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Gilboa . — Die Purimgeschichte läßt uns unser Volk
in der Verbannung finden , getrennt und zerstreut
wohnend unter fremden Nationen , verlassend der Vä¬
ter Sitte und vergessend Gottes Gebot — da ist es
wiederum ein Amaleksenkel , Haman , welchen Gott als
Geißel schwinget , um sein sündiges Volk auf den
Pfad der Tugend zurückzuführen .
Ein so tiefer Einblick aber in das Wesen der
Geschichte muß uns auf die Weltenlenkung selbst
aufmerksam machen und uns veranlassen , über die
großen Ursachen großer Wirkungen nachzudenken . Dem
prüfenden Verstände ergeben sich aber als Faktoren
der Weltenlenkung drei . Diese sind : 1 ) der natür¬
liche Verlauf der Dinge ; die natürliche Ursache hat
eine naturgemäße Wirkung ; 2 ) die Macht der freien
Wahl ; der Mensch im Besitze der Fähigkeit , frei zu
wählen , durchbricht , hemmt , fördert den Verlauf der
Dinge und kettet Ursachen aneinander nach eigenem
Belieben ; 3 ) die göttliche Fürsehung , die nach all¬
weisem , unerforschlichem Plane des Schöpfers oft
gegen den Verlauf der Natur und der menschlichen
Berechnung vielfach zuwider , die höchste Leitung des
Weltalls und des Menschen - und Völkergeschickes voll¬
bringt . Das sind die Faktoren der Weltlenkung und
auf sie führt uns der Midrasch , anlehnend an die
ersten Worte der Megillath Esther . Dort heißt es
nämlich : pi5i ' ^ 728 ; 27i5 72 ' 122 ? ' 7 ' - Ern ' O ' 2 ' . - in
' 7 7281 7NL 8 ^ 8 15 ' 8 ' 2 ' 2 ' 7 > ' 1 ' 2852 ? 2P2 b2 722
71271 ^ 2 12 ? p , ^ 2728 ' 2 ' 2 ' . - IN — 7 ! 2 ? 27I1 ; 27I5 NI ' 122 ?
' . NN — , s ? 782 2P7 ' NN , 2 ' 2212 ? 2122 ? ' 2 ' 2 ' NN —
, 2 ' 2 " 7 > P8 2 " 75 P8 28 , ' 2 ? 772 ' 222 1282 ? , 1N8 . 2 ' 2
pr - r ' . 2 ' - nn 2 ^ i 22 ' ! - 7i75 c ^ ' 52p px 22X
' 2581 n " nn PNt - rI 125 ' 22 ? NNN2 ' O nn " 2 " pn 22 ' 222
' NN — 12 ? p N2 ? 8 . 7P777 ^ 22 ' 52 N8 7 ' 227 < N ' N2N
— N22 N ^ N ' 52 ^ 72 ? 1 P7P2 ? , 17I ' 2 ? 7 - - ' s2 22 ' PNN ' ' 2 ' 2
728 ^ 1 51NNb N ' 22 ? nb f2 . 7 7152 ? , 2 ? N12 ^ N8 ' 2 ' 2 ' NN ! Im
Obigen macht der Midrasch die Bemerkung , daß fünf¬
mal in der heiligen Schrift ' 2 ' 2 ' . nn vorkömmt und
daß jedesmal dadurch eine Leidensgeschichte eingeleitet
wird : und es war in den Tagen Amrafels — da
führten sie Krieg ; und es war in den Tagen , da
die Richter richteten — da entstand Hunger im Lande ;
und es war in den Tagen des Achas , welcher die
Schulen schloß und die Kinder nicht in der Gottes¬
lehre unterrichten ließ , um also den göttlichen Geist
aus Israel zu verbannen ; und es war in den Ta¬
gen des Jehojakim , des Sohnes des Josias , welcher
einen Theil der heiligen Schrift zerriß und verbrannte ;
und es war in den Tagen Ahasvers , da Haman be¬
fahl zu vertilgen , zu erschlagen , zu vernichten . In
dem ersten der vom Midrasch erwähnten historischen
Ereignisse ist uns , wie wir sehen werden , d - er natür¬
liche Verlauf der Dinge dargestellt , in den drei fol¬
genden die Erfolge der freien Wahl der Menschen ,
und in dem fünften die göttliche Fürsorge ; wie und
in welcher Weise sich das Alles aus dem Erwähnten
entwickelt , wollen wir nunmehr erörtern .
