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Ar. 18
Mir«. 1 . Mai 1903 ( 4 . Ijar 8663 ).
V. Jahrgang.
An unsere Freunde!
Anläßlich des Monatswechsels laden wir unsere Freunde zum Bezüge des „Jüdischen Volksblatt" ein.
Das „Jüdische Volksblatt" wendet sich an alle diejenigen, welche das jüdische Volk aus seiner Erschlaffung erwecken und die Selbst befreiring der Juden auf national-sozialer Basis vorbereiten wollen. Es sind die p 0 l i t i s ch e n I d e a l i st e n, die wir rufen. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit hat sich das „Jüdische Vvlksblntt" einen großen Kreis von Lesern und Freunden geschaffen. Aber noch immer stehen große Massen des Judentums beiseite, teilnahmslos, fremd gegenüber dem eigenen Volke.
Das „Jüdische V 0 l ks b l a t t" ist kein auf Gewinn ausgehendes Unternehmen. Es ist ein Agitationswerkzeug für die nationale Eigenart, für die nationale Einigung unseres arg geschmähten Volkes. Es ist eine Waffe — und wie es sich erwiesen hat — eine wirksame Waffe gegen unsere Feinde ringsumher.
Das „I ü d i s ch e V 0 lks b l att" hat stets das nationale Programm in seinem vollen Umfange und mit g a n z em Freimute vertreten.
Darum kann und soll jeder Freund unseres Volkes das „Jüdische V 0 ksblatt" verbreiten helfen; jeder Leser, den er zuführt, ist bald eine Streitkraft für unsere heilige Sache.
Eine Kampfgemeinschaft, die schon fünf Jahre Sonnenschein und Sturm miteinander getragen hat, tritt vor die jüdische Leserwelt.
Das „I ü d i s ch e V 0 k s b l a t t" verfolgt mit besonderer Aufmerksamkeit die Angelegenheiten der jüdischen K u l t u s g e m e i n d e n. Es sieht in den Kultusgemeinden die bescheidenen, aber vielversprechenden Anfänge einer A u t 0 n 0 m i e des j ü d i s ch e n V 0 l k e s. Es wird nach Kräften zum Ausbaue der Kultusgemeinden- Versaffung beitragen.
Juden, leset und verbreitet das „Jüdische Volksblatt". Verlanget das „Jüdische Volksbla t t"! in allen Lokalen!
Die Redaktion des „Jüdisches Volksblatt".
All Mirjam.
Sag, Mirjaln, denkst du jener Dämmerstunde,
Da traumverloren nur am Fenster saßen Und,trunkell von dem eig'nen Glück, vergaßen An all' daS Leid auf weitem Erdenrunde?
Es stoßen uns in sel'ger Glutenfülle
Und Liebesrausch die Herzen leis' zusaimnen,
Wie gottgeweihte, reine Opferstammen In tiefer, andachtsvoller Tempelstille —
Da kam ein Wand'rertrupp vorbeigezogen —
Ein grauer Zug der irrenden Geschwister...
Und, ach, deS Golus hoffnungsloses Düster
Stand jäh vor uns ... Der Glückstraum war verflogen ...
H e i n r i ch G r ü 11 a 11.
Fürst erzbischof Dr. Theodor Koh«.
Die Geschichte ist die beste Lehrmeisterin; ihre Wege, sv verschlungen sie auch sein wägen, sind immer wahr und gerecht. Nie handelt sie wider Natur und Herkommen. Das hat sie des Oeftern gelehrt, in jüngster Zeit wieder an Fürst- erzbischvf Dr. Th. Kohn. Dr. Kvhn ist Judenstämmling. Das hat weiter nicht viel zu bedeuten.
Es gibt viele Jndenstänimlinge die Kohn heißen, viele auch, die sich den Namen haben ändern lassen. Merkwürdiger >chv» ist die Vorgeschichte seiner Tanfe. Sein Großvater >mtte „ohne Recht" geheiratet/ und dies gelangte durch einzelne seiner Stammesgenvssen und Landsleute, mit denen er in Unfrieden lebte, zur Kenntnis der Behörde. Um
Der Kampf gegen den Klertkalismus.
Wien 30. April.
