Deutsche Studenten jüdischen Glaubens. 149

wer den Mut der Ueberzeugung hatte, dem war jetzt der richtige Weg gewiesen. In rascher Folge entstanden an den verschiedenen Universitäten, in Heidelberg dieBadenia" (dannBavaria"), in Berlin dieSprevia", in München dieLicaria", in Bonn dieRheno-Silesia", in Freiburg i. Br. dieFriburgia-Ghibel- linia" und in Breslau dieThuringia", die Nachfolgerin der Viadrina", als Korporationen auf gleicher Grundlage, von demselben Streben erfüllt, die innerlich eins, ihren äußeren Zu­sammenschluß im K. C. fanden. Eine neue Stärkung bedeutete für diesen Verband die anläßlich der letzten Festlichkeiten erfolgte Aufnahme einer jungen Kampfverbindung der Darmstädter Hochschule, deren NameViadrina" zur Genüge zeigt, welcher Geist in ihren Reihen lebendig ist.

Semester für Semester finden sich Zahlreiche jüdische Studenten, die, begeistert von der Tendenz, sich als K. C.er in ihren Dienst stellen. Darunter sind auch manche, die erst dem Judentum wiedergewonnen wurden, an dessen gerechter Sache Haß und Verleumdung sie schon verzagen ließen. Sie alle weihen sich dem großen Kampf der alten Viadriner zunächst in engerem Kreise, uw später im bürgerlichen Leben mit geistigen Mitteln im Sinne der K. C.-Tendenz weiter zu wirken.

Dort hat derCentral-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" eine längst empfundene Lücke ausgefüllt. Was der K. C. an den Hochschulen, das bedeutet jener im bürgerlichen Leben. So ist in Wahrheit der K. C. eine treffliche Schule für denCentral-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens." Daß bei der Gleichartigkeit der Bestrebungen die meisten K. C.er diesem Verein als Mitglieder angehören, ist nur natürlich. Der große Anhang und das Ansehen des Central- Vereins beweisen, daß man allgemein den Kampf gegen den Antisemitismus billigt und fördert. Deshalb sollte aber auch denselben Bestrebungen im akademischen Leben von Seiten des Außenstehenden ein größeres Interesse entgegengebracht werden. Man sollte die Bedeutung der Vorgänge an den Hochschulen nicht unterschätzen, sondern von unseren Gegnern lernen, die die Mitarbeit der Jugend eifrigst benutzen, um die Juden Zu be­fehden. Bereits im Jahre 1886 hatte die Viadrina Grund zu schreiben:Vor sich hat er (der jüdische Student) einen orga­nisierten Gegner; eigene Vereine sind gebildet, uw den Kampf gegen das Judentum wirksam zu führen; selbst aus Kreisen, die