Korrespondenzen.

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nehmen müsse an einem Verein, -der die Aufgabe habe, die Hebung des Judentums durch gute Zucht, Sitte, Würde im Verkehr, Kenntnis seiner Geschichte und Literatur zu fördern. Die studentische Organisation bilde ein Glied in der Kette der Vereine, die die Rechte der Inden schützen wollen. Gin

Tröpfchen Wermut mische sich jedoch in die Festfreude, wenn man bedenke, daß es heute noch notwendig sei, konfessionelle Vereine §u- begründen. Wenn es aber leider nun einmal der Fall sei, so müsse auch der Wahrspruch Geltung haben: Hilf dir selbst! Er hoffe, daß die auswärtigen Vertreter von Königsberg die besten Eindrücke mit nach Hause nehmen würden, namentlich in bezng auf das Verhältnis der Kon­fessionen zueinander.Wir leben hier", so betonte der Redner nachdrücklich,unter einer ausgeklärten Bevöl­kerung, mit der wir auf allen Gebieten gemeinsam

arbeiten zum Wohle der Menschheit! Ich hoffe, daß auch

diese Versammlung die Eintracht fördern werde gemäß dem Sinnspruch:Man lebt nur ein halbes Leben, wenn man nur für sich selbst lebt." (Lebh. Bravo.) Oberrabbiner Or. Vogel­stein sprach in demselben Sinne. Wenn man auch nicht in allen Punkten übereinstimme, so sei es doch gut, daß die Vereine ihre Mitglieder dazu erziehen, stolz zu sein auf ihr Judentum, zu­gleich aber zu wahrer Bescheidenheit, die ebenso weit entfernt ist von Ueberhebung wie von knechtischer Demut. Gegenüber der Gleichgültigkeit, die die jüdischen Akademiker lange Zeit gegen alles, was mit dem Jlldenturn zusammenhing, gezeigt hätten, sei es zu begrüßen, daß in diesen Kreisen, die die künftigen Führer stellen, wieder ein lebhaftes Interesse daran erwacht sei. Redner feierte das Andenken' Koschs, der ein Sohn Königsbergs sei und dessen Leben und Streben vorbildlich sein müsse für das Wirken zum Wohl der Allgemeinheit, und weihte sein Glas der studierenden jüdischen Jugend. Im Namen des Cent r a l -Vereins d e u t s ch e r S t a a t s b ü rgerjüdi- | ch e n G l a u b e n s sprach R e ch t s a n w a l tBog n s ch. Die Gründe, die zur Schaffung beider Vereine geführt hätten, seien die gleichen: der Antisemitismus und der Abfall vom Judentum. Er hoffe aber, daß beide Vereine nicht ewig eine Notwendigkeit sein werden. Hoffentlich gestalte sich das Ver­hältnis unter den Konfessionen bald so, daß Kampfvereine nicht mehr nötig seien, daß man bald nicht mehr von deutschen