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Das Repräsentantenhaus in Washington hat das Etnwanderungs gesetz in seinerSonder- stssion, die zu Ehren des neuen Präsidenten ein- berufen war, angenommen. Danach wird die Jahreseinwanderung für die nächsten Jahre für jede Nation auf 31 ihrer Kolonie in oen Vereinigten Staaten beschränkt. Einzelheiten fehlen noch und ist es nicht klar, nach welchem Modus dieser Prozentsatz berechnet wird. Werden, was zu erwarten steht, die in der Union ein­gebürgerten Ausländer bei Feststellung der Kolonie nicht berücksichtigt, so wird der Prozentsatz der zur Landung zugelassenen Juden aus dem Osten ein sehr minimaler sein.

Im übrigen hat das Gesetz noch den Senat zu passieren, wo man bei Behandlung des früheren Entwurfes mehr Verständnis für das Gebot, der Menschlichkeit und die Interessen des Landes gezeigt hat. Das darf man von ihm auch jetzt noch erwarten.

Rabbi Mosche Elia Halpernr'sr-

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft uns die Trauerkunde aus Lodz vom Ableben des politischen Führers der polnischen Gesetzes­treuen, des Landtagsabgeordneten Rabbi Mo.sche Elia Halpern.

Nur einige Wochen trennen uns von der Wiener Aguoa-Konferenz, auf der wir den Rabbi als prominenten Vertreter der Gesetzes­treuen Polens bewunderten. Wie ein Kraftstrom ging aus seinem Wesen aus, der uns alle zur Arbeit aneiferte. Und nun die erschütternde Kunde: Rabbi Halpern ist nicht mehr.

My hervorragender Thoragelehrter, der seines­gleichen auch im thorareichen Osten suchte, ein Mann von flammendem jüdischem Herzen und Mn- gWender Liehe, für sein.Volk,, ein Jude, .der zu jeder Zeit bereit stand, sich für die Heilig­tümer seines Volkes zu. opfern, und dazu ein Mann von et staunlicher Erfahrung und Welt­klugheit. Das war Rabbi Mosche Elia Halpern.

Bis zu den letzten Jahren kannte man Rabbi Halprrn nur als rabbinische Autorität. Da kam der Krieg, es brachen die tausendfachen Leiden über die polnische Judenheit herein. Aus dem Weltbrande kam Polen als selbständiger Staat hervor, mit einer Regierung, einem Landtag und einer Gesellschaft, die, durchglüht von natio­naler Leidenschaft, der Judenheit wenig Ver­trauen und wenig Liebe zeigte/ mit einer Bevöl­kerung, in der der Krieg alle wilden Leideuschaften aufgepeitscht hat. Da galt es, treu auf der Wache zu bleiben, den Schwächsten der Schwachen bet- zustehm in ihrem Kampfe um Leib und Leben,

um Brot und ihre geistigen Güter. Und Rabbi Halpern hielt. treu die Wacht, unter widrigen Umständen, die hundert Andere aufqerieben und zur Verzweiflung gebracht hätten. Seine Reden im Landtag, wo es darum ging, das jüdische Recht zu verteidigen, werden noch lange in der polnischen Gesellschaft nachklingen, seine Vor­stellungen und Verwendungen bei den Regierungs­behörden, so oft irgendwo jüdisches Leben, jüdisches Eigentum bedroht waren, werden nach­wirken, sein kluger Rat, wenn im kleinen oder größeren Kreise jüdische Arbeit geleistet wurde, wird uns noch lange gegenwärtig bleiben. Er war, man darf es ruhig sagen, der erste und, einzige Rabbiner im Osten, der kraft seiner weltlichen Kenntnisse, seiner politischen Schulung und seiner souveränen Beherrschung der Landes­sprache sich auch für diesen exponierten Posten eignete. Fünf mal hat man in Rußland Ver­treter für die Duma gewählt, aber kein einziges mal fand sich für die jüdische Wählerschaft ein Rabbiner für eine solche Kandidatur. In Polen fiel sofort der Blick auf Rabbi Mosche Elia Halpern, der in schwerer Zeit seine Wirk­samkeit von seiner eigentlichen Wohn- und Wirkungsstätte Lodz fast ganz nach Polens Hauptstadt verlegte. Er war ein Mann am rechten Platze, der immer das rechte Wort fand, in seiner Art sogar der einzige Mann auf diesem Platze. Und er ist uns ganz plötzlich und unvermittelt in einem Alter von erst 49 Jahren '

