8

Im deutschen Reich

Wenge von. S'ultiirfoftoren machen) 0t Aber auch ohne die-ftzir.br- tremen Neigung in der neueren Kulturgeschichtsforschung zu 'huldi­gen, muß man anerkennen, daß auf den Gebieten dos Vbaß-, Ge­wichts- und Münzwesens, der Astronomie und des Kalenders in der Tat von den Babyloniern wichtige Grundpfeiler der Kultur,einge- senktz worden sind. Denn z. B. ist das Gewichtsstück des Babyloniers, welches Mine (eigentlich: Teil) heißt und den sechzigsten Teil eines Talentes bildete, nicht bloß bei den Hebräern (nach 2. Mos. 21, 32), sondern auch bei den Griechen zu finden, indem auch bei. diesen sechzig Mna ein Talent ausmachen. Auch die Einteilung des Tier­kreises am Himmel in 360 Grade ist gewiß von den babylonischen Sternkundigen zuerst gemacht worden, stimmt sie doch auch mit dem Sexagestmalsystem zusammen, das sie anstatt des Dezimalsystems in der Zahlenlehre ausgebildet haben").

Aber der Beitrag, den die Semiten zur Förderung der äußerlichen Kultur geliefert haben, ist n o ch.gr ö ß er. Denn sie haben sich auch insbesondere um die Auffassung und Darstellung der Geschichte Verdienste erworben.

Allerdings ist das nicht hoch anzuschlagen, daß die Babylonier eine Theorie von Weltzeitaltern auf den Verlauf der Geschichte an- gewendet haben, indem sie die Periode ihrer vorflutlichem Könige auf 432 000 Jahre berechnet und für die Zeit von der großen Flut bis zur persischen Eroberung Babyloniens den zwölften. Teil da­von, also 36 (XX) Jahre, angesetzt haben. Darin lag. höchstens eine Mechanisierung des geschichtlichen Lebens, und mit dieser Periodi- sierung habende mit Recht auch keinen Eindruck auf andere Völker des Altertums gemacht. Bon solcher Astrologisierung der Geschichte hat sich Hauptsächlich mit Recht auch die hebräische Geschichts­schreibung freigehalten. .

Aber gerade diese hat sich unleugbar mm den äußerlichen Aufbau , und die organische Auffassung der Weltgeschichte ein grundlegliches Verdienst erworben. Denn die wich­tigsten Grundlagen für die Ausbildung der Idee einer Uni­versal g e s ch i ch t e war erstens der Gedanke, der Einheit des Menschengeschlechts und zweitens die Erkenntnis seiner Bewegung zu'einem bestimmtem hin. Beide Grundlagen sind im alt- hebräischenrSchrifttum entfaltet worden und sind da eher und klarer zutage getreten, als sogar bei den Griechen. Denn was bei.den Hebräern schon in einem ihrer ältesten Geschichtswerke ausge­sprochen wird (1. Mos. 12, 3 usw.), kommt in der Entwicklung des

n ) So zeigt sie sich bei Hugo Winckler, Die'babylonische Geisteskultur (1901) unb Alfr. Jeremias, Handbuch der altorientalischen Geisteskultur (1919). Eine umfassende Kritik habe ich inNeue Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte usw." (1908), S. 442473, und wieder in Friedrich Delitzschs .Die große Täuschung^." kritisch) bekeubhteL (1920), S. 3235 gegeben. - . .

") Val. weiter bei C. Bezold, Astronomie usw.'bei 'den Babyloniern (1911), S. 14 f. .