Seite 2 Natisnalzeitung Nr . 59 welche in den bezeichn etc n Fällen inte wen ie et haben , hält der Minister nicht für nötig , be¬ kanntzugeben . Endlich macht der Minister da ran f mi . fmerksam , « daß die Schlingen des Board of Immigration den Bert rein rn > der Presse stets zugänglich sind , und ist der Ansicht , daß wenn die Presse ihre Vertreter in diese Sitzungen entsenden ! lvnrde , ihre Berichte ganz anders ausfallend würden . Tie Führer der jüdischen , Organisationen gcvben sich mit dieser Antwort , durch welche die Einwanderer ganz der Willkür der Beamten ausgcsetzt sind , nicht zufrieden und beschlossen , darüber zu wachen , daß unrechtmäßig zurück¬ gewiesene jüdische Einwanderer des jnristisHen Beistandes teilhaftig tverden , ehe ihre Zurück¬ beförderung aus geführt wird . Kon der Jto . Die reichsdeutschen jüdischen Blätter ent¬ halten ausführliche Berichte über den erstell Jto - Kongreß in London , denelr wir , als Er¬ gänzung zu unseren bisherigen Berichten das Folgende entnehmen : Der Jllternationalrat der Jüdischen Territorial - Organisation hielt seine Sitzmlgell am Mittwoch und Donnerstag , 1 . ulid 2 . August , im Saale Essex Hall , London , ab . Der, ' Präsident , Herr Israel Z a n g w i l l , führte den Vorsitz . Außer England , waren Delegierte aus Belgien , Deutschland , Frank - reich , Rußland , der Schweiz und den Verei¬ nigten Staaten anwesend . Entschuldigungen von abwesenden Mitgliedern kamen aus Bulgarien , Palästina , Rumänien ulld Süd - Afrika . Begrüßungsdepeschen liefen u . a . aus den folgenden Ortschaften ein : Antwerpen , Berlin , Bern , Bialystok , Ekaterinoslav , Eli - savetgrad , Johannesburg , Kattowitz , Kiew , Kowno , Krementschug , Krugersdorp , Man¬ chester , Mendzyrzec , Odessa , Otschakow , Phi - lipopolis , Plovdiv , Posen , Stralkowo , War¬ schau und Zürich . Dr . Jeremias in Posen übermittelte . telegraphisch der ersten Jnternationalratver - sammlung die herzlichen Wünsche seitens der dortigen Zionisten . Dr . Krellberger , Wieil , drückte sein lebhaftes Interesse für das Jto - werk aus , wie auch feine Bereitwilligkeit , die von ihm geleitete „ National - Zeitung " zu Diensten der Sache zu stellen . Der Redakteur des in Odessa erscheinenden Blattes „ Rußki Jevrey " bot ebenfalls seine Mitwirkung in einem Briefe an , der mit beu Worten beginnt : „ I ch begrüße den Rat in einem Augenblicke , wovor mir die noch warmen Leichen dreier jüdischer j u n ge n Leuteliege n,vonKosaken - kugeln durchbohr t " . Ein Brief von Dr . Paul Nathan , Berliil , dem Präsidenten des „ Hilfsvereiir der Deutschen Juden " , wurde verlesen , in welchem er seine warme Sympathie mit den Jto - bestrebungell ausdrückte . Begrüßungen und ^ Petitionen liefen ferner aus Bendery ( Bessarabien ) , Bialystok , Drabow , Krimoy , Rog , Peresyp . und von der jüdischen Gemeiilde voll Solotonoscha , im Poltawa Gouvernement , ein , während die Eiilwohiler von Ekaterinoslav itnb Krementschug ihr vollstes Vertrauen dem Jtorate durch Adressen mit mehr als tauseild Unterschriften ausdrückten mld denselben all die dringende Notwendigkeit einer Auswanderuilg aus Rußland erinnerten . In seiner Eröffnungsrede schilderte der Präsident die Fortschritte der Bewegung uild legte die bevorstehenden Aufgaben dar . Durch die Verhaftuilg des Herrn Joselew in Warschau , bei lvelcher die bei ihm befind - lichen Schriftstücke koilfisziert wurdeil , wurde die Vorlage des Berichts des russischen Zen - tralkonlitees ullmöglich gemacht . Der Ehrensekretär , Herr Clemellt I . Sa l am a n , stattete einen Bericht über die passendsten Territorien in den verschiedenen Kontinenten ab . Frau Auerbach , aus Süd¬ afrika mld Loildoll , die das britische Schutz¬ gebiet in Ostafrika bereist hatte , stattete über das Land und dessen Zustäilde einen Bericht ab , der zu dem der Gibbons - Kaiser - Expedition von Mai 1905 in schroffem Gegensatz stand . Der Jnternationalrat drückte gleichfalls seine dankbare Ailerkennuilg der Privattätig¬ keit des