Wien, am 1. April 1866.
Ein Volksblatt zur Belehrung und Unterhaltung für Israeliten.
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(Die "Mem.)
Zweiter Iahrg.
Priinumerationsbetrag ganzjährig 4fl. 5V kr., halbjährig 2 fl. 30 kr. mir Postzusendung und Zustellung in's Haus. — Die einzelnen Nummern ü 18 Neukr. — Für das Ausland ganzjährig 3 ^Thalec. — ^Erscheint am l.^urw ^15. eines jeden Monats. — Verlag und Expedition bei
Mit unserem heutigen Blatte beginnt ein neues Abonnement und ergeht unsere höfliche Einladung mit dem Bemerken, daß wir, bemüht, unserem Volksblatte die möglichste Garantie für Fortbestand und Vervollkommnung zu bieten, den Verlag und die Expedition desselben vom heutigen Tage ab an die Buchhandlung von Herzfeld L Bauer hier, Praterstraße Nr. 12, übergeben haben, wohin auch alle Briefe, Reklamationen und Geldsendungen zu richten sein werden. Durch ferneres Heranziehen tüchtiger Mitarbeiter und Illustration unserer „Deborah", ohne Preiserhöhung, glauben wir auf ausgebreitetere Theilnahme seitens des geehrten Publikums rechnen zu können, und machen die löblichen israelitischen Cultusvorstände wie die geehrte Geschäftswelt bezüglich der Concmse und Inserate auf unser Blatt aufmerksam. Neueintretende ganzjährige Abonnenten erhalten die Blätter vom October v. Jahres bis jetzt gratis zugesendet. Sammler erhalten entsprechenden Rabatt.
Salomo« Laster*).
„Am Morgen säe deine Saat und am Abend lasse deine Hand nicht ruhen."
— Morgen und Abend, im Leben die Jugend und das Alter, der Ausgangsund Endepunkt der menschlichen Tätigkeit.Zeitlich anfangen, spät aufhören, ist Pflicht, ist Schuldigkeit. Wer aber zeitlich angesangen hat, und in den Feierabend hinein arbeitet, ein Mann, dessen Thätigkeit das Ende eines halben Jahrhunderts keine Grenzen setzt, der mit einem grauen Haupte noch jugendliches Feuer mit jugendlichem Streben verbindet, verdient unsere ganze Achtung, unsere ganze Verehrung. — Hat ein solcher Mann überdies auf seine Zeit epochemachend eingewirkt, hat er vielhundert- jährigcs Unwesen beseitigt und etwas Besseres an dessen Stelle gesetzt, so muß diese Achtung und diese Verehrung auch den. höchsten Grad erreichen. Ein solcher Mann hat dieser Tage sein fünfzigjähriges Jubiläum gefeiert; das dankbare.^Wien wie jeder.das Gute
anerkennende Mensch von nah und ferne hat sich für diesen Ehrentag interessirt, und wir glauben unseren geschätzten Lesern als erste Illustration unserer „Deborah" kein würdigeres Bild bieten zu können, als das des allverehrten Jubilanten.
Wer kennt nicht den „alten Sulzer", wie man ihn am liebsten und häufigsten nennt, oder wer hätte wenigstens nicht von ihm gehört? Den Mann mit dem merkwürdigen Charakterkopf, mit dem graugelockten Haar, den runden feurigen Augen und dem energischen breiten Mund, über welchem die hastig gekrümmte Nase das Inventar der orientalischen Physiognomik vollendet und hier znm sprechendsten Ausdruck zusammen gefaßt? — Der Mann, welcher vor einem halben Säcu- lum im frühesten Jünglingsalter als Cantor seiner Vaterstadt aufgetreten, hier an vierzig Jahre lang das musikalische Wien durch die Pracht seiner Stimme und die Glut seines
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