genommen worden, zu einer Zeit, da große Pläne innerhalb der Agudas Israel-Welt­organisation seiner kräftigen Mitarbeit harrten. Dieser frühe Tod bedeutet eine schwere Katastrophe nicht allein für Polen, sondern für die gesetzes­treue Judenheit der ganzen Welt.

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In Warschau schlug die aus Lodz kommende Kunde am zweiten Cholhamoedtage wie ein Donner ein. Schon mit dem ersten Zuge fuhren von Warschau Delegationen der Aguda, des Orthodoxen Klubes im Landtag, Rabbiner Perlmutter, 'derRadziner Rebbe" (Rabbi Halpern gehörte zu dessen Anhängern) und eine große Schar von Freunden und Verehrern des Verstorbenen nach Lodz ab. Auch aus allen Städten und Gemeinden.der Umgebung eilten Depu­tationen nach Lodz. Die Straßen, zu . deren beiden Seilen die Zeiere Emune Israel mit Hilfe jüdischer Soldaten Spalier bildeten, waren während des Trauer­zuges dichtgefüllt mit schwarzen Massen. Der ganze Straßenverkehr ruhte vollkommen und alle Geschäfte waren geschlossen Der Friedhof mußte schon gleich, nachdem die Bahre htneingetragen worden war, infolge des ungeheueren lebensgefährlichen Andranges ge­schlossen werden. Die Beerdigung selbst ging infolge des Cholhamoedtages in aller Einfachheit vor sich. Nur Rabbiner Perlmutter und der Rabbiner Rebbe sprachen einige Worte im Sinne des WM Mn Abschieds.

Gleich nach der Beerdigung fand im Lodzer Aguda- lokal eine Ehrensitzung, an der auch die Warschauer Aguda-Delegatton teilnahm, statt.

* * *

Rabbi Halpern hat ein Alter von nur 49 Jahren erreicht. Ueber die näheren Umstände feines Todeö wird noch ans Lodz berichtet:

Am ersten Chol hamoed-Abeud war in der Wohnung

Kleines Feuilleton.

Leib und Seele.

In dem Chaos des irdischen Seins Winkt dem menschlichen Sehnen ein Land,

Er nennt es die Heimat der Seele;

Sie bleibt ihm als Mensch unbekannt.

Obgleich ihm das Land ist verborgen,

Und fein König west wohnt in den Höh'n,

Er redet vom Land und vom König,

Als würde er ständig sie seh'n.

Woher dieses heimatlich Sehnen,

Dieser ewige, sich're Bescheid?

Weil der Mensch' nicht geschaffen aus Erde,

Gott schuf ihn aus Seele und Leib.

Dr. Dr. Erich Simons, Köln.

Rach der Schlacht....

Von A. M. Loeb.

Die Besen ruh'n, die Putzerinnen schweigen und wenn es" auch Glasfplitter gab,Granatsplitter" gab es nicht! Mit zufriedenen Mienen schritt derHaus­stratege", die fürsorgliche Gattindas Schlachtfeld" ab und ihre Blicke sprachen:Ich bin gesättigt"!

Blitzblank ladet die Wohnung ein. und die Vor­bereitungen zum Fest und insbesondere zum Sedertisch sind bis ins Kleinste durchdacht und in geradezu musterhafter Weise getroffen.

