Page
t »
t =
n
u
u
n ,
Graphologie im Dienste des Antisemitismus
Von Else Kronheimer - Mehger ( Mannheim ) .

11
t .
. 11
l -
g
e -
1 !
4
n
ie
ii
r
t
Am 13 . Juni hielt Hans Jacoby ( Char¬
lottenburg ) in der Deutschen Graphologischen
Siudiengesellschaft einen Vortrag über das
Thema : „ Die jüdische Handschrift . " Bedauer¬
licherweise macht es das Echo einer Zeitung
von leicht zu erratender Richtung notwendig ,
zu erwähnen , daß es dem Referenten , der
übrigens Jude und Sohn eines jüdischen Kan¬
tors ist , gänzlich sernlag , mit seiner Unter -
suchung Stosf zu parteipolitischen Zwecken
irgendwelcher Art zu liefern . Wir sind nun
glücklich so weit gekommen , daß auch die Ge¬
biete wissenschaftlicher Forschung dem Sen¬
sationshunger gewisser Journalisten zum
Opfer fallen . Jede Gelegenheit , eine in wissen¬
schaftlicher Erörterung getane Aeußerung in
judenfeindlichem Sinne auszuwerten , wird
aiisgenutzt . Was schadet es , daß die Wissen¬
schaft mit sachlichen Begründungen und nicht
mit freien Gedankenverbindungen arbeitet , die
lediglich durch Wunschvorstellungen entstehen .
Ter Journalist überläßt sich diesen , oft in un¬
verantwortlicher Weise , und siehe da , zum
Schluß ist alles so gedreht und gewendet , daß
es in die Richtung seiner Politischen Wünsche
zielt .
Walter Horn hat in seiner Besprechung des
obengenannten Vortrages für die „ Deutsche
Kitnng " ein Musterbeispiel journalistischer
^ erdrehungskünste gegeben . Daß ihm ein Dor -
. trag mit solchem Gegenstand die nötigen Stich¬
worte stellen würde , hatte er mit Scharfsinn
geahnt un § sicher schon aus dem Wege zürn
: Sitzungssaal seinen famosen Titel „ Schrift -
chpuren Ahasvers " für seinen Bericht gewählt .
Äie mir Zuschriften aus jüdischen Kreisen
j beweisen , die sich an mich als Graphologin
wenden , hat er es verstanden , bei den Lesern
den Anschein zu erwecken , als Hütte in den
Räumen der Deutschen Graphologischen Studien -
gesellschaft ein Erzantifemit die graphologische
Probe auf das Exempel der Rassenseindschaft
gemacht . Es ist eben das gefährlichste Mittel ,
wenn wissenschaftliche Bezeichnungen zu außer¬
wissenschaftlichen Zwecken benutzt werden .
j Dem Kundigen ist die Sachlage natürlich
sogleich durchsichtig . Walter Horn behauptet
§ u . a . , daß der Referent als typisch - jüdische
^ Charaktereigenschaften angeführt habe : Ruhe -
j losigkeit , Verkümmerung des Gemütslebens ,
j Mangel an Staatsgefühl , Skrupellosigkeit ,
Zerschlagenheit u . a . m . Lauter negative Eigen¬
schaften . Hier macht sich der Berichterstatter als
j gelehriger Schüler von Klages das technische
z Mittel der „ Doppeldeutigkeit der Schristmerk -
J male " aus seine Weise Zunutze . In dem grapho -
logischen Deutungsverfahren ist nämlich dem
intuitiven ( damit aber nicht willkürlichen ! )
\ ^ Beurteiler Vorbehalten Zu entscheiden , ob ein
Ä formales Schriftmerkmül mehr nach der Seite
| einer Charakterstärke oder einer Charakter¬
schwäche gedeutet und abgewogen werden soll .
ITie Bedeutung der Charaktereigenschaft im
E Gesamtbild des Charakters entscheidet nämlich
Mötzlich über die positive oder negative Bedeu¬
tung eines Merkmals . Was ist nun nahe¬
liegender für einen Berichterstatter der völ¬
kischen Presse , als daß er für die jüdischen
^ christurheber von vornherein sorgsam und
zmit Schadenfreude alle negativen Ausdeutungen
f , vorhandener formaler Merkmale eingesetzt
uvissen will ? Wenn man den wesentlichen Satz
und Befund des Referenten , daß nämlich der
durchschnittliche Wert jüdischer Handschriften
ein bemerkenswert hoher ist ( womit die Wahl
gerade umgekehrt auf die positiven Deutungs -
Möglichkeiten fallen muß ) , fein säuberlich auch
noch wegfallen läßt , ist alles in schönster Ord¬
nung . Ein paar gänzlich aus der Luft ge¬
griffene Zitate , wie das über die Schriften von
Marx und Harden , runden den Eindruck für
den Leser entsprechend ab .
Es muß an dieser Stelle , die nicht sach -
wifsknschaftlichen Erörterungen dienen kann ,
daraus verzichtet werden , darüber zu befinden ,
ob das Material , das der Referent bearbeitet
hat , groß genug ist , um feine Behauptungen
von einer spezifischen Eigenart des jüdischen
Geistes restlos zu erweisen . Immerhin darf
doch wohl die Tatsache das Interesse der Leser
der „ C . B . - Zeitung " beanspruchen , daß man in
der Graphologie ein hervorragendes Mittel
zur Erhellung auch der Persönlichkeitsanlage
der Juden hat .
