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des Rabbi eine Agudasttzvng angefagt, zur Behandlung wichtiger aktueller Fragen. Rabbi Holpern verspürte mitten im Sprechen ein Unwohlsein und muhte das Sitzungszimmer verlassen. Schon nach wenigen Minuten hörten die Versammelten Hilferufe der Familie und als fie in das Schlafzimmer eilten, fanden sie den Rabbi schon in den letzten Zügen. Die hei betgeholten Aerzte konnten nur noch den inzwischen eingetretenen Tod infolge Herzschlages konstatieren. >

eomrponaesren u. Nachrichten.

Deutsches Reich.

vle Reoolufion Uplel.

Merkt«, 28. April.

Herr Dr. Apfel und Frl. Dr. Cor^ Berliner, die beiden Leiter des neutralen Jugendverbandes, sind aus dem Vorstand deSZentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" ausgetreten, wrtl sie hie stark antizioriistische Resolution, die der Zen­tralverein jüngst gefaßt hat (Siehe Nr. 1617) mißbilligen. Dr. Apfel wünscht unter gewissen Be­dingungen Beteiligung aller jüdischen Kresse am Keren hajeßod und glaubt, daß die Führer desZentralvereins" mit ihm einig, im Vor­stand aber überstimmt worden seien. Er ver­langt schleunige Einberufung einer Hauptver­sammlung.

Polnlfdier nnfifemifismus in Oberfdiiefien.

Akeskarr, 12. April.

Wie man aus Oberschlesien erfährt, hat die polnische Hetze gegen alles Deutschein mehreren Orten antisemitischen Charakter ange­nommen, so vor allem in Myslowttz. D'ese Gegnerschaft der Polen gegen die jüdischen Deutschen in Oberschlesien ist die Folge der rest­losen Stimmabgabe der Juden für Deutschland. Sanitätsrat Dr. Bloch (Beuthen) hat festgestellt, daß die Liste der Ntchtwähler in Beuthen 2054 Namen enthält, darunter im ganzen drei jüdische Abstimmungsberechtigte. Von diesen befindet sich der eine seit einem Jahre im Sanatorium, der zweite ist entmündigt, also überhaupt nickt wahl­berechtigt, und der dritte ist vor drei Monaten gestorben. Danach haben sämtliche jüdischen Wähler inBeuthen ihre Wahlpflickt er­füllt, trotz der Bedrohungen und Schä­

digungen, denen besonders die Kresse jüdischer Kaufleute in Oberschlesien ausgesetzt sind.

Mslen.

Railfijierung des Maser SrlfiSensnerfrages Warschau, 16. April.

Gestern ratifizierte der polnische Sejm den Rigaer Friedensvertrag mit Sowjetrußland. Für die Ratifizierung stimmten sämtliche polnische Parteien einschließlich der Sozialisten, dagegen stimmten die jüdischen Fraktionen, und zwar wegen einer VeitragSbesttmmung Über die Erwerbung des Bürgerrechts, die nach Ansicht der Juden von polnischer Seite hineingebracht worden ist, um den in Rußland geborenen, in Polen ansässig gewordenen Juden das Bürger­recht vorzuenthalten.

gttcmen.

Die Oemeinöeroahlen in Litauen-

Korvno, 1. Mai.

Die Wahlen für die jüdischen Gemeindever­waltungen in Litauen haben an den Chol hamoed Tagen begonnen. Das Resultat steht noch aus, jedenfalls wird diese- von größter Bedeutung für die weitere Gestaltung der jüdischen Auto­nomie in Litauen sein. Der Kampf hat sich in­zwischen wesentlich verschärft. Der Rabbtner- verb and erhebt in einem Aufruf scharfen Protest gegen den Nation alrat und seine eigen­mächtigen Maßnahmen, und man darf hoffen, daß die Orthodoxie geschloffen für ihre Inter­essen eintreten wird.

Rußland.

Die BoKdienJlßen unfl Oie Religion.

Marsch-«, 10. April.

