Hm deutschen Reich . 362 seiner Rede erklärte er , der vorher mit untrüglichen Beweisen für seine Behauptung geprahlt batte , plötzlich sich selbstverständlich nicht mehr zu erinnern , was er gesagt habe . Da der Kläger natürlich außer Stande war , die von Bruhn bestrittene Nichtigkeit des Referats seims eigenen Blattes darzuthun , blieb dem Richter in der Ver - bandlnng nichts anderes übrig , als die Kla . > e abzuweisen . Einem so vielseitigen Ge chäftsmanne verschlägt es natürlich nichts , in seinem Antisemiten - Organ vorn vordem Kaufen bei den Juden zu warnen , hinten aber seine Spalten fast täglich mit Inseraten von Baer Sohn zu füllen . Er bekommt es fertig , im redaktionellen Tbcile dem Generaldirektor der Hamburg - Amerika - Linie , Ball in , vorzuwerfcn . nur deshalb auf die Subsidicn des Reiches verzichten zu wollen , um dem Morgan ' scben Trust volle Bewegungsfreiheit zu geben und seine Geschäftsinteressen rücksichtslos verfolgen zu können , für den Inseratenteil seines Blattes aber von dem Berliner Vertreter die Annonce der Hamburg - Amerika - Linie „ Rach den nordischen Haupt¬ städten " zu erlangen . Den Dank dafür stattet er ab , indem er der Nachricht von der bevorstehenden Berufung des Geb . Konunerzienraths Ludwig Mar Goldberger in das preußische Herrenhaus die doch wohl nicht als Empfehlung gemeinten Worte hinzufügt : „ Dem Herrn Gold¬ berger dürfte nun wohl He ^ r Ballin in ' s Herrenhaus folgen . " Diese Gattung von Antisemitismus widerstrebt selbst dem gewiß nicht juden¬ freundlichen Eeutrumsblatte „ Germania " , das aus Anlaß der Mit - theilung , daß Ballin das ihm von Morgan angebotene Gehalt von einer Million Dollars Äusgeschlagcn habe , offenbar an die Adresse der „ Staats¬ bürger - Zeitung " folgende Worte richtet : „ Herr Ballin ist in den letzten Jahren in einem gewissen Therl der deutschen Presse jo oft und schwer angegriffen worden , weil man ihm einen großen Einfluß auf den Kaiser zuschreibt und wer ! er jüdischer Herkunft sein soll . Wenn das Letztere richtig sein sollte , so hat — das muß jedermann , wenn er ehrlich sein will , anerkennen — Herr Ballin in dieser großen wirth - schaftlichen und politischen Frage des Schifffahrtstrusts einen selbstlosen deutschnationaten Standpunkt eingenommen , dem man die Anerkennung nicht verweigern kann . Wie viele seiner Gegner würden sich mit einer Million Dollars Jahresgehalt , und sogar sehr viel darunter , für den Morgan - Trust haben „ kaufen " laffen ! " Wenn die ultramontane „ Germania " , die sonst im offenen Wider¬ spruch mit der Gesinnung der hervorragendsten Cenüumsführer eine besondere Vorliebe für die Antisemiten hegt , sich so offen über ihre bis - hörigen Schützlinge äußert , erklärt sich dies unschwer aus den Er - |