Meralurblatt des
Orients»
Berichte, Studien und Kritiken
für
Mische Geschichte und Literatur
J\[s 48» ' Leipzig, den 27. November 4844»
Jüdisch-philsophische Literatur. Die neueste Ausgabe des Kusari, beurtheilt von M. Si'oer. Erster Artikel. Das Grammatikalische und Lexicalische des Commentars. — Lit. Urbersichten. Die Landau'scke Prachtausgabe des babyl. Talmuds in Qctav- Format. Methodologie des Talmuds. — Abhandlung. Versuch einer wissenschaftlich begründeten Metrik für die neuhebräische Poesie v. J sid'o r Kaempf. — ^Lit. Analektcn. Jbn - Esra'ö Commentar zu den-Sprüchen. — Lit. Anzeigen.
Jüdisch - philosophische Literatur.
Die neueste Ausgabe des Knsari, beurtheilt von Wh Sider.
(Fortsetzung von Nr. 23. Col. 349.) *) ©pecicltc Beurtheilung der Leistungen.
I. Artikel.
Das Grammatikalische und Lexicalische des Eommentars.
Der von uns gewählten eigenthümlichen Form in Besprechung dieses Werkes glaubten wir eine mocivnende Einleitung (Nr. 20. 22. 23) vorausschicken zu muffen, weiche vorzüglich die Stellung desselben zu den bisherigen Wecken dieser Gattung ins Auge faßte. Wir haben nur zu bald erfahren, daß unsre dort ausgesprochene Ansicht wohl irrig sein könne, keineswegs aber die Aussprache derselben als überflüssig, vielmehr als durch ein richtiges Vorgefühl des zu erwartenden Widerspruches motivirt erscheine. Während wir nämlich die, von den Hecausgeb. angestrebte, im engem Sinne philologische Commentirung des Textes grade als den hervorstechendsten Fortschritt in Wissenschaftlichkeit be- zeichneten, drückt ein Herr K — m in seiner Beucthei- lung-dieser Ausgabe (Ist. Annalen Nr. 22) den Wunsch aus, daß der ganze f. g. streng philologische Theit des Eommentars in den folgenden Lieferungen wegbleibe,
1) Diejenigen Leser, die sich vielleicht die Mühe nehmen, meine Verweisungen nachzuschlagen, bitte ich, unter andern folgende sinnentstellende Fehler zu verbessern: Col. 292, Z. 14 ausschließlich l. ausführlich. ~~ Col. 332, Z. 13 verhören l. verpönen. — Col. 333, Z. 9. Rathe t. Werthe. — Col. 348, 3- 22 erweitern l. erwarten.
weil er für die Wissenschaft keinen Gewinn bringe! Ich gestehe gern, daß ich noch nicht auf der Höhe- der Wissenschaft stehe, auf welcher eine solche Behauptung weder als Arroganz noch als Bornirtheit zugerechnet werden darf, und überlasse es gern dem einsichtigen Leser zu beurtheilen, in .wieweit etwa meine Bemerkung über einen „nackt hingestellten Urrheilspruch" (LB. Nr. 20, Col. 291) auf den so eben angeführten, und jene Beurtheilung überhaupt, anzuwenden wäre. Ref. selbst ist von der Ansicht ausgegangen, daß in einer ausführlichen Besprechung der Vorlage in diesem gesonderten Artikel (i), durch Hervorhebung des von dem Herausgeb. i Dargebotenen und dessen Ergänzung aus Zusätzen des Rest, eben das wissenschaftliche Material ausgewiesen werden soll, dessen Dasein, wir möchten sagen: dessen Möglichkeit Herr K—m geradezu läugnet, indem er im Allgemeinen negirend, sich nirgend positiv ausspricht, inwiefern grammatische und lexicalische Commen- tatioii, ohne „mikrologisch" zu sein, hier passend und belehrend dargeboten oder darzubieten sei. Ganz anders denken wir uns zu verhalten, wenn wir selbst unten einige — im Ganzen nur wenige — derartige Anmerkungen unsrer Vorlage als solche bezeichnen, die ganz wegdleiben, oder vielmehr eine andere Richtung nehmen sollten. Denn Niemand wird es einfallen, daß sich die philologische Erläuterung eines Werkes wie der Kusari, über das ganze Gebiet der hebräischen Grammatik und Lexic ographi e in gleichem Grade erstrecke. Die Herausgeb. selbst haben sich auch schon einen Kreis abgesteckt, wie aus dem Vorworte zu
1) Wenn wir in diesem Artikel von einem Herausg. sprechen, so ist dies Hr. Cassel, dem vorzüglich das hier Besprochene angehört (Vorw. S. IV.).
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