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lausen ist. Als die Frau des Juden dies bemerkte, ließ sie den Laus des Blutes nicht einhalten, sondern rannte rasch nach einer Tasse und hielt dieselbe unter diesen Finger, damit nur ja kein Tropfen Blut verloren gehe. Als das Blut zu laufen aufhörte, goß sie dasselbe sehr sorgfältig aus der Tasse in ein Fläschchen, verpfropfte es und trug es in den Laden. Wozu sie es gebrauchte, ist nicht bekannt. Mag sie sich darüber ausweisen»

Das ist alles, was wir mit unfern eigenen Ohren von dem oben erwähnten Mädchen gehört haben.

T. Kusnierkiewicz. I. Sniadecki.

Der Bürgermeister von Pudewitz, welcher um Klarstellung der An­gelegenheit ersucht wurde, ließ sofort die Hedwig Z e r b i a n mit ihrem Vater, sowie die beiden Unterzeichner des an denPost?p" gerichteten Briefes, T. Kusnierkiewicz und I. Sniadecki, vorladen und die Aussagen derselben zu Protokoll nehmen. - Das' Mädchen erklärte, im Herbst vorigen Jahres bei dem Glasermeister Nosenfeld gedient, sich dort einmal in den Finger geschnitten und dann den Finger verbunden zu haben. Alles andere, was imPosttzp" darüber geschrieben stehe, sei unwahr; der Maler Kusnierkiewicz habe sie überredet, die Sache so'darzustellen. Der mitunterzeichnete I. Sniadecki erklärte:Ich lese und halte keine Zeitung, habe den Artikel desPostyp" nicht angeregt, weder den Brief unterschrieben noch jemand beauftragt, meinen Namen zu unterschreiben. Ich sehe die Zeitung hier zum ersten Male und habe nur gestern gehört, daß in derselben etwas von mir stehen soll." Kusnierkiewicz, ein stadt­bekannter Antisemit, sagte in sichtlicher Verlegenheit aus, daß er den Vorfall am 10. Mai erfahren habe, und daß er, da es seine Absicht gewesen sei, auf denPost^p" vom 1. Juni ab zu abonnieren, auch etwas von sich habe darin stehen sehen wollen. Auf seine Frage, welche Strafe er für seine, die jüdische Bevölkerung von Pudewitz beunruhigendeBlutabzapfungs-Erfindung" zu ge­wärtigen habe, wird ihm wohl die Kgl. Staatsanwaltschaft, welcher die Protokolle unterbreitet worden sind, den Bescheid geben. DiePosener Neuesten Nachrichten"' berichten:Ein außerordentlich' großer Leichenzug bewegte sich am 9, d. Mts. durch die Straßen unserer Stadt und erregten die auf einem schwarzen Kissen vor dem Leichenwagen getragenen Feldauszeichnungen für die Kriege vom Jahre 1866 und 1870/71, sowie der Orden des eisernen Kreuzes, Aufsehen. Ein überaus brüver und fleißiger Mann, der der hiesiges israelitischen Gern einde angehörige Restaurateur Moritz