Wenn die Handschrift von Marx von dem
Graphologen zwar nicht , wie Walter Horn
berichtet , ein Musterbeispiel jüdischer Ungeistig¬
keit darstellt , sondern vielmehr „ eine Abstrak¬
tionsgabe , ein Parieren der Denkfunktion , wie
es stärker kaum vorstellbar ist " , wenn die
Handschrift Maximilian Hardens zwar nicht ,
wie ebenfalls aus der freien Phantasie zitiert ,
„ ungehemmtes Machtstreben , verzehrenden
Ehrgeiz " verrät , sondern eine „ subjektive Ehr¬
lichkeit , persönlichen Mut , bei übertriebenem
Geltungsbedürfnis " , wenn an Hand von Schrif¬
ten von M . A . Rothschild , Engel , Saudek , Mei¬
ninger , Simmel u . n . m . gezeigt werden kann ,
wie starker Wirktichkeitssinn , ehrgeiziges Vor¬
wärtsstreben , Lebhaftigkeit , Sensibilität und
Gefühlsausgeschlossenheit , wie anderseits
schwankende Gemütsverfassung , Anpassungs -
bereitschast Wesenszüge des Juden darstellen ,
dann beweist das wohl , ein wie wichtiges Er¬
kennungsmittel die Graphologie für die Geistes¬
haltung der Juden ist . Daß der Jude kultur¬
befruchtend wirkt , ist zur Genüge behauptet
worden ; vernröge welcher geistiger und persön¬
licher Eigenschaften er dies aber vermag , ist
noch nicht hinreichend untersucht worden . Ans
diese Weise wird es endlich möglich werden .
Zum Schluß sei noch die Ansicht des Vor¬
sitzenden der Deutschen Graphologischen Studien¬
gefellschaft , Herrn Dr . Karl Bessers , über die
Gesinnung und Wirkung jenes Jacöbyschen
Vortrages hier wiedergegeben : „ Ich habe der
. . Je6e Tafle
Kathreiner
ift . . twrüaffc
( Bef unöheit ”
- ja - t man » . .
Abhaltung dieses Vortrages erst zugestimmt ,
als ich mich überzeugt hatte , daß der Referent
das Problem in objektiver , unpolitischer Weise
erörtern würde . , , Die Wirkung auf den
Am Sonntag , den 15 . September d . J . ,
vormittags 10,30 Uhr , findet in Königs¬
berg ( Pr . ) im Jüdischen Jugendheim , Stein¬
damm 11 , unsere diesjährige
Landesverbandstagung
statt .
Tagesordnung :
1 . Vortrag des Direktors des 0 . V . , Dr .
Ludwig Holländer , Berlin :
„ Vertrauliches aus der Arbeit der Cen¬
trale “ .
2 . Vortrag des Syndikus des Landesver¬
bandes K u r t S a b a t z k y : „ Aus
unserer politischen Arbeit in Ost -
preussen “ .
3 . Vortrag von Frau Herta Klein ,
Königsberg , Mitglied des Landesver -
bandsvorstand ' es : „ Wege der C . V . -
Arbeit “ .
4 . Neuwahl des Landcsverbandsvorstandes .
5 . Berichte aus den Ortsgruppen .
Mit Rücksicht auf die Bedeutung der
Tagung , die besonders wichtige Richtlinien
für die bevorstehenden Kommunalwablen
geben wird , erwaretn wir Vertreter aus allen
Ortsgruppen und Mitgliedergemcinschaftcn .
Dr . Pollnow ,
Vorsitzender des Landesverbandes Ost -
preussen des C . V .
unbefangenen Hörer war etwa die , daß er die
Sinnlosigkeit der antisemitischen Einstellung ge¬
rade durch die Einsicht erkennen mußte , die der
Vortragende sich zu vermitteln bemühte . "
Eine seltsame Verichterffattung .
Wer ist Mohammed Abdul Mawahib ?
Die „ Deutsche Zeitung " bringt in ihrer
Morgenausgabe vom 28 . August einen Leit¬
artikel : „ Blut an der Klagemauer -
Die arabische Brandung gegen den Zionismus "
von M o h a m m e d A b d u l M a w a h i b . Wir
brauchen nicht zu betonen , daß die „ Deutsche
Zeitung " die Zionisten für das Blutbad ver¬
antwortlich macht . Uns interessiert besonders
eine Stelle , die g e n a n e st e Kenntnis
der i n n e r j ü d i s ch e n V e r h ältnis s e
verrät . Hier wird nämlich , nachdem die
Tatsache festgestellt ist , daß die Zionisten unter
den Juden die Minderheit bilden , wörtlich
gesagt :
„ Bezeichnenderweise ist auf der jüngsten
Tagung des Jüdischen Frauenbundes von
Deutschland — in dem die 430 jüdischen
Frauenvereine Deutschlands mit mehr als
50 000 Mitgliedern Zusammengefaßt sind
keine einzige Vertreterin des Zionismus in
den Vorstand gewählt worden . "
Wer mag wohl Mohammed Abdul Mawahib
sein , der besser Bescheid weiß im
i n n e r j ü d i s ch e n Lager , als die Leiter
der Organisationen selber . Sollte sich ein
jüdischer Journalist den Tarbusch ansgesetzt
und für die heute nur noch eindeutig judeu -
seindliche „ Deutsche Zeitung " geleitartikelt
haben ? Aus alle Fälle ist die Wiedergabe von
schwer nachprüfbaren Mitteilungen aus dem
Jüdischen Frauenverein ein gefährliches Ding ,
wenn man Mohammed Abdul Mawahib
h e i ß e n w i l l . S ch r .