739 Jüdisch - philosophische Literatur. Die neueste Kusarr-Ausgabe beurth. v. Sider. 740

ersehen:der Kommentar nimmt zuerst auf das Sprachliche Rücksicht, indem die Form überwunden werden muß, ehe man den Inhalt zu erkennen im Stande ist k . rc> Wir haben 'daher jedes (??) neu­heb raische Wort hervorzuheben, dessen Etymologie und Bedeutung durch Vergleichung der Sprache unter sich, und Benutzung der Dialekte festzustellen, und eben so auf neuh eb raische Wortbildungen, Wendungen und Phrasen aufmerksam zu machen gesucht" (Vorw. S. V.f.). Das von uns unterstricheneneuhebräische" weist die (nicht etwa speciel! zum Vecstandniß einer schwieri­gen Stelle nothwendige) genauere Erläuterung des b i- blischen Hebraismus, als eines Abgeschlossenen und hinlänglich Bearbeiteten, mit Recht ab; umfaßt aber, nach der oben angeführten Definition, alles nach bi­blische Sprachgut in etymologischer, grammatischer und lexikalischer Beziehung, von der Mischna angefangen rc., für welches noch keine eigentliche Handbücher existirm, aus die zu verweisen wäre (vgl. oben Nr. 23, Col. 345 f.); daher es nur möglich war, die inneuesten Schrif­ten" (Vorw. S. V.) zerstreuten Notizen auf dem Felde des Neohebraismus zu benutzen^ und mitunter weiter fortzuführen. Es ist aber unlaugbar, daß nur eine ähn­liche Bearbeitung der bedeutendem Schriftwerke des gan­zen Neohebraismus endlich zur Abfassung einer tüch­tigen Grammatik und eines aus lang enden Lexi­kons führen würde, die doch gewiß Jeder mit uns, als wesentliches Desiderandum, für den vollständigen Ausbau der jüdischen Wissenschaft anerkennen wird, die aber aus unmittelbarer Benützung der nackten Originalwerke eben so wenig hier, als in den andern bloßen Schriftsprachen, jemals hervorgehen; weil bei diesen Grammatik und Lexicographie stets im Verhaltniß wechselseitiger Begrün­dung und Vervollkommnung mit der speciellen Exegese stehe. Namentlich bei einer so reichen Materie, als es der Neohebraismus unstreitig ist, dürfte die Abfassung von Grammatik un^ Lexikon, ohne Vorarbeiten in ein­zelnen Eommentaren,als etwas Unmögliches bezeich­net werden. Wir konnten daher die 'Aufnahme sprach­licher Bemerkungen in dem vorliegenden Commentar im

2) Wenn nun jener Recenserrt (Annalen Nr. 23, S. 183) noch besonders bemerktdie Ausschöpfung der lexicographischm Forschungen der Fürst Aschen Concordanz und der im Oriente ausgestellten (sie!) Untersuchungen ist aber hier nicht an sei­nem Orte, und muß mindestens als überflüssige Mikrologie bezeichnet werden", so war diese besondere Bemerkung eines- theils schon durch seinen fcühcrn frommen Wunsch überflüssig gemacht, anderntheils scheint sie nicht zu beachten, daß gerade in Fürst's (und nächst seiner, Delitzsch's) Schriften man­cherlei Vorarbeiten zu einer wissenschaftlichen Behandlung des gesammten neuhebr. Sprachschatzes liegen, und daher unser Commentator bei Benutzung und Anführung derselben nur den billigen Anforderungen der Wissenschaft und der Ehrlich- keit genügte.

Allgemeinen nur als einen erfreulichen Anfang sprachlich - exegetischer Bearbeitung des Neohebraismus begrüßen.

Hier wäre es nun unsre Aufgabe, die Wissen­schaftlichkeit der dargebotenen Bemerkungen im Ein­zelnen zu prüfen. 'Allein, dies werden wir spater nur an denjenigen vornehmen, die, nach unsrer Ansicht, in einen Commentar des Kusari gehören, indem wir zuvor die wenigen andren ohne Eingehn auf ihren wissenschaftlichen Gehalt, als solche gänzlich abfettigen, die hier durchaus am Unrechten Orte sind. Das Krite- terium für diese Unterscheidung müssen wir von dem Gebiete der lateinischen und griechischen Philo­logie holen, weil diese am weitesten vorgeschritten; und weil es beim beginnenden Anbau des Neohebraismus möglich wäre, durch Benutzung der dort gemachten Er­fahrung mancherlei Ab- und Umwege zu vermeiden.

Ein Lexicon, welches (beinahe wie das Lateini­sche von unsrem Freund) den gesammten hebr. und neuhebr. Wortschatz genetisch entwickelt und literar­historisch aneinanderreiht, und eine Grammatik (vorzüglich Syntax), die das Neuhebräische an das Biblische (wie etwa eine griechische die Nebendialekte an den Hauptdialekt, oder besser wie eine Deutsche alle spatem Phasen des Deutschen an das Gothische) materienweise anknüpft, diese Beiden können wol als Zielpunkte der gesammten hebr. Lexicographie und Gram­matik gelten, und würden nicht nur die specielle Exegese, sondern auch die historische Kritik nicht wenig un­terstützen. Die beste Vorarbeit hierzu wäre bei neuen Ausgaben ein Glossar, enthaltend den ganzen (Neo-) Hebraismus des Werkes, wie bei guten lateinischen und griechischen Ausgaben die Latinitat und Gracitat zu finden ist. Außerdem müßten noch sprachliche An- , Werbungen an entsprechenden Stellen gegeben sein. Es dürste hier, wenn solche Ausgaben die natürliche Auf­einanderfolge der Werke selbst beibehielten, noch die Erleichterung eintreten, daß jedes resp. Nachfolgende das frühere vorausfetzen und sich nur mit seinen Eigentüm­lichkeiten befassen dürfte. Warum sollte denn überhaupt für die (von der Richtung der Juden mitgezogene und entwickelte) Sprach form nicht auch dasselbe gelten, was die Herausgeber (Vorw. S. IV. fi angef. oben Col. 348) so richtig von historischer Betrachtung der Idee bemer­kend Auch in sprachlicher Beziehung wäre mit Fug und Recht das Verhaltniß einer Schrift zu den vor­hergehenden, zu der Gattung, der es zunächst an­gehört, und ihr etwaiger Einfluß auf die nachfolgende Literatur hervorzuheben und zu beleuchten. Auf diese Weise bearbeitet müßten Mischna, Tat müde (jer., babl.) Midraschim, poetische, philosophische Werke k . edirt werden, wenn die neue Herausgabe den wissenschaftlichen Anforderungen der Zeit genügen