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band, der doch in erster Linie religiöse Ziele haben soll, gewahrt werden muß.

In einer jüdischen Zeitung wurde wiederholt das Verlangen gestellt, daß vermittels des allge­meinen Gemeindeverbands ein Oberrabbiner der Oeffentlichkeit präsentiert werden soll. Wenn ein Verband, wie dieser allgemeine Verband, sich wirklich wegen des Eindrucks nach außen hin zur Wahl eines preußischen Rabbiners mit diesem Titel entschließen sollte, so bedeutet er nach der ganzen Struktur des Verbandes und der ganzen rtrt, wie bisher die religiösen Fragen in dem Ver­band behandelt wurden, nichts anderes, als ein Dekorationsstück, das das Unrecht der bisherigen Handlungsweise in nichts gutmacht.

Wochenrundschau.

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Ramüam und Kusari zur Affäre Wise.

Daß im heißen Kampfe um Dr. Stephen Wise und seine von der Reformkanzel herab ver­kündete Lehre die liberale wie noch mehr die ra- ditar-zionistische Presse sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen würde, denfanatischen Rabbi­nern", denvernagelten Stockorthodoxen", die den Geist der Zeit nicht begriffen, die der Ent­wertung alter und Schaffung neuer Werte durch den Zionismus sich verschließen, ihre Rückstän­digkeit ad oculus zu führen, war zu erwarten.

Aber nun erkühnt man sich gar eine

beliebte tüleifyobe ffllaim o nib e s unb

Iehuda Halevy mit in die Debatte hineinzuziehen und sie als Kronzeugen gegen den amerikanischen Rabbiner-Verband, für Klausner und Wise zu vernehmen. In einem von derJüdischen Rundschau" mit wonnigem Behagen übernommenen Artikel der PragerSelbstwehr" wird in der ganzen rabbinischen Campagnedie typische Reaktionsweise des Ghettos" gesehen.Sie, die Rabbiner, wissen Klausner und Wise nichts anderes entgegen zu setzen, als eine Ab­lehnung, die nichts hören und nichts sehen will, und mit Recht beruft sich gegen einen solchen Standpunkt Klausner darauf, daß selbst M a i - monides und Jehuda Halevy den or­ganischen Zusammenhang der christlichen mit der jüdischen Lehre voll anerkannt haben."

Wir wissen nicht, wann, wo und o b Klausner

kurze Bemerkungen zum Wochenabschnitte. * )

Rabbiner Dr. §?etix Kanter, Zrvkttau (Mähren.)

Israel sah die große Macht, die der Ewige an Aegypten geübt; da fürchtete das Volk den Ewigen und glaubte an den Ewigen und seinen Diener Moses". Dazu bemerkt der Midrasch (tobp vipb'):

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gefüra tvt; von da ab fürck lcte das Volk den Ewigen und glaubte an Gott und seinen Diener Moses". Diese Benrerkuna des Midrasch ist scheinbar unver­ständlich, denn sie besagt eigentlich gar nichts an­deres, als was die Schrift berichtet Und doch ist in diesen wenigen Worten ein tiefer Sinn enthalten und zügle ch eine Antwort aus die vielen fragen, die sich jedem beim Lesen der letten vier Wochen- abschnittte unwillkürlich ousdrängen.

Israel sah in A gnpten und beim Auszuge aus Aegypten viele Wunder und Zeichen und es

*) Nach dem homiletischen WerkeCbochmo im Nachloh" von Rabbiner Dr. H. Klein, Charlotten­burg.

.Israelit

sich jemals au ^ onides und Halevy berufen hat. Wir glar nicht, einfach darum nicht,

weil Klausner \ Kennner der Quellen ist und wir ihn e -ulschung oder auch tenden­ziösen Entstellung für unfähig halten. Die Art, wie der Artikelschreiber hier über Maimonides und Halevy nur mit einigen Worten so hinweg­huscht, ist aber typisch für die Aufklä­rungsweise der Jungnationalen. Hier werden mit dunklen Andeutungen Eindrücke geweckt und Vorstellungen äusgelöst, unter peinlicher Vermeidung einer Be­rührung mit dem Boden der ge­schichtlichen Tatsachen. Mit anderen Worten: Es wird Menschen, die Maimonides und Kusari nicht kennen, von Leuten, die Mai­monides und Kusari ebensowenig kennen, er­zählt, daß in diesen Schriften sich ein Beleg für die Anschauungsweise, mindestens aber eine Rechtfertigung für die Handlungsweise von Klausner und Wise befände.

