Handelsschule hat ihre Lebensfähigkeit bewiesen und wird mit göttlichem Beistände sich stets voUkouttne- ner entwickeln, als wahre, echt jüdische Pflanzstätte der Wissenschaften.
Die l. Elasse dieser jüdischen Handelsschule wurde am 6. Oktober 1885. eröffnet; an derselben wirkten 5 tüchtige, von BcrufSeiser beseelte Professoren und 1 Lehrer für die hebräische Lehrgegenstände; wobei bemerkt werden muß, daß der Lehrstoff so vertheilt worden ist, daß die weltlichen Lehrgegenstände während der Bormittage vorgetragen wurden, indes; der Nachmittag ausschließlich für die hebräischen Gegenstände: trVnn , v cr© cy trcin reservirt blieb.
Am 15. Jänner 188V beehrte der Schulin- spector Herr königl. Nath Josef v. Roth diese Handelsschule mit einem mehrstündigen Besuche, ließ ans den meisten Lehrgegenftänden prüfen; prüfte zum Theil auch selbst und drückte seine vollste Zufriedenheit über die Leistungen der Anstalt au», waS derselbe auch in der bald darauf ftattgchabtcn Lcrwaltungsausschuß-Sitzung der königl. Frciftadt Preßburg wiederholte und gleichzeitig hervorhob, daß diese neucreirte Handelsschule allen vom'königl. ung. Unterrichts-Ministerium auf solche Schulen bezüglichen Erlässen vollkommen entspreche.
Das Schuljahr 1886/7 beginnt am 1. September l. I. und wird gleichzeitig auch die II. Eommcrcialclassc eröffnet. Anfgenommen werden nur Schüler mit gutem Fortgangszeugnisse aus der IV. Volksschulklasse, oder nach abgelegter Aufnahms- Prüfung aus den Lehrgegenftänden dieser Klaffen.
I t a l i e n.
- Rom, 1 . August. Ohne erst den Abgang meiner nächsten Correspondenz an Sie abwartenzu wollen, beeile ich mich schon heute. Ihnen einen hochherzigen Akt unserer Regierung zur Kenntnis zu bringen, damit er durch Ihr vielgelesenes Blatt schleunigst zur Kenntnis aller unserer Glaubens- brüder in der alten und neuen Welt gelange. Dieselbe hat nämlich unserer Gemeinde, deren kleines Spital, von dem ich erst neulich in einer Correspon- denz gesprochen habe und das jetzt bei der Temo- lirnng des Ghetto medergerissen werden mußte, das ehemalige Kloster St. Barthelemy de l'Jle, das vor etlichen Jahren bei der Secularisirung der Kirchengüter vom Staate eingezogen wurde, zur Ilmwandlung in ein Krankenhaus gratis überlassen. Gottes Segen mir Italien, seinem Regentenhause und seinen Ministern!
Feuilleton.
Der erste Feldherr Kaufs in Jerusalem.
((ritte historische Skizze vo» M. ')»-)
Zwei "Rationen des Alterthums trugen Gedanken in den Leiden und Freuden ihres geschichtlichen' Lebens, welche die Bildungshöhe der ganzen damaligen Welt weit überragten und ihre Trägerin Lehrmeistern der noch unmündigen Dölkermagen weihten, das sind Israel und die Hellenen. Die Griechen, welche ihr kantonartig getheiltes, zur ma- nigfaltkgen Entwicklung'geeignetes Land frühe den Werth ihre Unabhängigkeit lehrte und ein augebor- ner, von anregenden Natnrbildern unterstützter Schönheitssinn zur Meisterschaft in der Kunst berief, hinterlreßen Europa als ihr kostbares Vermächtnis; Freiheitsliebe und ästhetische Bildung. Tiefer und von unvergleichlich größerer Tragweite waren die Geistcsschätze Israels. Durch den ganz außerordentlichen Gang seiner Geschichte zu einem hohen Grade sittlichen Ernstes erhoben, entwickelte es in einem durch schroffe Naturgegensätze zu tiefsinniger Betrachtung herausfordernden Lande das ihm überantwortete GotteSgesctz zu einem System, das nicht allein alle gleichzeitigen und spätere des Alterthnms an Gerechtigkeit, Humanität und Weite der Anschauungen übertraf, sondern bis zum heutigen Tage noch in seinen Grundzügen den gebildetsten Staaten der Erde zur geheiligten Grundlage dient und [eine religiöse Literatur, deren ethische Grundsätze in die kulturell bedeutendsten Glaubensformen unserer Zeit ubergegangen sind. In einem Punkte stimmen die Geschicke der israelitischen und der hellenischen Nation überein. Beide hielten im Ganzen ihre staatliche Selbstständigkeit solange aufrecht, bis das Römerreich sich fest gefügt und die zahlreichen unterworfenen Völker in Sprache und Gesetzen zu einigen begonnen hatte, nm dann gleich der Perlenmuschek, welche in ihrem Tode die kostbare Perle gibt; ihre Besieger eben durch den Untergang ihrer politischen Unabhängigkeit mit einer höher« Kultur und reineren Erkenntnis zu beglücken. Aber während wir schon sehr frühe einen liefen, idealisircnden Einfluß des Hellenismus auf das Römerthum wahrnehmen, so daß wir mit Recht die ganze römische Literatur eine Tochter der griechischen nennen, ttat das Juden- lhum erst sehr spät in Beziehungen zu demselben! Umsomehr fordern die ersten näheren Berührungen dieser ganz entgegengesetzten Gesichtskreise mit einander unsere Zlufmerksamkeit heraus. Eine solche Begegnung, den im Jahre 66 ante unternommenen