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Im deutschen Reich-
Don allen seinen Bekannten wurden die geistigen Anlagen des Josef sehr gerühmt. Sein Gedächtnis wird als treu und umfassend, sein Verstand als sehr scharf, sein Urteil als rasch und treffend bezeichnet. — Sein Vater starb frühzeitig, und sein Onkel übernahm mit seiner Mutter die Erziehung. Er sollte dem Thorastudium gewidmet werden. Aber seine Neigung zum kaufmännischen Geldgeschäfte, sowie vorzügliche Begabung für Mathematik und seine Lust zu fremden Sprachen bestimmten ihn, schon mit 18 Jahren in die Welt hinaus zu wandern.
Auf seinen Reisen zur weiteren Ausbildung kam er nach Frankfurt, Amsterdam, Prag, Wien. Dort machte er sich mit den damals üblichen Geldgeschäften bei großen jüdischen Handelshäusern, besonders bei Oppenheimer in Wien, bekannt. Bei dem Turn- und Taxis'schen Hofe in Frankfurt a. Main suchte er später, aber vergeblich, in Dienst zu treten *). In Mannheim und Heidelberg dagegen gelang cs ihm, mit den dortigen Regierungen in Beziehungen zu treten, indem er, ohne Advokat oder Consulent zu sein, Leuten auf ihren Wunsch bei ihrem Verkehr mit den Behörden beistand. Er vermittelte dies durch die Advokaten Graf und Lauz und nahm nach erfolgten guten Entscheidungen Geschenke an. Drei bis sechs Jahre lang lieferte er dem kurpsälzischen Hofe Stempelpapier gegen Zahlung eines Pachtgeldes. Es glückte ihm gegen Zahlung von 12 000 ft. die Lieferung auf einen anderen zu übertragen. Er machte auch Geschäfte in Juwelen und übernahm die Lieferung von Gold und Silber für die Münze in Darm- stadt. Diesen Münzvertrag gab er dann wieder gegen einen Gewinn von 9000 ft. ab und behielt nur die Kreuzermünzung. Er trat sogar den Fürstenhäusern selbst näher, indem er dem Landgrafen von Darm- stadt Gelder vorschoß. Neid und Mißgunst sagten ihm nach, daß die Münzausstückelung nicht ganz richtig erfolgt sei; als aber der Landgraf von dieser Anschuldigung erfuhr, ermächtigte er Joseph Süß mit besonderem Dekret, wenn es sich gerade träfe, auch 6—8 Stück über die auf die Mark angesetzten 450 Mark auszuprägen 3 ). Er war bei den Regierungen so gut eingeführl, daß ihn 1734 der Chursürst von der Pfalz zum Oberhof-Kriegsfaktor ernannte und er zur Einrichtung der Münze aufgesordert wurde. Durch die geschäftlichen Beziehungen zu den Höfen war er reich geworden und hatte großen Kredit er-
*) Heyd, Nr. 8055 und Nr. 8057.
-} Znquisitions - Protokoll. Vernehmung vom 4. Zull 1737. Frage 5—23. Akten des Verteidigers, Verteidigungsschrift fol. 3. Gütliches Verlor, Frage s.