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)m deutschen Reich.

des Lebens der Juden in dem von ihm betrachteten Gebiete be­schäftigt, sei hier noch erwähnt, daß die Bamberger Juden, die- theils unmittelbar, theils mittelbar unter dem Schutze des Hochstifts, theils unter dem einzelner Neichsritter standen, sich eine Organisation geschaffen hatten, welche außer der Rechtsprechung und Wohlthätigkeit auch der Selbstvertheidigung diente. Sämmtliche Gemeinden des Landes bildeten seit dem 17. Jahrhundert eine übrigens auch von den Obrigkeiten anerkannteKorporation" oder einen Gemeindebund, der mit Geldmitteln ausgerüstete Unterhändler besaß, umschwebende Gefahren aufzuhalten und eingetretene zu beseitigen oder wenigstens in ihrer Wirkung abzuschwächen." Während das bei antisemitischen Schriftstellern so häufig zu findende Geschwätz von einer geheimen Verbindung aller Juden zu irgendwelchen schlechten Zwecken für den Kenner einfach lächerlich ist, haben Vereinigungen von der Art der Bamberger recht segensreich gewirkt. Auch bei ihnen zeigt sich wie beim Centralverein, daß, wo das Recht noch erkämpft werden muß, dies nicht in der Vereinzelung, sondern nur mit vereinten Kräften geschehen kann. Auch über getaufte Juden hat Eckstein viel Material gesammelt. Am Ende des vorigen Jahrhunderts hatten mehrere am Hofe des Fürstbischofs großen Einfluß, der deshalb, ohne daß er sich auch nur durch besondere Toleranz den Juden gegenüber ausgezeichnet hätte, in zahlreichen Pasquillen alsrex Judaeorum bezeichnet wurde. Jene getauften Juden begründeten auch die Harmoniegesellschaft, welche selbstverständlich (?) noch heute keine un- getauften Juden aufnimmt. Bei dieser Gelegenheit weist E. auch für einen sich in Bamberg offenbar bedeutenden Ansehens erfreuenden Mann nach, daß er Enkel eines getauften Juden ist (S. 291, Note 1); welche Gründe er dazu hat, sich mit ihm zu beschäftigen, ist nicht er­sichtlich. Es sei bemerkt, daß meines Erachtens, soweit nicht etwa rein wiffenschaftliche Gründe bi» Aufhellung der Herkunft führender Geister nothwendig machen, es nicht angebracht erscheint, sich an der bei unseren Gegnern so beliebten Judenriecherei zu betheiligen. Durchaus wirkungsvoll ist aber der Nachweis jüdischer Abstammung solchen gegenüber, welche eine Nolle als Nasseantisemiten spielen oder zu spielen versuchen. Er wird sie bei ihren eigenen Gesinnungsgenossen unmöglich machen, und mancher wird sich zur rechten Zeit gewarnt fühlen, wenn derartige Untersuchungen öfters mit Erfolg geführt sind. Wer die Geschichte der antisemitischen Be­wegung kennt, weiß, daß genügende Nachforschung bei manchem Nasseantisemiten mit schwarzem Haar, krummer Nase und jüdischein Namen seine jüdische Abstammung außer Zweifel setzen würde: Durch