88 Gilboa . — Die Purimgeschichte läßt uns unser Volk in der Verbannung finden , getrennt und zerstreut wohnend unter fremden Nationen , verlassend der Vä¬ ter Sitte und vergessend Gottes Gebot — da ist es wiederum ein Amaleksenkel , Haman , welchen Gott als Geißel schwinget , um sein sündiges Volk auf den Pfad der Tugend zurückzuführen . Ein so tiefer Einblick aber in das Wesen der Geschichte muß uns auf die Weltenlenkung selbst aufmerksam machen und uns veranlassen , über die großen Ursachen großer Wirkungen nachzudenken . Dem prüfenden Verstände ergeben sich aber als Faktoren der Weltenlenkung drei . Diese sind : 1 ) der natür¬ liche Verlauf der Dinge ; die natürliche Ursache hat eine naturgemäße Wirkung ; 2 ) die Macht der freien Wahl ; der Mensch im Besitze der Fähigkeit , frei zu wählen , durchbricht , hemmt , fördert den Verlauf der Dinge und kettet Ursachen aneinander nach eigenem Belieben ; 3 ) die göttliche Fürsehung , die nach all¬ weisem , unerforschlichem Plane des Schöpfers oft gegen den Verlauf der Natur und der menschlichen Berechnung vielfach zuwider , die höchste Leitung des Weltalls und des Menschen - und Völkergeschickes voll¬ bringt . Das sind die Faktoren der Weltlenkung und auf sie führt uns der Midrasch , anlehnend an die ersten Worte der Megillath Esther . Dort heißt es nämlich : pi5i ' ^ 728 ; 27i5 72 ' 122 ? ' 7 ' - Ern ' O ' 2 ' . - in ' 7 7281 7NL 8 ^ 8 15 ' 8 ' 2 ' 2 ' 7 > ' 1 ' 2852 ? 2P2 b2 722 71271 ^ 2 12 ? p , ^ 2728 ' 2 ' 2 ' . - IN — 7 ! 2 ? 27I1 ; 27I5 NI ' 122 ? ' . NN — , s ? 782 2P7 ' NN , 2 ' 2212 ? 2122 ? ' 2 ' 2 ' NN — , 2 ' 2 " 7 > P8 2 " 75 P8 28 , ' 2 ? 772 ' 222 1282 ? , 1N8 . 2 ' 2 pr - r ' . 2 ' - nn 2 ^ i 22 ' ! - 7i75 c ^ ' 52p px 22X ' 2581 n " nn PNt - rI 125 ' 22 ? NNN2 ' O nn " 2 " pn 22 ' 222 ' NN — 12 ? p N2 ? 8 . 7P777 ^ 22 ' 52 N8 7 ' 227 < N ' N2N — N22 N ^ N ' 52 ^ 72 ? 1 P7P2 ? , 17I ' 2 ? 7 - - ' s2 22 ' PNN ' ' 2 ' 2 728 ^ 1 51NNb N ' 22 ? nb f2 . 7 7152 ? , 2 ? N12 ^ N8 ' 2 ' 2 ' NN ! Im Obigen macht der Midrasch die Bemerkung , daß fünf¬ mal in der heiligen Schrift ' 2 ' 2 ' . nn vorkömmt und daß jedesmal dadurch eine Leidensgeschichte eingeleitet wird : und es war in den Tagen Amrafels — da führten sie Krieg ; und es war in den Tagen , da die Richter richteten — da entstand Hunger im Lande ; und es war in den Tagen des Achas , welcher die Schulen schloß und die Kinder nicht in der Gottes¬ lehre unterrichten ließ , um also den göttlichen Geist aus Israel zu verbannen ; und es war in den Ta¬ gen des Jehojakim , des Sohnes des Josias , welcher einen Theil der heiligen Schrift zerriß und verbrannte ; und es war in den Tagen Ahasvers , da Haman be¬ fahl zu vertilgen , zu erschlagen , zu vernichten . In dem ersten der vom Midrasch erwähnten historischen Ereignisse ist uns , wie wir sehen werden , d - er natür¬ liche Verlauf der Dinge dargestellt , in den drei fol¬ genden die Erfolge der freien Wahl der