soll nur deßhalb der Nutze und des Schlafes pflegen, um. neue Kräfte zu gewinnen für die Beschäftignng mit der Gotteslehre und mit den Gottesgebote». Wenn am Sabbat m:d an den Feiertagen man mehr und besser ißt als gewöhnlich, fo soll man sich des Genusses freuen zu Ehren der von Gott eingesetzten Nutze- und Feiertage. Selbst wenn man sich der Erholung hingibt durch Spazieren­gehen und andern Zerstreuungen, soll mau nur den Gedanken haben, sich dadurch zum Dienste Gottes zu kräftige». Auf seine Kleider soll man nur deß­halb Sorgfalt verwenden, um seiner Person Ach­tung zu verschaffen in den Augen der Mitmenschen, um ^auf sie zum Guten einwirken zu können. Seine Arbeit, seine Geschäfte soll man zu dem Zwecke enisig betreiben, damit man sich redlich ernähre und nicht der Unterstützung der Mitmenschen bedürfe. Gibt Gott den Unternehmungen des Menschen Gelingen, so daß er über feinen und seiner Familien Bedarf hinaus Vermögen sammelt, so soll , er das als Mittel betrachten, um seinen Mitmenschen Gutes erweisen oder zu ihrem Wohle auf sie einwirkcn zu tonnen, wie es heißt (Psalm 112. B. 3.): Ist Ueberfluß und Reichthmn in seinem Hause, so be­steht seine Wohlthätigkeit für ewige Zeiten. Wenn man sich veranlaßt sieht, sich mit andern Menschen zu unterhalten, so soll man stets die Absicht haben, auf sie einzuwirken, um sie der Thora zu nähern und sie von der Sünde zu entfernen, nicht etwa daß man immer belehren, ermahnen und zurecht­weisen soll da würde man den Menschen lästig werden und sie von sich fern halten; aber , ohne daß es die Andern merken, soll man stets die Ab­sicht haben, belehrend und bessernd auf sie einzn- wirken oder sich von ihnen belehren und bessern zu lassen. Durch die Beherzigung dieser Maxime würde das. fade, leere Geschwätz, würden Verleumdung und' böse Nachreden von der Erde verschwinden. Selbst, wenn wir Anekdoten, Witze, merkwürdige Begebenheiten erzählen, sollen wir dabei die Absicht haben, den Andern für unsre Unterhaltung zu ge­winnen, um dann besser auf ihn einwirken zu können. Nicht finster und dem Umgang mit Menschen ab­gewendet sei der Weise; seine Persönlichkeit sei stets eine gewinnende, sein Benehmen ein herzer­freuendes, das auch dem Scherze nicht abgeneigt ist, und so finden wir auch bei den Weisen de?Tal­muds manches erfreuliche Scherzwort »nimn s<r> 2 . Es kann auch Lagen geben, , in welchen der Mensch verpflichtet ist, auf seine Ehre zu halten und Ach­tung und Ehrerbietung von den Mitmenschen zu fordern. Nieurals soll er jedoch das rhun, weil das seinem Stolze schmeichelt oder seine Eitelkeit

befriedigt, sondern nur deßhalb, damit er der Gottes- lehre und der Gottesfurcht, die er zn vertreten das Glück hat, nichts vergebe. So wird es dem Men­schen gelingen, alle seine Neigungen, ja seine Lei­denschaften dem einen hohen Zwecke dienstbar zn machen: Gott zu dienen und Seine heiligen Gebote zu vollziehen. ^

Nach Nabbenu Moscheh Alschaker ist der Aus­spruch Rabbi Jose's eine nähere Ausführung und Bestätigung des Wahlspruchcs der Männer der großen Synode, welcher als grundlegend für die ganze jüdische Sittenlehre bcttachttt werden kann. Sie sagten: Seid vorsichtig im Urtheile. Dementsprechend lehrt Rabbi Jose: Es sei das Geld deines Genügen dir so viel werth wie dein eigenes. Wenn du als Richter ein Urtheil zu fällen Haft, so betrachte das Geld der verlierenden Partei, wie wenn du es selbst verlieren müßtest und fei deßhalb darauf bedacht, daß du kein vorschnelles Urtheil abgibst. Sie mahnten: Stellet viele Schüler ans. Dementsprechend lehrt Rabbi Jose: Bereite dich vor, gib dir Mühe, ermuntere dich, Thora zu lernen, die dir nicht als Erbschaft zuge- fallen ist. Wie du die Thora nicht geerbtchast, wie deine Lehrer sie dich, gelehrt haben, so ist es auch deine Pflicht dafür zu sorgen» daß den kom­menden Geschlechtern die Thora erhalten bleibe, und scheue deßhalb die Mühe und die Last nicht, viele Schüler in der Thora zu unterrichten. Es ist viel leichter und bequemer, für sich allein dem Studium obznliegen, als Andere zu belehren, wobei man an Ort und Zeit gebunden ist; auch muß der Lehrer sich zu den Schülern herablagen und wird dadurch in seinen tiefen Forschungen gestört und gehindert. Daher mahnt Rabbi Jofer Gib dir Mühe beim Lernen der Thora, überwinde die Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten beim Lehren: denn, wie du die Thora nicht geerbt hast, kannst du sie auch nicht weiter vererben, sondern mußt mit Mühe und Sorgfalt Schüler heranzubilden suchen. Sie lehrten: Ziehet eine Mauer um die Thora, treffet Veranstaltungen und Vorrichtungen, damit das Thorawort nicht sobald verletzt werde, und dementsprechend sagt Rabbi Jose: Und alle deine Thaten mögen geschehen zur Verherrlichung des göttlichen Namens. Denn alle Vorkehrungen und Einrichtungen, die unsre Weisen getroffen und gemacht haben, entspringen der einzigen Absicht, den Namen des Aüheiligen zu verherrlichen.

(Fortsetzung folgt.)