XXVIII. Jahrgang.

M SS.

Der Israelit.

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KenLrak - Organ für das orthodore IudenLHum.

HerauSgegebcu von Dr. Lehma«« in Mainz.

Doauerstag, den 7. Juli 5647 (1887).

Leitender Artikel.

Die Sprüche der Mter.

Drittes Buch.

XXIII.

Bad Homburg, 4. Juli, vscan ,*-rc:r.a vsjrae to*s< *n sin

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(Sr (Rabbi Ehanina bcn Doßa) pflegte zu sagen: Jeder, denen Thaten zahlreicher siud, als feiste Weisheit, dessen Weisheit besteht; Jeder aber denen Weisheit mehr ist, als seine Thaten, dessen Weisheit hat keinen Bestand.-

Rabbcnu Lbadia de Bartinora belehrt uns, daß die vorhergehende Mischnah sich beziehe auf die Sorgfalt bei Beachtung der göttlichen Verbote, während die vorliegende Mischnah auf den Eifer bei Erfüllung der göttlichen Gebote Bezug hat. Tiefe an sich richtige Bemerkung genügt jedoch zur Erklärung der Mifchnah nicht. Tic Interpreten finden, daß der vorliegende Ausspruch vieles Dunkle enthält, was aufgeklärt werden muß. Zunächst nehmen fie an der AuSdruckswcise: »Jeder, dessen Lösten mehr find als feine Weisheit,- Anstand. Wie kann'man die Thaten und die Weisheit der Zahl nach miteinander vergleichen? Tic Thaten kann man zählen, aber nicht die Weisheit. Wenn man nun auch von dieser AuSdruckSwcisc adfieht und etwa meint, der Weife wolle sagen: »Jeder, der mehr GotteSgebotc beobachtet oder vollführt, als er zu vollführen gelernt hat,- so tritt uns eine andere Frage entgegen: Wie kann Jemand ctivaS vollbringen, was er nicht kennt und nicht weiß? Zum Dritten bleibt auch noch die Frage zu erör­tern, die Rabbi Samuel de Lseda schon bri der vorigen Mischnah gestellt hat, daß nämlich die Fol­gerung au» dem Bordersaxe der Folgerung aus

dem Schlußsätze widerspricht. Aus dem Vordersätze kann gefolgert werden, daß, wenn die Thaten und die Weisheit gleich sind, die Weisheit keinen Be­stand habe, während die Folgerung ans dem Schluß­sätze dos Gegenthcil ergibt. Die größte Schwie­rigkeit jedoch besteht in der Erklärung der Mischnah selbst. Das Einfachste wäre die Jnterptetation analog dem Grundsätze ncyan *v*J> «man tb »nicht das Lernen ist die Hauptsache, sondern das Thun- (Aboth E. I Mischnah 17). Allein, wir haben bereits es obeu bei der Erklärung der an- gcführicn Mischnah dargclegt, daß allerdings die Tbat der Endzweck des Lernens ist, daß aber doch die Erfüllung des Gottesgebotes, in der Thora zu forschen, größer ist als jedes andere, wie unsre Weisen lehren t? tezw hns -rahn »daS Lerne» ist größer als das Thun, denn das Lernen führ! zur Thal.- Unmöglich kann daher Rabbi Edanina bcn Doßa lehren, daß dcffcn Weisheit keinen Bestand habe, der das Thoralerncn andern GotteSgeboten gegenüber bevorzuge. Es ist ein feststehender Grundsatz m»n p *'cs ns» pa^r. bo »wer mit der einen Mizwah beschäftigt ist, braucht sie nicht zu unterbrechen, um eine andere Mizwah zu rhun, es sei denn, daß die andcre eine rray m*a ist, eine solche, die vorübergcht und nicht nachge­holt werden kann. Wir wolle» das au einem Bei­spiele klarmachen. Eine überaus große, verdienst­volle Handlung ist man er c©n rfrci, die Wohlthaten, die mau dem Verstorbenen erweist, in­dem man für die Beerdigung und alle dazu nöthigen Vorbereitungen sorgt. Wenn nun in einer Gemeinde Leute genug da sind, die dieses heilige Amt über­nommen haben, so hat der, welcher seine Zeit Thorastudium widmet, nicht nöthig, sich dazu zu drängen; sein Thun ist ebenso verdienstlich, wenn er unlerdeß die Thora lernt oder lehrt. In diesem Sinne kann demnach Rabbi Chanina beu