211 Prüfung einiger v. Leopold Dukes zu Dr. Scheyer's Uebersetzung des More gemachten Bemerk. 212

erhalten haben, führt Dukes das Pecbum bbw an; wel- ches in der Bibel immer die Bedeutung des Erbeu- tens, in dem Idiom der Philosophie die des Negi- rens habe. Der biblische Grundbegriff ist aber vielmehr der des Aus- und Abziehens; das Wort entspricht also in seiner Uebertragung ganz dem arabischen

z. B. &JLJ! r£*£laJ t, der negative Satz, hebr.

covern. Wie ist es aber möglich, daß das Idiom einer Wissenschaft anders sich gestalte, als durch Erhebung solcher Wörter, welche die Volkssprache (äiJJf) dar.hi.etet zu wissenschaftlichen Termen, und durch die Fortbildung derselben für geistige Zwecke? Die philoso­phische Sprache der Araber ist ebenso verschieden von der Sprache der alten Poesie und des Korans, als die der Juden von der Sprache des A. T. und der nachbibli- schen Talmud- und Midrasch-Literatur. Es kann hier unmöglich von einer Carikirung der Sprache, von der gewaltsamen Ausprägung eines Fremdartigen die Rede sein; die Sprache ist ein geschmeidiger Thon, den der Fortschritt zum Bessern oder Schlechtem in die ihm entsprechenden Formen bildet. Es ist verwunderlich, daß man der hebräischen Sprache diese immanente Fortbil- dungsfähigkeit nicht zugestehen will, und alle Erscheinun­gen derselben nach dem Maaßstabe des biblischen He- braismus beurtheilt, das Neue nach dem Alten, das Profane nach dem Heiligen, das Abgeschlossene nach dem in stetiger Bewegung Begriffenen.

Mit Recht bemerkt Dukes, daß das CHPju PDD einem künftigen Bearbeiter des hebräischen Idioms der Philosophie gute Dienste leisten werde; aber es giebt vies trefflichere und brauchbarere Arbeiten, welche der Erwähnung werth sind. Ich muß .gestehen, daß das mich in meiner philosophischen Lectüre wegen seiner Unvollständigkeit, Vieldeutigkeit und Dun­kelheit fast lmflier im Stiche ließ, während mir drei Hülfsarbeiten als die zweckdienlichsten erschienen sind: 1) Die durch Mose ihn Tibbon aus dem Arabischen übersetzte Terminologie der Logik von Maimuni, hebräisch punn nfe, arabisch wahrscheinlich j j.ki. lt Joliji betitelt, im 14 Abschnitten, in denen 1/5 Termen erklärt werden, eine Uebersetzung, die noch mehr, als die des More, das Gepräge des Urtextes und zuweilen die Spu­ren der. mangelhaften Originalhandschrift (0e Rossi Cod. 458) an sich tragt. Die gelehrten Commentare Moses Mendelssohn's und Isaak Satanow's sind mit Vorsicht zu benutzen, weil letzteren, bei aller sonstigen. Befähigung, die gründliche Kenntniß des Aristo- tellsmus und die vertraute Bekanntschaft mit dem Ara­bischen abging. Ganz unbrauchbar ist die deutsche Uebersetzung Salomon Heilbergs (Breslau 1828), den schon die Unkenntniß der durchgängig beibehaltenen arabischen Eonstruction, nach der auf ein undeterminirtes Nomen der Relativsatz ohne das Relativpronomen, als

gleichfallsundeterminirte Sifah folgt, an vielen Stellen verwirrt hat. 2) Die von Samuel ibn Tibbon verfaßte Zusammenstellung der Terminologie der Meta­physik, betitelt ]D PAP, ein aus dem More zusammen- gesügtes und zum Verstandniß desselben unentbehrliches Werk. Den innigen Zusammenhang beider stellt Sa­muel ibn Tibbon selbst in einem einleitenden Epigramm dar, das Cod. Ross. 46. enthalt:Zehn Kab Ver- nunsierkenntniß stiegen auf die Gesammtheit der Forscher nieder; neun davon nahm drr Meister, -ec Myrrhen traust und Kassia mahlet (Maimuni). Ben Tibbon! sagte eine Stimme, nimm du von dem ein Wenig und nenne Hauch der Anmuth seinen Namen!" 3) Das Vocabulär der fremdartigen Wörter, das Samuel ibn Tibbon seiner Uebersetzung des More angefügt hat, betitelt:'i mnitJ-N nmn rrferiD

enthalten in der 1553 fol. unter Vespastan Gonzaga zu Sabioneta erschienenen Ausgabe des More; schon der Titel stellt einen Arabismus dar, indem das p, an sich völlig unhebräisch, dem arabischen entspricht. Die­sen drei Subsi'dien schließt sich erst das Buch der De­finitionen von Menachem b. Abraham, genannt Bo- nafaz Abraham aus Perpignan an. Der eigentliche Titel des Buchs ist W doch hat schon Isaak

1PPX, der es zuerst zu Saloniki 1577. 4. unter Sul­tan Selim vielfach bereichert herausgab, den deutlicheren von Satanow beibehaltenen Titel PAPP)Pi P5DD vorge- gefügt, ähnlich dem arabischen ujUS' oder

oU5^; denn PP) ist die Erklärung der Spe­eles mit ihrem Genus und ihrer Differenz, während Cl#P die Erklärung desselben durch das Ge­

nus und ihre Propria bezeichnet. Auch dieses alfabetische, noch dazu nach sechs wissenschaftlichen Rubriken (Politik, Logik, Mathematik, Physik, Metaphysik, Medicin) geord­nete Lexidion ist mit Benutzung des More und mit dem Zwecke, ein Hülfsbuch zum Verständniß desselben zu sein, verabfaßt. Eine bloße Mystisication ist es aber, wenn Dukes den DP&'D als ein bei der Bearbeitung des More nützliches Werk hecvorhebt; mit demselben Rechte hätte er hundert andere durch den More her- vorgerufene Streitschriften nennen können. Das ge­nannte von Kalonymos, angeblich einem Schüler Mose des Egyptiers, verfaßte Weck hat den Zweck, die Ansicht seines Lehrers über die göttliche Vorsehung zu vertheidi- gen, und in der That bedurfte Maimuni einer solchen Apologie, da er bezugs der irrationalen Schöpfung eine nur generelle Vorsehung mit Aristoteles annahm und allem bezugs des Menschengeschlechts eine specielle, auf die Individuen sich erstreckende statuirte ein Zu­geständnis welches er nicht ohne den gerechten Vorwurf der Häresie dem Aristoteles machte, an dessen Seile er, so frei er sich dünkt, von einem Abweg" auf den andern geführt wird. Der PI2D flpl^D ist also ein in-