Vereinsnachrichten.
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weiteres ersprießliches Zusammenwirken in allen beide Organisationen gemeinsam berührenden Angelegenheiten in erfreulicher Weise gesichert ist.
— Die am 28. September in Stuttgart abgehaltene Centralvereins-Versammlung wurde von dem Vorsitzenden des Landesverbandes für das Königreich Württemberg, Herrn Dr. G. Feldmann, mit einem kurzen Vorwort eröffnet. Sodann erhielt Herr Landtagsabgeordneter Rechtsanwalt Dr. Cohn aus Dessau das Wort zu einem Vortrage über das Thema: „Der Staat und die Juden". Nachdem der Redner das Verhalten des Staates und der politischen Parteien gegenüber den Juden gekennzeichnet hatte, äußerte er sich in längeren Ausführungen darüber, wie sich der einzelne Jude im Erwerbsleben, in der Gesellschaft, sowie in politischer Beziehung zur Gesamtheit zu stellen habe. Kräftig betonte der Redner das Deutschtum der -seit Jahrhunderten auf deutschem Boden ansässigen Juden. Die äußerst wirkungsvoll vorgetragenen Ausführungen fanden wohlverdienten, ungewöhnlich lebhaften Beifall und veranlagten den Vorsitzenden, dem Redner herzliche Dankesworte zu widmen. Dem Vorträge folgte eine Debatte sowie ein eingehendes Schlußwort des Referenten.
— Die am 5. Oktober in Frankfurt a. M. statt- gehabte Versammlung der dortigen Ortsgruppe, in welcher der stellvertretende Vorsitzende des Centralvereins-Vorstands, Herr Geheimrat Dt. Eugen Fuchs, über „Die Zukunft der Juden" sprach, war außerordentlich zahlreich besucht. Der große Saal des Kaufmännischen Vereins samt den Galerien war bis auf den letzten Platz gedrängt voll. Die Ausführungen des Redners beschränkten sich nicht auf eine Kritik des Sombartschen Buches und der Sombartschen Auffassung über die Zukunft der Juden; er zog vielmehr auch die merkwürdigen Anregungen, die Moritz Goldstein im „Kunstwart" für die geistige und kulturelle Zukunft der deutschen Juden gegeben hat, sowie die daran anknüpfende Polemik in den Kreis feiner kritischen Betrachtungen. In seinen Schlußaus- sührungen wies der Redner den Weg, den die deutschen Juden zur Erlangung ihrer Rechte zu gehen hätten, und der auch mit notwendiger Folge zur Verinnerlichung und damit zur Erhaltung ihres Judentums führen müsse:
„Nicht verzweifeln und nicht resignieren, sich nicht die Freude am Vaterland verderben zu lassen, treu zu bleiben der Glaubensgemeinschaft, keinen falschen, überhebenden, aber wahren Stolz zu zeigen. Dies, die Treue zum Glauben der Väter und die Treue zum deutschen Vaterland, bilden die Hauptwurzel für die Renaissance des Judentums."