XXVII. Jahr,«,,«. M 02 .

"Der I

Ein

AenLrat - Hrgan für das orthodoxe Judentum.

Herausgegeben von I)r. Lehman» in Mainz.

Donnerstag, den 5. August 5646 (1886).

Leitender Artikel.

Aie Sprüche der Waler.

11. Buch, zweite Abtheilung.

XXVII.

Mainz, 2. August.

Wir haben im vorigen Kapitel auseinanderge- setzt, daß alle Thaten der Menschen in drei Klaffen gebracht werden können und haben darzulegen ver­sucht, wie die erste derselben, die Erfüllung der göttlichen Gebote zur Verherrlichung des göttlichen Namens zrr geschehen- habe. Es gibt aber auch llebertretungen, die zur Verherrlichung des Namens unsres Gottes gereichen können, und in Bezug auf sie heißt es: yrm nsn ' 4 ib fiivjb ny.Es gibt eine Zett für Gott zu wirken, selbst durch zeitweilige Ueberttetung eines göttlichen Gebotes." (Psalm 119. V. 126. Vergleiche Nasch! Berachoth 54 a.) Wir wollen das durch einige Beispiele verdeutlichen. An­fangs war es gestattet, auf den Anhöhen (Bamoty) Altäre zu errichten und Opfer darzubringen. Als jedoch im heiligen Lande die Stiftshütte in Schilo aufgerichtet wurde, durfte man nur an diesem Ort allein Opfer darbringen. Nach der Zerstörung von Schilo waren die Bamoth wieder gestattet bis zur Erbauung und Einweihung des heiligen Tempels in Jerusalem. Von dem erwähnten Tage an durfte nur au diesem heiligen Orte dem Ewigen geopfert werden. (5. B. M. C. 12. V. 1114. Sebachim 106, 107 , 118, 119, Sanhedrin 34). Zu den Zetten des Propheten Elijahu, als der König Achab und sein Weib Jsebel den größten Thell der Js- raelüen zum Götzendienste verführt hatte, wollte der Prophet ganz Israel von der Nichttgkett des Götzendienstes überzeugen. Wiewohl es verboten war, an einer andern Stelle als in dem Helligen Tempel zu Jerusalem Opfer darzubringen, errichicte

er einen Altar auf dem Berge Karmel, und Gott erhörte sein Gebet, und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Ganzopfer, das Holz, die Steine, die Erde, und das Wasser im "Graben rings um den Altar. Und alles Volk sah es. und sie fielen auf chr Antlitz und riefen: Der Ewige ist der einzige Gott, der Ewige ist der einzige Gott! Das war eine rw ns-nn, eine für diesen Zeit­punkt nothwendig gewordene Ueberttetung eines göttlichen Gebotes, die lediglich zur Verherrlichung des göttlichen Namens statthatte, wie Elijahu es selbst aussprach (1. B. der Könige C. 18. V. 36**

! Ewiger, Gott Abrahams, Jizchaks und Jsrae. heute möge kund werden, daß Du bist Gott in J< rael und ich Dein Knecht und daß Deinem Willen entsprechend ich alle diese Dinge gethan habe. (Ver­gleiche Rafchij. In ähnlicher Weise verfuhr Mordechai. Wiewohl es. verboten ist, an einem Festtage zu fasten, ordnete er für das Peßachfeft das große Fasten in Schuschan an. Auch das war eine Ueberttetung eines göttlichen Gesetzes, zur Ver­herrlichung des göttlichen Namens.

Die dritte Klasse von Thaten ist diejenige, welche mit der Erfüllung und Ueberttetung der göttlichen Gebote nicht in directem Zusammenhänge steht. Auch diese derart zu gestalte», daß.sie alle, alle lediglich zur Verherrlichung des göttlichen Na­mens geschehen, das ist die große Aufgabe des Menschen, der die größte Vervollkommnung an- srrebt. Ma» muß essen und trinken, um das Leben und die Gesundheit zu erhalten. Der all­gütige Gott hat es in Seiner Weisheit so einge­richtet, daß diese nothwendigen Verrichwngen dem Menschen zur Freude und zum Vergnügen gereichen. Der höherstrebcnde Mensch soll aber nicht csten und trinken der Freude und des Vergnügens halber, sondern in der Absicht, sich zu stärken und zu kräf- ttgen zum Dienste seines Vaters im Himmel; er