Was Ma i m o n i d e s betrifft, so kann man es an verschiedenen Stellen seines npmn so in ry anaa rrabn und 0 * 3^0 irobn, und zwar inden Ausgaben, die nicht durch die Hand der Zensur gegangen sind, Nachlesen, wie er mit klaren, keinen Zweifel zulassenden, lapidaren Worten jede Art von yin'w' für uns als .. miasr und als ganz jenseits unseres Denkens und Forschens stehend bezeich­net. Schon die bloße Nennung eines Namens, der Träger der -Idee ist, fällt unter das Ver­

bot des '131 iTDTn xb nnnx v'p^x Auf alle, die sich solchen Dingen zuwenden, wird der Bibelsatz angewandt: in?' xVi pnian x^ rrxn "?3 mrmx- An anderer Stelle w M3bn) heißt eZi rm iM m7 7y nrnJiny n7w m pnno # w WM m fyi 'w fsb ungr Im

Kusari lesen wir aber im fünftenMaamar", zum Schluß des Kapitels 21 nach der Ablehnung jeden Vermittlungsgedankens und jeder Trü­bung des Einzigeinigkeitsbegriffs wörtlich: 3"n*n mna nyr DpVx nvib pxi? nro orpjm f'sxnh T»apn r»3x bst -fivvh T»nrn ^ax »inriay a^nnn

nanm m n*?rn-apjm pns amaxpVxa

(v"3 onaa) "oisrp xh ntpx v'phx- nax m ivai ib asrT»n am nn xb -'S" df) "ansn 1 * xV i^xi- f'xi sn xVi aiv xh ana ixin xb iwx bin 'Bnnaxa aixaw x^i aiipnV

Zu Deutsch:Ihr sehet daraus, aus dem Ver­mächtnis Davids an seinen Sohn Salomo, Me- lachim I. Vers 2, daß man Gott aus voller Erkenntnis kennen muß, um sich in seinen Dienst zu stellen. Man stütze sich aber bei der Gottecforschung auf Väter und Urväter, daß man glaube an den Gott Abrahams, Isaaks und

glaubte doch nicht an Gott, wie feine Ratlosigkeit und Verzweiflung vor dem Spalten des Roten Meeres rur Genüge beweist. . Es bedurfte des größten Wunders, um da« Volk zum Gl üben an Gott zu veranlassen, nämlich des Spalters des Meeres und des Durchzugs durb dasselbe. Hier heißt es zum erstenmale:Dos Volk sah die große Macht und glaubte etc" War nun das große Wunder imstande, die Unaläubigen zum Glauben »u bekeh­ren. sie vom Walten der göttlichen Dorsebuna ('an' XTia.a nrcwn) au überzeugen, dann entsteht dock n it scheinbarem Recht die Frage: Warum ge­schehen nicht später solche Groß'Wunder", um Israel, das io oft nun seinem Gotte absiel, zum wahren und reinen Glauben an den einig-einzigen Gott zu veranlrssen: wa um gescheben denn nicht h eilte solche .große Münder", um die Irrenden zu bekehren und sie dem Glauben zu erhalten? Daraus oibt der angeführte Midrasch in wenigen, aber tref- fsppsp Verrm Aimvcrt;Brüher tmt ösrnri "kn Enttarn nicht acivrchtrt ufw'" Das cttw; früher Hat Israel Gott überhaupt nicht gekonnt und an ihn naturgemöß auch nicht geglaubt, nicht glauben können. Es bedurfte erst der vielen Wunder in Aegynten und des preßen Wunders am Meere, um dos Volk vom Dasein Gottes zu überzeugen, es zum Glauben an Gott zu veranlassen. Heute nach dem Au«zuge aus Aegvvten, nachdem die ganze Existenz Israels und sein ewiger Bestand als ein­ziges großes M "der sich erweist, heute bedarf es nicht befördere: Wu der und Zeichen, um den Glauben an Gott zu erw. men und zu verbreiten. Das un- mürdiae. unerfahrene Schulkind bedarf des an­schaulichen Unterrichtes, der erfahrene Mann, der im Leben stehl und das Leben aus persönlicher Wahrnehmung kennt, wird leicht auf alle künft-

28. Januar 1926

Jakobs, denen feine Hut zuteil geworden ist, und denen er die Verheißung erfüllt hat, indem er ihre Nachkommen vermehrt, ihnen das Land Ka­naan verehrt und feine Schechinä unter ihnen ruben, ließ. Alles,' w a s a u ß e r h a l b d i e f e s Gotesbegriffes steht, d eN

gleich öder ähnlich ist, vo ii heißt

es:Götter, die sie nicht kannten die ihr

nicht kennt", d. h., Gott wil . däß

ihrfie erkennenund auf> < ' ahr- heit prüfen sollt. Vielmehr/ baß ihr nichts do^on sehet, nicht im Tuten und nicht im Bösen, und es ist nicht nötig, daß man hier hoffe oder etwas fürchte."