AuS Moskau wird gemeldet, daß auf einer Konferen der Sowjet-Vorsteher die Miloh- Frags zur Verhandlung gelangte. Unglaublich, aber leider wahr ist eS, daß das Kommissariat für jüdische Angelegenheiten, das in den Händen eines radikalen Assimilations-Kommunisten liegt, den Antrag auf völlige Abschaffung der Mtloh in Sowjet-Rußland einbrachte, und einzig dem energischen Eintreten der mohame- danischen Sowjet-Mitglieder war es zu ver­danken, daß der ungeheuerliche Plan deS jü­dischen Kommissars vereitelt wurde. Dabei ist zu bemerken, daß die islamitischen Bolschewisten politisch nicht weniger radikal sind, in religiösen und Gewissensdingen aber noch eine Grenze kennen, über die die Himmelstürmer jüdischer Abstammung längst hinweggeraft sind.

In diesen Zusammenhang gehört auch ein

Seite angegriffen zu werden.Zu jeder Zeit find Feinde gegen uns aufgestanden, um uns zu verderben, heißt es in der Hagadah - ; aber es heißt auch:Gott hat uns stets aus ihrer Gewalt befreit und errettet". Dies fei auch jetzt wieder unsere Hoffnung!

Sie hundert Briefe.

Von Hermann Seckbach.

-Hundert Briefe", sagten Sie-

Ja, ja, wenn nicht noch einige dazu kommen, wir wollen mal abwarren".

Das ist aber merkwürdig"!

Finden Sie?, ich nicht. Ich sage Ihnen, wir haben in der Hinsicht noch Glänzendes zu erwarten. Und außerdem gehört noch hierzu die persönliche Be­arbeitung. Schauen Sie den Herrn da drüben mit dem Kneifer- kann der reden, der schöpft Ihnen, wenn's gilt, unmerklich den Rahm weg. Na, und die Dame links, mit den: entzückenden Modekleid, sehen Sie bloß, wie levhaft ste gestikuliert/ ich weite darauf, sie schlügt heute bei ihrem Glückwunsch zu dem frohen Ereignis den Rekord".

Nun ja, aber eins muß ich Ihnen sagen, bei aller Hochachtung für das verdienstvolle Wirken dieser Dame ste strahlt ordentlich, wenn ihr hierfür die Aner­kennung nicht versagt wird so wichtig ist doch ihre Sache gerade nicht".

Was wollen Sie, wichtig oder nicht wichtig, die Gebefrrudigkeit ist mal da, und wenn eine fo reizende Dame ihre Zwecke für dringend erklärt da kann oder darf ihr doch nicht widersprochen werden. Schließ­lich ist der Geber beglückt, wenn ihm das Wohltun durch diese gütige Dame so leicht gemacht wird".

Na und die hundert Briefe"?

Einen Tropfen, lieber Freund, einen Tropfen kriegt jeder, ganz gewiß".

Und ich sage Ihnen, recht ist eS nicht. Wir be­sitzen so viele jahrzehntelang bewährte Stiftungen, die unendlich viel Gutes leisten und die jetzt langsam aber sicher vor dem Zusammenbruch stehen. Aber dabei schießen Neugründungen jeglicher Art wie Pilze aus dem Boden. Ich möchte wetten, daß unter den hundert Briefen 75 % zu den letzteren gehören".

Sie haben recht, aber die jetzige Generation möchte ihre Ideale doch auch verwirklich; sehen".

Gewiß, aber innerhalb unserer Möglichkeiten und nicht auf Kosten anderer. Wenn auf der einen Seite es beispielsweise bald unmöglich sein wird, einen armen Kranken unterzubrtngen das wird Ihnen jeder Eingeweihte bestätigen und andererseits für weniger dringende aber desto beffer protegierte Angelegenheiten Unsummen geholt werden wo ist da der Aus­gleich . . ."?

Stillschweigend sitze ich bet dieser Unterredung dabei und empfinde schmerzlich meine hoffnungslose Lage, denn auch ich bin ja unter den hundert.Briefen mit einem vertreten! Und welche Mühe habe ich mir mit ihm gegeben. Die Sprache darin war nicht kalt, warm pulsierend strömten die Worte aus meinem Herzen. Sie schilderten, wie ein Jahrzehnte altes, von Vätern und Großvätern errichtetes LiebeSwerk durch die Not der Zeit gefährdet ist und sie zeigten, wie trotz alledem vielen Unglücklichen die Heimstätte, der Zufluchtsort erhalten bleiben könnte, wenn, ja wenn . . .7

Und nun der Herr da drüben mit dem Kneifer er holt den Rahm, und die entzückende Dame mit dem modernen Kleid wird den Rekord schlagen und dabei liege ich noch zwischen den hundert anderen'....

| Rundschreiben des bolschewistischen Zentralkomitees in Moskau an die Provinzkommlffare, in dem diesen der Vorwurf gemacht wird, daß fie gegen die Religion nicht energisch genug einschreiten und religiöse Anwandlungen der Bevölkerung nicht pflichtgemäß hintan zu halten wissen . . .

