedlungen in allen Teilen des Landes besuchte , war die Erinnerung an die blutigen Unruhen des Jahres 1920 noch wach , und mancher sprach von dem als Held gefeierten Trumpeldor , der damals mit vielen anderen bei den Kämpfen in Galiläa gefallen war . Man sprach auch von der Möglichkeit der Wiederkehr solcher Er¬ eignisse , vom Selbstschutz namentlich in den ver¬ einzelt liegenden Siedlungen , von den englischen Fliegergeschwadern , deren Bomben Araber - und Beduinenschwärme bei ihren Angriffen aus Kolonien zersprengt , znm Teil geradezu ver¬ nichtet hätten . Was sich aber jetzt ereignet hat , übertrisft alle Befürchtungen . Wie konnte es zu diesen beklagenswerten Ereignissen kommen , die sich Zunächst unmittel¬ bar zwischen Juden und Arabern abspielten ? Tie Vorgänge an der Klagemauer , dem Rest des Tempels Salomos , einer hochheiligen Stätte des Judentums , in unmittelbarer Nähe der mohammedanischen Heiligtümer auf dem einsti¬ gen Tempelplatz , sind nur der äußere Anlaß . Tie behördliche Entfernung der spanischen Wand an der Klagemauer anläßlich des vorjährigen Versöhnungstages auf Verlangen des Groß - Musti von Jerusalem , die mohammedanischen Neubauten dicht an der Klagemauer , die Störung des jüdischen Zuges zur Klagemauer am diesjährigen Gedächtnistage der Zerstörung Jerusalems durch demonstrierende Araber haben dazu beigetragen , die bestehende Spannung zwischen Juden und Arabern zu verschärfen . Tie englische Polizei blieb vielfach passiv oder wandte sich , wie beim Leichenzuge des ersten Ln dieser Nummer finden Sie : Seite 478 . Artur Schweriner : „ Araber und . Juden “ . — Seite 479 . Dr . Ludwig Hollän¬ der : „ Prozess in Oranien¬ burg “ . — - Seite 482 . Dr . Gertrud Bäumer : „ Ein Politiker des Gedankens “ . — Seite 482 . Robert Neumann : „ Felix Salten — sechzig Jahre alt “ u . a , in * jüdischen Todesopfers dieses Jahres , gegen die Inden . Erst in den letzten Tagen , als der volle Ernst der Lage durch den allerorten in Palästina aus¬ lodernden Aufstand sichtbar wurde , begann Eng¬ land seine großen militärischen Machtmittel einzusetzen . England wird des Aufstandes in Palästina Herr werden . Englands „ Kolonial¬ geschichte " ist reich an Beispielen — man denke an den Riesenaufstand in Indien vom Jahre 1957 — , die zeigen , daß der „ Herr über Asien " regelmäßig erst spät , wenn schwere Verluste an Leben und Eigentum eingetreten sind , auf dem Plan erscheint und die Ausstände in Blut — heute wohl auch in Giftgas — erstickt . Tie Opfer sind schließlich die verhetzten , irregeleite¬ ten Massen . Tie im Hintergrund planmäßig arbeitenden Erreger der Unruhen wissen sich fast immer in Sicherheit zu bringen . So wird es anch bei diesem Araberausstand gehen . An sich ist der Araber kein Feind des Juden . Im Verlauf ihrer langen , ruhmreichen Ge¬ schichte sind die Araber oftmals mit den Juden in freundschaftliche Berührung gekommen . In Palästina fühlen sie . sich vielfach durch die Zio¬ nisten in ihrem Landbesitz gefährdet , aber auch in religiöser Beziehung bedroht , z . B . durch völlig unwahre Gerüchte . Das Märchen von der geplanten Umwandlung der den Mohammedanern heiligen OmarBNoschee auf dem Tempelplatz in eine jüdische Gebetsstätte . , eine der denkbar plumpesten Erfindungen , hat unendlich viel zur Erregung der Gärung unter den Arabern beigetragen : dabei müssen wir immer die Zahlenverhältnisse der Bevölkerung Palä¬ stinas vor Augen hüben . Nach der letzten . |