Seite 422 . Qectcud Jiätmec : „ Hasse md Staats & ücyectum Serlkn , S . August 1 - ZS IX . Fahrgang * Nr . 32 Einzelnummer 20pfennig trat verein Blatter für öeutfektum unü Judentum . ' drganöes teutrol Vereins ! GentfchesF ötaaksdüryerMöifeNen ölaubens e . V . / ^ Ntzsmsine Zeitung desDudenfums Viertel ; ahrsabonnemenL 2,50 mm . ( zuzügl . Bestellgeld ) . Verlag und Schriftlertung : Berlin SW 68 , Lindenstr . 13 . Amt Dönhoff 3594 , 3595 . Postscheckkonto : Berlin 394 72 . Bankkonto : Dresdner Bank , Wechsel * stube G , Berlin SW 68 , Lindenstraße 7 , und von Goldschmidt . Rothschild & Co . , Berlin W 8 . Alleinige Anzeigenannahme : Annoneen - Expedition Rudolf Moste , Berlin SW 100 , und deren Filialen . Anzeigenpreise : 0,90 JIM für die 7gespaltene Zeile nach Rudolf Mostes Normalzeilenmeffer Nr . 4 , Familienanzeigen und Stellengesuche ( nicht Stellenangebote ) für Mitglieder des Cenlralvereins 0,45 JIM , die 62 mm breite Reklamezeile 3,50 JIM . Trauer um Ludwig Haas Mit Ludwig Haas hat - das Deutschtum und gleichzeitig das Judentum einen seiner allerbesten Repräsentanten verloren . In kaum einem anderen war die Synthese von deutsch und jüdisch so echt und so vollkommen . Und nichts war natürlicher , als daß Ludwig Haas bei Ausbruch des Welt¬ krieges freiwillig zu den Fahnen eilte . Genau wie ein anderer Jude , der bis dahin ihm im politischen Kampf gegenüberstand , wie Ludwig Frank . Das Schicksal der beiden sollte so ver¬ schieden aussallen ! Frank fiel in den ersten Tagen bei Baccarat von einem sinnlosen Schuß in den Kopf getroffen . Haas kam heil durch die stür¬ mischen Tage von Flandern . Was man wenige Monate vorher kaum für möglich gehalten , was selbst im Kriegsbeginn noch immerhin selten war : der Jude von den badischen Leib¬ grenadieren erhielt das Eiserne Kreuz I . Klasse und wurde Offizier . Später sind es viele geworden . Recht viele wurden es auch später nicht , weil selbst die Beispiele der Franks und H a a s ' , die nach Tausenden zähl¬ ten , manche Rassenschnüffler nicht belehren konnten . Und doch hat gerade Ludwig Haas dem Ver¬ söhnungsgedanken in einem Maße gedient wie kaum ein anderer . Dazu war er besonders ge¬ eignet um seiner Liebenswürdig¬ keit willen . Er war liebenswürdig und liebenswert . Eine geschlossene männliche Persönlichkeit . Dabei weich , entgegenkommend , versöh¬ nend und stets zur Versöhnung bereit . Er betonte sein Judentum , und wir anderen achteten seine - deutsche Männlichkeit . Die Front¬ generation aller Parteien hat ihn als den Ihren betrachtet . Und in den wüstesten Scheltreden der ex¬ tremen Nationalisten war immer noch etwas von Respekt vor dem tapferen Juden in deutscher Uni¬ form zu spüren . Ganz als den Ihren betrachteten ihn die Kame¬ raden vom Reichsbanner Schwarz - Rot - Gold . Sie haben an seinem Grabe die Ehren¬ wache gehalten . Sie haben ihm oft zugejubelt , wenn er in ihren Versammlungen sprach oder als Mitglied des Reichsausschusses bei den Vor¬ beimärschen im Kreise der Führer stand . Er trug die Windjacke und die Reichsbannermütze nicht bloß als äußeren Schmuck . Ihm war es um die Verteidigung der Republik im Innern genau so ernst , wie ihm die Verteidigung des Vaterlandes in Flandern und in Frankreich erne heilige Sache gewesen war . In früher Jugend hatte sich Haas der Politik in die Arme geworfen . In der Umgebung der Payer , Sonnemann , Hausmann und V e n e d e y war er politisch reif geworden . Als Stadtrat in Karlsruhe arbeitete er praktisch an der Ausgestaltung der demokratischen Ideale . Emsig agitatorisch tätig , überallhin willig fol¬ gend , wohin man ihn rief , um für die freiheit¬ liche Sache zu kämpfen . Als nach » der Okkupation Polens für die Verwaltung des Landes jemand gebraucht wurde , der nicht bloß mit Rat und Tat , sondern auch mit dem Herzen die Angelegen¬ heiten der zahlreichen polnischen Juden betreuen konnte , wurde Haas dem Generalgouverneur vor - geschlagen und von ihm in die deutsch - polnische Verwaltung berufen . Als deutscher Offizier und Verwaltungsbeamter hat er damit seinem Vater¬ lande ebenso genützt , wie er seinen Glaubens¬ genossen ein gerechter Anwalt war . Wenn es auch an Angriffen gegen ihn angesichts der parteimäßigen Zerrissenheit des innerjüdischen Lebens nicht fehlte . Als das alte Reich zusammen¬ brach , eilte Haas in die Heimat zurück . H u m m e l und er waren die Leute des Vertrauens der jungen Gruppen , die von den Fronten Zurückströmten . Haas übernahm das Ministerium des Innern und zog in den badischen Landtag ein . Er wurde als Mitglied der neu¬ gegründeten Demokratischen Partei auch Mitglied der National¬ versammlung und später des Reichstags . Er war bis vor wenigen Monaten der Vorsitzende der demokratischen Fraktion . Der unerwartet frühe Tod , der ihn von einer Krankheit erlöste , die den Rastlosen vollkommen aus jeder Tätigkeit entfernt hatte , hat hier eine Bresche geschlagen , die sich in kommenden deutschen Entwicklungskämpfen schmerzlich bemerkbar machen wird . Er hat aus unserer Mitte einen Mann gerissen , der nicht nur dem Beruf , sondern der Berufung nach ein Anwalt des Rechts war , des deutschen Rechts und des Rechts der deutschen Juden auf ihr Deutschtum . Georg Bernhard . |