England.

im engllfdien Parlament*

Bonbon, 2S. April.

Am letzten Donnerstag unternahmen die zionistenfein blichen Lords wieder einen Vorstoß gegen die Palästina-Politik der englischrn Re­gierung. Den Anfang machte Lord Lamtngton, indem er ausführte, daß die Wünsche der palä­stinensischen B völkerung bet dem Projekte der Errichtung ernes jüdisch-nationalen HeimeS in Palästina nicht berücksichtigt worden seien. Er bezog sich auf die Untersuchungen der bekannten amerikanischen Kommission. Im gleichen Sinne sprach Lord Sydenham. Der Regierungsvertreter hatte es natürlich leicht, den heute belanglosen Betrachtungen der Interpellanten entgegenzu­treten.

Wichtiger als diese Auseinandersetzungen war eine große Rede, die Asquith am gleichen Tage im Unterhause hielt und in der er mit großer Entschiedenheit auf die unerhörte Be­handlung der Minderheiten in Ungarin hinwies. Er trat für eine Konferenz aller Staaten, in denen das Nationalttäten-Problem eine R"lle spielt, unter der Autoritär der allierten Regierungen ein. Balfour wies in seiner Antwort aus die Schwierigkeiten des Mi- noritätenfchutze s hin. Mit der Berufung auf Paragraphen und Vertragsbestimmungen allein könne der Völkerbund den unterdrückten Minderheiten natürlich nicht helfen. Nur der Druck der öffentlichen Meinung der ganzen Welt werden imstande sein, dem na­tionalen Uebermut der Staatsvölker Schranken zu setzen. Es sei die wichtigste Aufgabe des Völkerbunds, diese öffentliche Meinung zu erzeugen und zu mobilisieren. Schließlich wurde der Friedensvertrag mit Ungarn in zweiter Lesung angenommen und einer Kommission überwiesen.

vosrö ot Deputier und Comifee Ser Delegationen.

London- 22, April.

In der letzten Sitzung der jüdisch-englischen Repräsentanz lag ein Antrag des Ausschusses jür auswärtige Angelegenheiten (Conjoint Fo­reign Comittee) vor," die Beziehungen zu dem Pariser zionistischenComitee der Nationalrat- Delegationen" zu lösen. Bisher hatte Stuart Samuel, der Vorsitzende des Board, alsVer­bindungsoffizier" fungiert. Es wurde beschlossen, noch einmal auf dem Wege von Verhandlungen die Beseitigung der bestehenden Reibungen zu versuchen, die der Vorsitzende auf einen Mangel anEdelsinn (generosity) auf Seiten der Delegationen zurückführte.

Rumänien.

Line JuSenöebafte in Ser rumänifchen Kammer-

Muüarest, 20. April.

In der Kammersitzung vom 13. April wendete sich Abgeordneter Dr. Straucher in scharfer Rede gegen die Beschlüffe des- letzten rumänischen Studentenkongreffes, durch welche ausgesprochen wurde, daß Juden nicht Mitglieder des Ver­bandes der rumänischen Studentenschaft sein können. Unter großer Unruhe der antisemitischen Deputierten wieS er auf die Ungesetzlichkeit dieser Beschlüffe hin und warnte vor den Gefahren, dte eine solche Stellungnahme von Intellektuellen gegen jüdische Kommilitonen in sich birgt. Die Beschlüffe der national-chauvinistischen Studenten seien nicht im Einklänge mit den wiederholten Verheißungen. der Regierung, eine versöhnliche Politik der gleichen Rechte zu inaugurieren und zu fördern. Abgeordneter C uz g, einer der rüdesten Antisemiten der Kammer, billigte in einer an den