D-.'r Central-Verein :e.
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10. Niemand darf Zurückgewiesen werden, der für das Vaterland Gut und Blut, geistigen und sittlichen Besitz einsetzt. mag er Jude oder Christ, arischer oder semitischer Abstammung sein. Höher als alles steht das Vaterland; das Heil des Vaterlandes aber beruht auf Gerechtigkeit.
Niemals verhehlte sich der Derewsvorstand, daß die Abwehr nach außen nur dann dauernde Erfolge erzielen könne, wenn gleichzeitig eine Gesundung der inneren Zustände, eine ethische Hebung, eine Verinnerlichung des Judentums bewirkt werde. Dieses Streben, diese Tätigkeit nach innen ist in erfreulichster Weise durch das gemeinsame Wirken nach außen erleichtert worden.
Unsere Mahnungen zur Selbstzucht verhallen jetzt selten fruchtlos; sie werden zumeist mit der Versicherung baldiger Abstellung der vielfach nur durch Unbedachtsamkeit hervorgerufenen M'ßstände ausgenommen, oft auch mit herzlichem Danke, wcil diese Tätigkeit nach innen sich möglichst unauffällig und ohne jede verletzende Schärfe vollzieht. Wir wollen nicht Wasser auf die Mühlen unserer Gegner liefern und wissen außerdem sehr wohl, daß es auch Antisemiten geben würde, wenn alle Juden den Engeln glichen! Melleicht wäre dann der Haß noch intensiver, denn gerade die besten Eigentümlichkeiten der Juden, ihre Nüchternheit, Strebsamkeit und ihr treuer Familiensinn, haben sie auf vielen Gebieten zu Mitbewerbern gemacht, deren Erfolge nur zu oft mit scheelen Blicken angesehen werden. Aber eine noch weit größere Errungenschaft des Central-Vereins ist das wieder wachgerufene Gefühl der Zusammengehörigkeit und die Hebung des Selbstgefühls unter unfern Glaubensgenossen. Dadurch, daß im Central-Verein sich zur Abwehr nach außen Männer der verschiedensten Richtungen, Angehörige der mannigfachsten politischen Parteien die Hand reichten, Schulter an Schulter kämpften für ihre heiligsten Güter, für ihre Ehre, für ihre Religion und für die Zukunft ihrer Kinder, wurde mancher kleinliche innere Zwist beseitigt. Männer, die ihr Judentum fast vergessen hatten, empfanden das bittere Unrecht, welches ihren Glaubensgenossen widerfuhr; sie stellten sich auf die Seite der Bedrängten, bekannten sich wieder offen als Juden und fühlten sich auch im innersten Herzen als solche.
Noch kommen Fälle von Fahnenflucht vor, weil leider der Staat noch immer verkennt, daß es unsittlich ist, den Taufzettel zur Vorbedingung von Auszeichnungen, Anstellungen und Beförderungen zu machen, damit Uebertritte ohne religiöse Ueberzengung -zu fördern und eine für verantwortliche Aemter besonders bedenkliche Charakter-