nicht viel anfangen können. Immerhin darf man nicht etwa aus reinem Reformeifer auch die Menschen und Einrichtungen, die sich bewährt haben, über Bord werfen. Was davon brauchbar war, wird auch für uns brauchbar sein.
Nun wird der eine oder andere sagen: »Wir verwerfen den Teilungsplan, und wir wollen seine Durchführung verhindern. Und wenn er trotzdem durchgeführt wird, ist die Finanzfrage an letzter Stelle zu regeln.« Darauf ist zu erwidern: Ob und wie der Plan der Königlichen Kommission durchgeführt wird, mag dahingestellt bleiben. Selbst wenn aber nur eine noch so geringe Wahrscheinlichkeit besteht, daß ein jüdischer Staat errichtet wird, müssen wir auf diese Möglichkeit hin schon jetzt alles vorbereiten; denn die Folgen der Nicht-Vorbereitung wären nicht auszudenken! Und dann überlege man sich eins: Die Entstehung und die Selbständigkeit des Staates wird von einer finanziellen Regelung, insbesondere von seiner geldlichen Leistung an einen gleichrangigen, nicht etw r a übergeordneten Nachbarstaat abhängig gemacht.
Wenn schon zwei Staaten entstehen sollen, dann sollen sie gleichrangig nebeneinander stehen. Wenn sich aber aus der Natur der Sache eine Abhängigkeit des einen vom andern ergeben sollte, dann wollen wir auf keinen Fall abhängig sein. Darum müssen wir zu allererst, wenn unser Staat leben soll, überlegen, wie wir die nötigen Mittel für sein finanzielles Fundament bekommen, und wir müssen dieses Fundament so einrichten, daß es auf keinen Fall den jüdischen Staat vom arabischen abhängig macht.
All das erfordert Überlegungen finanztechnischer Natur und Vorbereitungen, die vor allen andern getroffen werden müssen, und zwar so bald als möglich, w T eil sonst alle weiteren Erwägungen und Vorbereitungen, die von ihnen abhängen, verzögert werden würden!
Was bleibt bestehen?
Die drei jüdischen Einrichtungen, die für Palästina Bedeutung haben, die Jewish Agency. der Keren Kajemeth, der Keren Hajessod, haben vor allem von freiwilligen Beiträgen der Zionisten in aller Welt gelebt. Freiwillige Beiträge sind sehr schön und rühmenswert — aber der Natur des Menschen entsprechend und nach der Entwicklung der jüdischen Wirtschaft sind sie viel kleiner geblieben, als zur Errichtung des jüdischen Nationalheims notwendig gewesen wäre. Gewiß kann man sich vorstellen, daß das neue Ziel, die Errichtung des freien jüdischen Staates, die Judenheit ganz anders begeistern und zu Beiträgen ermuntern würde als das alte Ziel. Es ist aber leider auch bei Skeptikern und Pessimisten das Gegenteil möglich.
Falls im jüdischen Staate diese und andere alte Einrichtungen bestehen bleiben sollen, werden sie ihr Aufgabengebiet ganz enorm zu erweitern haben. Dazu müßte ihre Finanzkraft ganz erheblich vergrößert werden. Man könnte bezweifeln, ob das gelingen wird, wenn sie weiterhin auf freiwillige Spenden angewiesen sein werden. Entweder muß man ihnen also andere Quellen erschließen, — sei es unmittelbar, sei es durch Leistungen des jüdischen Staates an sie —, oder man muß entweder sie selbst oder ihre neuen Aufgaben dem künftigen Staate selbst übertragen. Rein vom praktischen Standpunkte aus dürfte es am besten sein, wenigstens den Großteil ihrer neuen zusätzlichen Aufgaben auf den Staat zu übertragen, anderseits ihnen alle freiwilligen Beiträge und die später zu besprechende Lotterie zu überlassen. Aber wir wollen damit der Entscheidung der Berufenen nicht vorgreifen! Im Folgenden wollen wir uns auch nicht weiter mit der an sich sehr wichtigen Frage beschäftigen, ob und wie die freiwilligen Spenden vergrößert werden könnten. Nur auf ein Problem sei hingewiesen: Ein großer Teil der Spenden kommt aus Ländern mit Devisenzwangswirtschaft. Unsere alten nationalen Institutionen hatten bisher die