In dem sonst so stillen aristokratischen Viertel der inneren Stadt in der Bankgasse, herrschte ein lebhafter Verkehr. Im Palais der ehemaligen ungarischen Hof- kanzlei fand eine Ausstellung statt; sie wurde zugunsten des Mater admirabilis- 93 emnes> veranstaltet, der ohne Unterschied der Konfession — Christen unterstützt. Wir hätten dem nichts hinzuzufügen, wenn uns nicht in dem Komitee der Ausstellung zwei Namen ausgefallen wären, die eigentümliche Erinnerungen weckten: die Namen Baronin Dora P e r e i r a und Gräfin Geldern- Wiener-Welten. Die Großväter jüdische Bankiers, die Enkelinnen katholische Adelige, die sich die Förderung jedes klerikalen Unternehmens angelegen sein lassen; die Lffte ließe sich durch ein Dutzend Namen noch vergrößern. llebergehen wollen wir hier den Umstand, daß die eifrigsten Trompeter gegen die Ultramontanen, die liberalen Tagesblätter, sofort in die Knie fallen, wenn an der Spitze einer klerikalen Veranstaltung eine Fürstin oder gar eine Erzherzogin steht. Da drückt der Schmock sofort ein Auge zu; wehe aber, wenn ein jüdischer Verein eine Versammlung anzeigt, dann erinnert sich Schmock seiner liberalen Gesinnung und unterdrückt die Notiz. Wir haben jüngst ein Histörchen von einem be—kannten Wiener Advokaten erzählt, der da auszog, um den Klerikalismus in Wien zu vernichten und in Kalksburg landete. Das sind jene Kreise, oie immer gegen uns mit dem Vorwurf bei der Hand sind, das wir die Reaktionären sind, während es fast eine Regel ift, daß die Söhne oder Enkel jener Juden, welche in dem Kampfs gegen den Klerikalismus in erster Reihe stehen, beim Taufbecken enden, und entweder selbst Streiter der alleinseligmachenden Kirche werden oder wenigstens mit den „jüdischen" Millionen die Kirche, die bekanntlich einen guten Magen hat, unterstützen. Das sind die Früchte des „Kampfes gegen den Klerikalismus". Der Vater Träger der Fortichrittsfahne, der Sohn oder Enkel Träger der Kirchenfahnen.
Ebenso verdächtig war der Beifall, den die „Los von Rom"-Bewegung bei den „noch jüdischen" Wortführern fand; er war nur ein Vorwand, um unter lautem Geschimpfe auf den katholischen Klerikalismus sich unter die liebevollen Fittige des lutherischen Klerikalismus zu flüchten, wie wir jüngst statistisch nachwiesen.
Doch die wirksamste Waffe zur Bekämpfung des Klerikalismus soll die sogenannte „Judenpresse" sein. Da aber die alten liberalen Blätter vor Korruption in ihrem eigenen Felte zu ersticken drohten, wurde ein neues, großes
nun einer gerichtlichen Strafe zu entgehen, verließ er seinen Glauben. Der Vater des Dr. Kohn, wurde demnach im Alter von drei Jahren getauft. Kohn ist also nur infolge der Verletzung eines ansschlüßlich für die Inden bestandenen Ans- nahmsgesktzes, demzufolge nur der Erstgeborene der Fainilie heiraten durste, zu seinem Christentum gekommen. Uebrignes erzählte man, daß der Großvater des Dr. Kohn seinen Übertritt zeitlebens bedauert und die Lundenburger Juden, die Urheber dieses Schrittes, so gehaßt habe, daß. wie er sagte, er sich im Zorn leicht hinreißen lassen könnte, einen von ihnen zu töten. Dieser Haß gegen die Juden, freilich ans ganz anderen Motiven, hat sich auch ans beu Enkel vererbt. Er haßt die Juden, wie das mehr oder weniger jeder Jnden- siättimllttg Int, der sich seiner Herkunft schämt, weil sie ihn und noch mehr die Außenwelt an seine Abstamm ing erinnert. Solange er gewöhnlicher Priester war, hatte sein Haß nicht viel zu bedeuten, er war mehr theoretischer Natur. Dr. Kohn ist aber nicht unr Judenstämmling, sondern auch Fürsterzbischof von Olmütz. Man kennt den'Hergang seiner Wahl.
Zwei Parteien stritten sich, und damit die eine nicht dem Kandidaten der anderen, die andere nicht dem Kandidaten der einen ihre Stimme geben müsse, vereinigten sie beide >nwe Stimmen auf den am unschuldigstcu und ungefährlichsten Erscheinenden Dr. Kohn. Und sv kommt es, daß Kvhn gerade 10 Jahre ans dem siksteizbischvflichen Stuhl zu Olmütz sitzt, auf demselben Stuhl, den vor ihm die verschiedensten juden- frennd- und feindlichen Aristokraten innegehabt hatten und dem bis zum Jahre 1848 die Inden Schutzzeld und Abgaben, den sogenannten Jadenzoll, entrichten mußten. Umso aufregender war die Nachricht, daß der Enkel eines solchen Schntz- jnden an diesen altehrwürdigen Platz eines Hirten so vieler Gemeinden berufen wurde. Damals schien cs wirklich, daß
„gutes" Blatt gegründet. Salo Cohn, Redlich, selb§ Dr. G ü d e m a n n griffen in ihre Tasche, um den Klerikalismus endgiltig zu töten. Nun, die „Zeit" hat bewiesen, daß der Klerikalismus selbst vor Langeweile nicht stirbt. Sie erzielte bis jetzt nur den Erfolg, daß die klerikalen Blätter eine eigene Rubrik einführten, in der sie mit Bezug auf die „Enthüllungen" der „Zeit" die Juden angriffen.
