Der Israelit
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Inhaltsübersicht.
1. Leitartikel: Betrachtungen zum Palästina- Mandat. — 2. Homilet: Dr.-M. Lewin: Seftro- Betrachtungen. — 3. Kleines Feuilleton: Dr. Dr. Erich SimonS: Leib und Seele. — A. M. Loeb: Nach der Schlacht ... — Hermann Seckbach: Die hundert Briefe. — 4. Wochenrundschau: Gemeindebund und „jüdische Wissenschaft". — Der Vizekönig von Indien. — Das amerikanische Etnwanderungs- gesetz. — 5. Aufsätze: Rabbi Mosche Elia Holpern t'XT. —i 6. Korrespondenzen und Nachrichten: Berlin, Die Revolution Apfel). — Breslau, (Polnischer Anti- emitismus in Oberrchlesten). — Warschau, (Ratifizierung des Rigaer Friedensvertrages). — Kowrio, (Die Geme nde- wahlen in Litauen). — Warschau, (Die Bolschewisten und die Religion). — London, (Hm englischen Parlament), — London, (Board of Deputies und Comitee der Delegationen). — Bukarest, (Eine Judendebatte in der rumänischen Kammer). — Athen, (Ein Ritualmordmärchen in Saloniki). — Saloniki, (Die Sabbatruhe in Saloniki). — Jerusalem. (Nebi Musa). — Jerusalem, (Der Gerer Rebbe in Jerusalem). — 7. Frankfurter Berichte. — 8. Berernkalender. — 9. Gebetzeiten. — 10. Fa« miliennachrtchten. — 11. Briefkasten. — 13. Feuilleton Beilage: Bon Cordova nach Chasarien. — 13. Personalien. — 14. Bermischtes.
Betrachtungen zum paläflina-Mndat.
II.*
Wir haben vor zwei Monaten an dieser Stelle die theoretischen Grundfragen zu klären versucht, die anscheinend vom Standpunkte der jüdischen Lehre Beantwortung heischen, bevor man zu der durch das Mandat geschaffenen Lage eindeutig Stellung nimmt. Das Ergebnis' war für uns, daß diese Grundfragen in Wirklichkeit offen bleiben können, unzweifelhaft aber für die Orthdoxie die Pflicht besteht, sich mit voller Entschiedenheit zur organisierten Ausübung der Mizwas Jschuw Erez Jsroel zu- sammenzuftnden.
Wir waren tm Begriff, die Schlußfolgerungen aus dieser Prämisse zu ziehen und nur zu untersuchen, unter welchen Bedingungen tm einzelnen die Pflicht, in Erez Jsroel zu wohnen und es zur Wohnstätte möglichst zahlreicher jüdischer Menschen zu entwickeln, nach dem
* Siehe Nr. 10 des Israelit vom IS. März dS. IS. '
Rechte der Thora Platz greift — als die Kämpfe um das Jerusalemer Obergericht Raum und Interesse fast restlos in Anspruch nahmen. Diese Kämpfe führten mitten hinein in das Jschuw-Erez-Esroel-Problem. Wohnen und wirtschaftlich Aufbauen im Lande — beides heißt ja jHR 21V' — kann und muß der
Jude, wenn er zu hoffen berechtigt ist, sein privates und öffenliches Leben, seine geistige Entwicklung, die Gründung seiner Ehe und die Erziehung seiner Kinder auf dem heiligen Boden im Geiste des Gottesgesetzes — ob auch unter Schwierigkeiten — vollziehen zu können.
Die verfassungs- und verwaltungsrechtlichen Vorbedingungen eines solchen wahrhaft jüdischen Lebens entstehen aber nicht von selbst, sie müssen erstritten oder gewahrt werden. Gewiß: Vorbedingungen sind noch keine Wirklichkeiten. Man kann unter allen möglichen Verfassungs- oder Rechtsformen ein guter oder ein schlechter Jude- sein, kann mit und ohne jüdisches Obergertcht, unter einem zionistischen oder einem arabischen High Commiffioner, mit oder ohne Zwangsgemeinde eine glückliche oder unglückliche Ehe führen, seine Söhne und Töchter als Juden oder als Gesetzesverächter heranwachsen sehen.