Herrn Samuel Schriro aus Baku aus , der sich damit beschäftigt , den Umfang derjenigen bemittelten Kreise in Rußland fest¬ zustellen , die zur Auswanderung in eine Jto - Kolonie bereit wären . Die Verhandluilgeil schloffen mit den von Professor Dr . Mandel st am m , Kiew , beantragteil Dallkvotem . ZeitullssschlM « . Klmespo ! l - k « M . Inland . Der israelitische Religionsunterricht . Zu bte/fem Thema kichern wir eine kleine Statistik . Die Lehranstalten der israelitiischerr Ne - ligionsgesellschast ( orthodoxe Gemeinde ) in Frank¬ furt a . M . haben folg - anbe Stundenzahl für den NellBons,unterricht : Wöcherstlich : Bokksjschule 7 — jl0 , F - ortblldungsschule 9 Stunden , Höhere Mädchenschule 6 , Realschule 8 Stunden ( und 2 Stunden Dalmtld , nicht obligat ) . Hsbräisch - schreiben ist in den Sch > reib > stu - ndc,n ' illbeg rissen . Zur EharNkteristik dieser Schulen sei bemerkt , daß der Realschule in . dem sehr strellgen Preußen das O es f e n t l r ch k e i t s r e ch t verliehen ' wurde in Anbetracht der glänzenden Laistnngelr und der ganz besonders hervorragenden Prii - fungsergebnisses . An den Schulen der Preßbnrger orthodoxen Volks - ulld Bürgerschulen , die wiederholt staat¬ lich belobt nüirden , sind den : Neligioiisnnterricht wöchentlich 10 , für Talmudschiiler 15 Stunden ge - widnlet . KeHtl ! Schüler , keinse Schülerinj dieser An¬ stalten ist geistig oder ' körperlich überbürdet . Gehet hin und tuet desgleichen . W . P . Wien . ( Eine interessante eherechtliche Ent¬ scheidung . ) Der Oberste Gerichtshof hat , wie die „ Gerichtshalle " m > itt - c ' ! ilt , kürzlich eine interessante eherechtliche Entscheidung gefällt . Der Fall ist folgender : Karl H . , mosaisch , und Hermine K > , römisch - ikatholisch , standen in Wien durch etwa neun Jahre bis zum Herbst 1902 zueinander in intimen Bejahungen , denen int Jahre 1897 ein Knabe entsproß . Im Mürz 1903 flüchtete die K . nach Amerika , well sie fiirchtete , in Wien in eine stvalfgerichtliche Untersuchung verwickelt zu werden . H . folgte ihr kurze Zeit später , und in Newyork gingen - sodann die beiden Nur 22 . April 1903 miteinauder die Ehe ein . Beide waren da¬ mals und sind auch heute noch österreichische Staatsbürger : ein ReligionSwechsel wurde von Deinem der beiden vollzogen . Da H . sich in Amerika keine Existenz verschaGen konnte , kehrten die Ehegatten im Jahre 1904 wieder nach Wien zuvück , wo sie auch gegenwärtig in gemeinschaft¬ lichem Haushalt leben . Bon seiten der Unter - in ' staiizerl wurde nun die ' Ehe der Genannten für das Gebiet der im Nelchsrat vertretenen König¬ reiche und Länder wegen des Ehehindernisses der Religionsverschiedmlheit ( 8 64 a . b . G . - - B . ) als un¬ gültig erklärt . Das Erstgerjicht hatte überdies ansgeführt , daß eine . Ehe zwischen Ehri > sten und Nichtchristen als unsittlich verboten sei . Der Oberste ' Gerichtshof hat irr tetlweiiser Stattgebung der Revision des EhvbaNdverteidige - rs das Be - ruisunigsurteil aufgehoben und die Sache zur n6uerlicheu Verhan > d ' luNg und Entscheidnng an das Berufungsgericht zuriickverwiesen . Aus den Gründen des Urteils ist folgeirdes hervorzuheben : Es ist in Oesterreich nicht verboten , daß Ehen zwi¬ schen Christen u . lid Mchtchristen bestehen, ' ver¬ boten - ist nur , daß sie zwischen Christen und Nicht - christerl ! eillgegangen werden . Eine Ehe zwischen solchen bann daher nicht als unsittlich verboten sein, - das Ehehindernis des 8 64 a . b . G . - B . ent¬ springt nur der katholischen Auffassung der Ehe als eiries SEraments , das ein . Nichtchrist Nicht empfangen bann . Nicht Ethik , icicht MIoral kommt hierbei in Betracht . Das Ehehindernis ist anch nicht öffentlich - rechtlicher Natur , öenit das allge - Mts ) inrt und Urteilsschärfe schließen läßt . Wird der Kampf offen und würdig geführt , io hat er seine Berechtigung ! , wie alles menschliche Ringen . Diese Manier aber , an neutraler , der Erholung gewidmeter statte , angesichts einer herrlichen Natur , tückisch zu geifern , ist so dumm , so unpolitisch , wie nur . möglich ! und zeigt , wie weit unser Kleinbürgertum von Reife entfernt ist . Denn um diese schichten handelt es sich vorzugsweise , Viel in den Sommermona¬ ten die Gestade der Ostsee überfluten . An der Nordsee nehmen diese Exzesse schon ab und in den Bädern des Auslandes entsinne ich mich nicht , siegefunden zu - haben . Es zeigt sich hier so recht , lvie die lang an ' O ' aiiiciunfDe 1 Ohn¬ macht dieser Stände « gewirkt hat ; sie haben ! sich daran gewöhnt , iiivgcheiin ihre Fällstballen und > ihren Groll gegen jede ihnen überlegene Macht im stillen Könlnterlein auszutoben . Orgien der Impotenz , lvie sie in freien Staa¬ ten unmöglich sind . Die Beobachtungen , die ich oben niedel - schrieb , mache ich in jedein , Jahre anfs neue . In jedem Jahre wiederhole ! ich ' in irgend einer großen Zeitung diese Jeremiade . Wir schreiteil sehr , sehr langsam vorwärts . lVorausgesetzt , daß lvir überhaupt vorwärts schreiten . ) Alle Errnngenschaften der Zivilisation ^ bodenteil wenig , wenn ' sie ilicht von Errliilgenschaften dev Klllttur begleitet sind , dluch nufere politische Entlvicklung , unsere Machtstellnilg unter den Völkern , llNfeive geschichtliche Mission ! ist eng mit der Läutemngsfähigkeit der Nation ver¬ bunden . Wenn , jetzt Herl ! v . Olreiid ' lüvcx mid ) fragte : Willst du einenr so ' roh ' goa - rteteiil Volke die . Herrschaft über sich verleihen , die ja kraft des Majoritätsrechtes auch die Herrschaft übec eine edlere , einsichtigere Miiidocheit bedelitet ? so müßte ich in der Ta > t diese Frage verneinell . Ich würde aber eine Gegeiffrage erhaben , lmd diese lvülde lauten ! : Wer ist denn schuld daran , wenn - ganze Schichteli unserer Bevölkerung auf einem , so niedrigen Nivoau verblieben sind ? Doch nllr diejenigen ' , die stets Nerimnst unb Wissenschaft verachtet haben , die von einer Auf¬ klärung , ivelche ( Rireehtigke . it und Toleranz lehrt , nichts lvissen ivolltell ! . Jil einem Volke , das den Entwickllmgsgeda . nken ganz \ \ v sieh ; anfgenoinmen ! hätte , wären solche Erscheiiluu - ^ g - en li - imiöglich , denn a - lich der schlichte Bürger > tviirbe die Uoberleglmg nnstellen , daß wir die | Indem zlinl Teile zu dem geinacht haben , was ! sie j ' cht sind , daß wir a . n ihren Fehlern mit - , schllldjg sind , daß dein jüdische Charakt - er llichi , indelebilis , sondern wandelbar ist , und daß ! ein Blick ans die Geschichte des liNglücklicheu ^ Volkes uns neben jede Zlnllage eine Selbst - ! anklape stellt . Wenn ein allderer , freierer Geist in unsere Schliite eiilgezogeii ! sein wird , wel - den die mittelalterlichen Empfindunaien ver¬ blassen ; wenn wlr alle lins daran aeiröhnl haben , nliit offenem Visier zu kämpseu , wird das versteckte Geifern , du Emde nehnlen . Die Rassenantipathie wird noch lan - ge nicht ver¬ schwinden , aber unser Verstand wirb sie kon ^ trollieren lernen . Mahr Licht ! Das ist auch hier der einzige Wa > hlsprllch , der Besserung verheißt . Huntes Feuilleton . Die Batikanische Bibelkommission . Unter Papst Leo XIII . ist ekre Bibelkomimlsfivn einge¬ setzt worben , die zll prUiseu hatte , wie iveit die Kritik , die linker den katboliischen Bibelforschern « lliercküche Forischritte ' machte , in der - Auslegung der heiligen Schrifteu gehen diirse . Unter Pins X . hat man tätige nichts von den Arbeite - n der Ksm - mission gehört ; es hieß sogar , der Papst wolle sie rricht weiter arbeiten lasseri , da er gegen jede Er - lrveiterüng der Rechte der Kritik sei . Jetzt hat die Konl ! M > isfi0 ' » r ' irr bezug ans dem Pentateiuch mrd die Autorschast MosiS ihre Entscheidung . getrdsseN ' . Es sind ihr mehrere Fra - gerc oorgelegt - ivordell , die sie lNit ja oder n - eiai beantivortet fjat . Fragen und Antwor¬ ten sind im „ Osservatore ^ ioilmu - v " , itn „ Univers " lmd in der „ i ) te > o » e bibligue " veröffentlicht wor - W « « « hli « r ! ffNMrdlchO □ • ruchlos I Pollenz echte Reform - $ cb weissblätter |