Aber dafür nimmt sich das Organ des Dr. G ü d e- mann wenigstens der Juden an, meinen die Naiven. Und wie! Man nehme nur das Abendblatt vom 20 . d. M. in die Hand und lese den Bukarester Brief. Der betreffende Korrespondent, der nicht anders schreiben könnte, wenn er von Stourdza bestochen wäre, meint, daß der vollständigen Emanzipation der Juden „die Bestimmungen der Verfassung, das eingewurzelte Vorurteil und auch das Interesse des Landes (sie!) hindernd e n t g e g e n st e h e n". Man traut seinen Augen nicht; so spricht nicht das „Deutsche Volksblatt" oder die „Vointza Nationale", sondern die Vorkämpferin der modernen Kultur, die „Zeit". Doch es kommt noch besser. „Die innerpolitische Organisation ist so morsch ..., daß der Masseneintritt neuer und fremder (sie!) Elemente, denen es an jeder politischen Erziehung und Tradition fehlt, sich geradezu verhängnßvoll (!) erweisen müßte." Wir wollen überlegen, geehrter Moniteur des Dr. G ü d e m ann, Oberrabbiner von Wien. „Weil die politische Organisation. Rumäniens so morsch und korrupt ist, dürfen die Juden nicht emanzipiert werden?" Die Juden müssen also für die Korruption der Rumänen bestraft werden. Nein, „es fehlt diesen fremden Elementen (Stourdza könnte sich nicht anders crusdrücken) die politische Erziehung und Tradition?" Das ist nicht richtig; gerade die antisemitische Gesetzgebung nötigt die Juden, sich sehr eifrig mit der rumänischen Politik zu befassen; ist doch der Kampf gegen die Juden das Um und Auf derselben. Ueberdies sitzen doch in den Redaktionen der großen Blätter sämtlicher rumänischer Parteien Juden. Doch wozu in die Ferne schweifen? Der Chefredakteur der „Zeit", Dr. Kan ne r, ist selbst ein rumänischer Jude, der genug politische Erziehung und Tradition zu besitzen glaubt, um als „Fremder" die österreichische Politik aus dem kl zu verstehen und sogar durch bloße Leitartikel jedes Ministerium stürzen zu können. Warum spricht er seinen Landsleuten dieses Verständnis ab?! Fürwahr, wenn dieses „Judenblatt" die eine Hälfte des Raubes rechtfertigt, so darf man sich nicht über die Rumänen wundern, die die andere Hälfte vom Standpunkte ihres Ariertums begründet sehen. Selbstverständlich stößt die „N. F. P." vom 2 t. in dasselbe Horn. Es wäre auch verwunderlich, wenn das Leiborgan des — Bratianu nicht
das Schicksal durch die ganze überlieferte Geschichte einen Strich machen sollte. Doch es schien nur so. Zu seinem Unglücke hatte Dr. Kohn neben dem Haß gegen die Inden, den ec früher in Vorlesungen an der Olmützer theologischen Fakultät und jetzt in der „Olmützer Zeitung" betätigt, auch die Streitsucht seines Großvaters geerbt und lag bald mit seiner ganzen Diözese, Priestern wie Laien, in heftigstem Unfrieden. Dazu kommt noch, daß er eine ganz „unjüdische" Eigenschaft, absolut keinen Hang zur Wohltätigkeit besitzt. Der Mann, dem über 1,000.000 Kronen jährlich zur Verfügung stehen, läßt sich nur höchst selten herbei, für Zwecke des Glaubens, der Armen etwas zu tun. Auch die Beamtenzahl reduzierte er ans ein Minimum, sv daß „eine berechtigte Erbitterung gegen ihn ausbrach."
Ihren Höhepunkt erreichte sie in einigen Artikeln eines Pseudonyms Rectus, die im „Pvzvr" erschienen. Durch diesen Angriff suhlte sich Kohn beleidigt ititb setzte alles daran, den Schreiber zu eruieren, ja, er scheute nicht einmal einen nicht ganz einwandfreien Weg, um zum Ziele zu kommen. Doch hatte er Pech. Unschulvigerweise mußten drei Priester den Verdacht des Fürsterzbischvfs im Kirchengefängnis büßen. Die Würde und die Macht waren ihm zn Kopse gestiegen. Er machte von einem allerdings der Kirche gewährleisteten, aber ziemlich veralteten Rechte Gebrauch*) und rief dadurch den
') Dieses Recht der Disziplinargewalt hatte schon einer seiner Vorgänger im Episkopat, W. S ch r a t t e n b a ch, angewendet, doch hob damals Karl VI. am Ü8. März 1718 beu Beschluß auf, weil gegen diesen „die ältest und gesambte Mährische Inden in Unlerlhänigkeit sich beschwerrten". Auch die Kaiserin Maria Theresia beklagte sich am 21. März 1710 über dieses Fürsterzbischofs schlechte Rechtspflege. (Frankl-Grün, Gesch. der Juden in Kreuisier, II., S. 35, 1759.)