baren Dekrets Sr. Majestät des Königs von 'Württemberg die Kgl. Staatsarchivdirektion dem Verfasser dieser Zeilen, wenn auch unter besonders einschränkenden Bedingungen, gestattet hat, von den In- quisitionsakten selbst Einsicht zu nehmen, und so der erste Schritt zu einer geschichtswissenschaftlich genaueren Darstellung des so interessanten Lebensganges von Süß unternommen werden konnte. Mehr als die auf der hiesigen Königl. Bibliothek vorhandenen, in Heyd's Bibliographie verzeichneten Schriften und Druckwerke, 29 an der Zahl, darunter 3 Sammelbände mit 46 besonderen Schriften, deren geschichtswissenschaftlicher Wert im allgemeinen mit wenigen Ausnahmen ein sehr geringer ist ft, fördert die Vergleichung der Jn- quisitionsakten mit denen des Verteidigers die Aufhellung der in Frage kommenden geschichtlichen Vorgänge. Als Ergebnis derselben mag folgender Versuch mit Nachsicht ausgenommen werden.
Joseph Süß Oppenheimer wurde in Heidelberg im Jahre 1698^) geboren. Sein Vater R. Jsachar Sußkind Oppenheimer war ein Krämer, seine Mutter Michal (Miche!) war die Tochter des R. Salomon (Schmele) zu Frankfurt a. M., eines Voröeters, der durch seine Frömmigkeit wie durch seinen meisterhaften Gesang einen großen Ruf genoß. Josef hatte noch 3 Brüder und eine Schwester, von denen 2 nur Halbgeschwister waren. Von den Brüdern lebten zwei in Heidelberg, deren einer Kabinetssektor am Darmstädler Hof wurde, sich taufen ließ und in der Taufe den Namen Tauffenberger annahm.-ft
ft Gefchichtswissenschaftlichen Wert haben nur Codex hist. F. 622 nnfc F. 640, die Nr. 8061, 8062, 8065, 8066, 8067.
-) Als fein Geburtsjahr wird von den einen 1684, von anderen 1692 angegeben. Beides kann nicht richtig fein. In seiner Vernehmung am 28. Mai 1737 erklärte er, zwischen 33 und 39 Jahre alt zu sein. Da er im Jahre 169d/99 geboren sein muß, so erscheint auch die Sage, daß er ein natürlicher Sohn des Kaiserlichen Generalfeldmarschalllieutenants Eberhard von Heyders- dorf. Ritter des Deutschen Ordens, gewesen sei, als eine unhaltbare. Tenn die'er hohe Offizier verriet 1693 Heidelberg an die Franzosen und wurde kassiert. Es ist darum kaum annehmbar, daß er 1697 in Heidelberg gewesen und dort die Mutter des Joseph zum Ehebruch verleitet hat.
ft In seiner Vernehmung auf dem Hohen Asperg am 4. Juni 1737 antwortete er auf Frage 2, fbl. 830b: „Wer seine Eltern gewesen?" Ein Krämer Süß in Heidelberg, seine Mutter Michal. .Auf Frage 3: „Wer seine Geschwister?" antwortete er: Drey Brüder und eine Schwester, davon zwei Eh listen worden und enthielten sich insgesamt zu Heydelberg, die Schwester wohne zu Neustall bey Landau."