I
Als Abraham austrat , für Gott zu wirken , war
der Name Gottes auf Erden vergessen ; als Abraham
die Götzen in Ur Casdim zerschlug , da hatte er nicht
allein den mächtigsten König der Welt zu seinem
Widersacher , sondern fast die ganze Welt . Also voll¬
führte dann auch Abraham seine Laufbahn bald in
stillem , bald in lautem Kampfe gegen den natürlichen
Verlauf der Dinge . Diesen natürlichen Verlauf
der Dinge nennt man in unfern Tagen Zeit¬
geist . Aus gewissen Zuständen der Völker und Men¬
schen sind gewisse Ideen hervorgegangen , welche sich
überall Bahn brechen , die Geister überwinden und
sich der Herzen bemächtigen , so daß sie die Welt zu
beherrschen scheinen . Wohl besitzen diese Zeitideen
eine Macht , die man nicht unterschätzen darf . Es ist
ungeheuer schwer , gegen dieselben zu kämpfen , wäh¬
rend es ungemein leicht ist , sich ihnen anzuschließen
und sich von ihnen tragen zu lassen . Derjenige ,
welcher sich diesen Zeitideen entgegenstellt , wie Abra¬
ham an das Uralte anknüpfend — er wird bald die
ganze Welt zu seinen Gegnern haben . Feinde schlie¬
ßen sich an einander an , um gegen den gemeinsamen
Feind zu kämpfen 72728 ' 2 ' 2 ' . - in so geschah es denn
auch in den Tagen Amrafels , d . i . Nimrods , des alten
Feindes Abrahams . Vier Könige kämpfen gegen fünf .
Unsere alten Symboliker finden in den vier Königen die
vier Elemente und in den fünf Königen die fünf Sinne
dargestellt . Die ganze Welt ist materiell und sinnlich ge¬
worden i5 ' p V5 ° 75 ^ 511717lb 2 ? 7P 8171 222 ? 2 pp ' ^ 8 182 ' 1 1212 ? ' 1
' 2 ' 22 ? 7 > ^ ) 2 ? 7P 8122 ? 2 ^ > 1P 72 ? sie alle vereinigen sich
gegen den Einzigen , welcher das Panier des Geistes ,
das Panier der wahrhaften Gotteserkenntniß auf¬
pflanzt , gegen Abraham , den Augapfel der Welt ,
welcher heilig ist dem Allmächtigen . Und wie kannst
du , Abraham , trotzen wollen einer ganzen Welt ? Wird
es nicht der natürliche Verlauf der Dinge sein , daß
du Einzelner , zertreten und zerdrückt wirst werden
von der Gesammtheit , die du in die Schranken zu
fordern wagst ? O , ihr vergeht , daß nicht der natür¬
liche Verlauf der Dinge allein Einfluß übt auf die
Gestaltung der Weltgeschichte , daß es noch andere
Faktoren gibt : die freie Wahl des Menschen , die da
zu wählen vermag zwischen gut und bös und sich
nicht blindlings zu unterwerfen braucht der Herr¬
schaft der Zeitideen , wenn diese auf das Böse ge¬
richtet sind , und daß vor Allem die ri ' 272 2252 ? . - ? ,
die besondere Fürsorge Gottes für seine Frommen
wacht , um sie nicht untergehen zu lassen im Strome
der Zeit . i ' 2 ' 57i 28 p7 ' i Abraham bewaffnet die
von ihm an die Ausübung der göttlichen Gebote Ge¬
wöhnten und bleibt Sieger . Abraham wird der Vater
der Welt , der Verkünder der Eckenntniß für alle