Der freundliche, anerkennende Blick des Gatten, die heitere ° Stimmung der Kinder, sind der schönste Dank, durch den die Anstrengung und die Aufregungen vergangener Wochen und mühevoller Arbeit ausge­glichen werden.

Und es aab Aufregungen aller Art! Der mit den Verhältnissen noch nicht genügend vertraute dienst­bare Geist hatte so manchen Schnitzer begangen, mehr­fach war die Hausfrau gezwungen, die unendliche, nie versagende Geduld des Herrn Rabbiners oder dessen Stellvertreters in Anspruch zu nehmen. Und was für Fragen waren das, die zur Entscheidung vorgelegt wurden!

Derirdene Topf", den man sonst, wenn Zweifel an seiner Jomtoftüchtigkeit sich erhoben, in der Kehricht­eimer wandern ließ oder fürchomezdtg" erklärte, hat durch die wirtschaftlichen Verhältnissehöhere Be­deutung" erlangt, denn die neuen -^Sachen sind so teuer, daß man amguten alten", solange wie möglich festhalten möchte.

So kam es auch, daß die Familie als sie ihre letzte Stellung" bezog, als sie sichumgruppierte" und in den ihr noch einzig und allein verbleibenden Unterstand", den Vorplatz bezw. die Diele, wanderte, einen noch nie dagewesenen Unfall erlebte.

Ein T>sch, der beffere Zeiten gesehen hatte, der dem Wohnzimmer dadurch besondere Anziehungskraft verlieh, daß er als Träger der Mahlzeiten und Lecker­bissen aller Art diente, der von allen Familienmit­gliedern geschätzt und in Ehren gehalten wurde, aber dem Zahn der Zeit nicht genügend Widerstand ent- gegenzusetzen vermochte, war schon lange außer Dienst.

I gegangen und fristete auf dem Dachboden ein gar einsames trauriges Dasein. Nun erinnerte mar: sich seiner früher geleistetentreuen Dienste" und stellte I ihn zum Hilfsdienst ein.

r r; Set es nun, daß er dies als eine Entwürdiguns z empfand, daß er, der früher der Stolz des Hause gewesen, sich schwer gekränkt fühlte, nunmehr im um geordneten VorplatzLückenbüßer" zu sein.

Mit stoischem Gleichmut nahm er scheinbar die Degradierung hin aber er brütete Rache und als die Familie am Abend, der dem Erew Pessach voran­geht, seine Tragfähigkeit erproben wollte, streikte er; die Füße versagten den Dienst und Schüsseln und Teller rollten mit lautem Geklirr auf den Boden; die leiblichen Genüsse lagen im Staube und die Tifch- genossen befanden sich in begreiflicher Verwirrung.

Aber auch dies ging vorüber! Nach Regen folgt Sonnenschein. Der liebe Pessach hielt seinen Einzug und am Sedertisch verbrachte man jene gemütvollen Stunden, die nur jüdisches Familienleben hervorzu­zaubern imstande ist.

Der uralte Text der Hagadah, diesealte Geschichte, die ewig neu" bleibt, war wieder Gegenstand der Unterhaltung und bot auch diesmal wieder genügend Stoff dazu,

Das Schicksal des jüdischen Volkes es gleicht dem des deutschen oder umgekehrt! Ein gesundes, fleißiges Volk geriet in ein sklavenartiges Abhängig­keitsverhältnis und in mühevollster Arbeit mußte e8 für eine tyrannische Regierung schuften und sich plagen und der Frohnvogt trieb mit Strenge an.

-Heute ist derGensdarm" unterwegs, um das

deutsche Volk zur Arbeit und zu den Abgaben zu zwingen. -

Diese Maßregel trifft alle ' deutschen Volkst genossen; aber auf uns jüdischen Staatsbürgern laste ein doppelter Druck.Viel Feind, viel Ehr'" sagt ein altes Sprichwort und wir Jehudim haben die höchst zweifelhafte Ehre nicht allein vom Ausland ' m i t angefeindet sondern auch noch von deutscher

!