Menschen , und in dem fünften die göttliche Fürsorge ; wie und in welcher Weise sich das Alles aus dem Erwähnten entwickelt , wollen wir nunmehr erörtern . I Als Abraham austrat , für Gott zu wirken , war der Name Gottes auf Erden vergessen ; als Abraham die Götzen in Ur Casdim zerschlug , da hatte er nicht allein den mächtigsten König der Welt zu seinem Widersacher , sondern fast die ganze Welt . Also voll¬ führte dann auch Abraham seine Laufbahn bald in stillem , bald in lautem Kampfe gegen den natürlichen Verlauf der Dinge . Diesen natürlichen Verlauf der Dinge nennt man in unfern Tagen Zeit¬ geist . Aus gewissen Zuständen der Völker und Men¬ schen sind gewisse Ideen hervorgegangen , welche sich überall Bahn brechen , die Geister überwinden und sich der Herzen bemächtigen , so daß sie die Welt zu beherrschen scheinen . Wohl besitzen diese Zeitideen eine Macht , die man nicht unterschätzen darf . Es ist ungeheuer schwer , gegen dieselben zu kämpfen , wäh¬ rend es ungemein leicht ist , sich ihnen anzuschließen und sich von ihnen tragen zu lassen . Derjenige , welcher sich diesen Zeitideen entgegenstellt , wie Abra¬ ham an das Uralte anknüpfend — er wird bald die ganze Welt zu seinen Gegnern haben . Feinde schlie¬ ßen sich an einander an , um gegen den gemeinsamen Feind zu kämpfen 72728 ' 2 ' 2 ' . - in so geschah es denn auch in den Tagen Amrafels , d . i . Nimrods , des alten Feindes Abrahams . Vier Könige kämpfen gegen fünf . Unsere alten Symboliker finden in den vier Königen die vier Elemente und in den fünf Königen die fünf Sinne dargestellt . Die ganze Welt ist materiell und sinnlich ge¬ worden i5 ' p V5 ° 75 ^ 511717lb 2 ? 7P 8171 222 ? 2 pp ' ^ 8 182 ' 1 1212 ? ' 1 ' 2 ' 22 ? 7 > ^ ) 2 ? 7P 8122 ? 2 ^ > 1P 72 ? sie alle vereinigen sich gegen den Einzigen , welcher das Panier des Geistes , das Panier der wahrhaften Gotteserkenntniß auf¬ pflanzt , gegen Abraham , den Augapfel der Welt , welcher heilig ist dem Allmächtigen . Und wie kannst du , Abraham , trotzen wollen einer ganzen Welt ? Wird es nicht der natürliche Verlauf der Dinge sein , daß du Einzelner , zertreten und zerdrückt wirst werden von der Gesammtheit , die du in die Schranken zu fordern wagst ? O , ihr vergeht , daß nicht der natür¬ liche Verlauf der Dinge allein Einfluß übt auf die Gestaltung der Weltgeschichte , daß es noch andere Faktoren gibt : die freie Wahl des Menschen , die da zu wählen vermag zwischen gut und bös und sich nicht blindlings zu unterwerfen braucht der Herr¬ schaft der Zeitideen , wenn diese auf das Böse ge¬ richtet sind , und daß vor Allem die ri ' 272 2252 ? . - ? , die besondere Fürsorge Gottes für seine Frommen wacht , um sie nicht untergehen zu lassen im Strome der Zeit . i ' 2 ' 57i 28 p7 ' i Abraham bewaffnet die von ihm an die Ausübung der göttlichen Gebote Ge¬ wöhnten und bleibt Sieger . Abraham wird der Vater der Welt , der Verkünder der Eckenntniß für alle |