In Uebertragung auf unsere Zeit und aus die zur Disksusion stehenden Fälle, sagt uns Kusari: Man schreibe über diese Dinge keine Bücher und man spreche nicht darüber von Kanzel und Katheder.

Wenn wir dieser Richtigstellung noch etwas hinzuzufügen hätten, so wäre es dies: Seit Maimonides und Kusari sind etwa acht Jahr­hunderte über die Welt gegangen, die im jü­dischen Geschichtsleben blutige Spuren hinter­lassen haben und die ganze Sachlage rein psychologisch noch in anderem Lichte erscheinen lassen. Maimonides lebte und schrieb im Orient, Jehuda Halevy dichtete seine ewigen Lieder und dachte seine herr­lichen Gedanken immaurischenKastili e.n, wo man sich zum Mythos oder Ethos des Stif­ters, ohne persönliche Verbitterung, rein vom Standpunkte des ungetrübten Glaubens an nrmx 'n zu stellen hatte. Für das heutige Juden­tum des Goluth, des östlichen bis auf den

heutigen Tag und des westlichen bis vor hundert 3ahren, ist mti dern Flamen des

Stifters weniger ein ethisches Prinzip, eine mehr oder weniger aus dem Judentum herausge­wachsene Sittenlehre verbunden, als vielmehr alles Grauen und alle Schrecken der Scheiter­haufen und Zwangstaufen des Mittelalters. Die Lehre zu kennen, nahm man sich nicht die Mühe und hätte auch kein« Interesse, aber man glaubte sie zu e r k e n n e n an ihren Früchten. Die Aus­wirkungen waren es, die in den Vorstellungen des Golusjuden der Lehre und ihrem Begründer die Physiognomie gaben. Und man braucht noch kein Völkerpsychologe zu sein, man braucht nur em Minimum von Liebe zum jüdischen Volke und zu seiner Vergangenheit, um dieses nicht nur zu verstehen, sondern dieser Einstellung mit Takt und Verständnis Rechnung zu tragen. Der mo­derne jüdische Westen, glaubt in hundert Jahren Emanzipation d i e Distanz zu den Dingen ge­wonnen zu haben, um über sie und ihren Ur-

lichen pädagopischen Hilfsmittel verzichten. In Aegypten war Israel in Sachen des Glaubens un­mündig und unerfahren, es mutzte erst das große Wunder feben. um an Gott zu glauben, selbst wenn die großen Wunder ausbleiben.

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*.Ahron und Chur stützten feine Hände,

der eine auf dieser und der andere aus jener Seite" .... Es gab wohl selten größere Gegensätze' als Abron und Chur. Ahron war die verkörperte Sanft­mut, ein tnvn oito nmx, ein Mann, der den Frieden liebte und nach dem Frieden stribte,- das gerade Gegenteil war fein Ncffe Chur Er zeichnete sich durch eine ganz besondere Energie und einen seltenen Glaubenseifer aus. Diese Gegensätze traten besonders bei Anfertinung bes aoldenen Kalbes zum Vorschein. Chur wollte den Abtoll von Gott mit aller Gewalt verhindern und büßte seinen heilioen

Elskr mir 0km Tobe (vkwl. MM zum II. D. 27t. Kap 02, ö mw vcü zttttittn WMllMi vllülliw sah sich Ahion veronlotzt. einen Altar zu erbauen. B'ibe, Ahron und Chur, dienicn Moses als Stütze, beide traten in gleicher Weise in Aktion, als die Stände Moses schwer wurden und er allein den schwerenKampf gegen Amalek nicht aussechten zu können glaubte, und diese be den waren es die in gleicher Weise Moses und Israel zum Siege verhalfen durch ihre Unterstützung, die sie Israels Führer und Feld- Herrn angedeihen ließen. Es kommt häufig vor, daß der Führer im Kampfe für die heiligsten Güter zu erlahmen droht, insbesondere wenn er einem un- erbittl chen und unbesiegbaren Gegner gegenüder- steht öder unüberwindliche Hindernisse zu beseitigen hat. Dann ist er aus fremde Hilfe und Unterstütz­ung angewiesen, aber diese Unterstützung mutz von