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Ein Monatsblatt für Israeliten und Freunde Israels.
Nr. 9. — 53. Jahrgang. — 1897.
Inhalt: Das Nordkcip. — <Ein 5chiffsgo1tesdleilst auf der Nordsee. — Das Nachtgespräch Jesu mit Nikodemus (Joh. 3). — Missionserlebnisse in Ain-Beida. — Zu Hörn. 8. 3t. —Zn Gal. I, 10*. — Zu Mff. \ 3 , 16 f. und 19, 20- — Gefährliche Bücher. — Die älteste bekannte Landkarte von Palästina. — Jüdische Chronik. — Anerbieten.
Das Nor-Kap.
Ins Eismeer baute diese Burg von Stein Der Herr der Welt am Schöpfnngstag hinein.
Schon manch' Jahrtausend trotzt sie Sturm und Flut: Noch droht umsonst der Elemente Wut.
Doch einst erbleicht auch dieses Felsen Ruhm.
Es bleibt nur eins: das Evangelium.
Geschaff'ne Werke müssen untergeh'n:
Der Wahrheit Wort wird ewiglich besteh'«.
Ein Schiffsgoltesdienst auf der Nordsee.
Am J. August d. J. befand sich der norwegische Schraubendampfer „Eapella" ans' der Fahrt von Stavanger nach Hamburg. Es war ein herrlicher Sonntag. Der reine Odem des Meeres milderte die Wärme, welche das unbewölkte Gestirn des Tages verbreitete. Einige von den zahlreichen Fahrgästen äußerten den Wunsch, daß dieser schöne Tag auch unter das Sonnenlicht des göttlichen Wortes gestellt, daß ein allgemeiner Gottesdienst abgehalten werden möge. Der Gedanke fand Anklang und Verwirklichung. Um H Uhr vormittags versammelten sich auf dem Hinterdeck des Schiffes Angehörige verschiedener Volks- und Religionsverbände, in letzterer Hinsicht Protestanten, Katholiken und Israeliten, zu einer gemeinsamen Andacht.
Der Prediger, dem die Leitung übertragen worden war, eröffnete den Gottesdienst mit Rücksicht auf die norwegischen Teilnehmer, an deren Spitze der Kapitän mit einem Teil der Bemannung stand, in norwegischer Sprache. Er verlas in dieser das Hohelied des christlichen Glaubens, Röm. 8, 31—39, das Gebet des HErrn, Matth. 6, 9 —\ 3 , und den Apostolischen Segenswunsch, 2. Kor. s3, \ 3 .- hierauf schlug er den deutschen Psalter auf und trug den JO^. Psalm vor, den aus der Seele eines frommen Israeliten der Vorzeit emporgestiegenen Jubelgesang zu Ehren des Schöpfers und Erhalters der Welt. Sodann folgte eine deutsche predigt, deren Gedankengang hier in Kürze angegeben werden mag.
Bei einer Reise nach Norwegen folgt der Deutsche den Spuren seines Kaisers. Auch zu einem Schiffsgottesdienst fordert das Beispiel Wilhelms II. auf. Aber es bedarf bei uns wohl nicht einer solchen äußeren Anregung. Fühlen wir alle uns nicht ohnehin innerlich