Aber daS entbindet a priori nicht von der Verpflichtung, unter Aufgebot aller Denkkraft und aller Erfahrung für die Schaffung derjenigen formalen Grundlagen des Ge- famtheitlebens etnzutreten, die am e h e st e n geeignetscheinen,ein lebendiges, vonGottes- bewußtsetn und Thorageist erfülltes jüdisches Leben in der werdenden Heimstätte erblühen zu laffen.
Schon bleibt uns kaum mehr die Wahl der Stunde, um auf jungfräulichem Boden Neues zu bauen. Schon gilt es — das bezeugen ohne Ausnahme alle Beobachter des heutigen Erez Jsroel — vor allem einmal den vernichtenden moralischen Druck zu beseitigen, der infolge der areligiösenzionistischen Monopolherrschaft heute auf den Gemütern der heranreifenden Jugend lastet.
DaS ist keine pädagogische Spezialfrage, sondern ein Problem des öffentlichen Lebens.
Solange die Gloriole staatlicher Allein-An- erkennung die vom „Chorebsschmuck" unberührte
Stirn der zionistischen Parteiführer umstrahlt, solang daL Diadem der jungen nationalen Würde ohne alle Beziehung zum König aller Könige, dem Alleinherrscher in Jeschurun, lediglich au halb oder ganz Entfremdete vergeben wird — solange kann der Geist der jüdischen Thorawahrheit in Jerusalems Gaffen keine Auferstehung feiern, solange wird die Atmosphäre, in der die jüdischen Kinder Erez Jsroels heranwachsen, ihnen immer nur bas Gift der Schlangenwetshett etnträufeln: „Laß' die Thora im Winkel liegen, dann wird dir als Jude von Juden im Lande der Juden Macht undEhre, Würde und Huldigung zu teil!"
Solch ungeheure Versuchung war noch nie — seit Israel ins Golus ging, denn nie seitdem hatte die jüdische Gesamtheit einen Schimmer nationaler Würde in solchem Ausmaße zu vergeben, wie er heute aus der werdenden jüdischen Lrez Jsroel-Stedlung blinkt.
Der Kampf um.den tnnerpolitischen Einfluß innerhalb dieser Siedlung ist daher kein Kampf um politische oder gar persönliche Geltung, ist nicht einmal zunächst und ausschließlich ein Ringen um äußere Vorbedingungen des jüdischen Lebens, sondern unmittelbar ein Kampf um die Seelen unserer Kinder.
Entscheidend für die nächsten Aussichten in diesem Kampfe sind aber offenbar die Bestimmungen des Palästina-Mandates über diejenige jüdische Körperschaft, die berufen sein soll, die Mandatarmacht bei dem Aufbau des „jüdisch-nationalen Heimes" in „wirtschaftlichen, sozialen und anderen Angelegenheiten" zu beraten. Als solche Körperschaft soll nach dem Mandatentwurf von der Gesamtheit der tm Völkerbund vereinigten Nationen vorläufig die „zionistische Organisation" anerkannt werden, dieselbe Organisation, deren Anerkennung als berufene Allein-Vertretung des jüdischen Volkes Millionen treuester Söhne und Töchter dieses Volkes aus der Tiefe ihrer religiösen Ueberzeugung heraus verweigern.
Diesen Millionen, die getreu der Lehre ihrer geistigen Führer in Vergangenheit und Gegenwart, Zion mit der ganzen Glut ihrer Seelen lieben und darum gerade den modernen Zionismus als eine Verfälschung ihrer nationalen Heiligtümer verwerfen, will der