üaßfn Jesaja Oerkin. *)

Von vr. A. Berliner.

<3n die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts fällt die Blüthezeit zweier jüdischen Geisteshelden, die, wie verschieden auch die Kräfte, mit denen sie ausgestattet waren, wie verschie- den daher auch die Mittel, über welche sie verfügten, unabhängig von einander für ein gemeinsames Ziel arbeiteten.

Beide dehnten ihre gelehrten Forschungen und kritischen Unter- suchungen über den allergrößten Theil des jüdischen Schriftthmns aus; Beide wandten vor Allem die sorgfältigste Aufmerksamkeit den Texten zu, um zweifelhafte Lesarten in denselben möglichst zu berichtigen und darin vorkommende Dunkelheiten aufzuhellen.

Diese beiden Männer waren R. Elija Wilna (st. 1797) und N. Jesaja Berlin (st. 1799).

Folgen wir einer talmudischen Ausdrucksweise (Berachot 64a; Horajot 14a), so möchten wir den Ersteren nach seiner geisti- gen Capacität vorzüglich als den geistigen Helden bezeichnen, der ״ Berge entwurzelt" ( עוקר הרים ), da die Resultate der For- schung, wie wir sie von ihm besitzen, imr bei dem seltenen Scharfsinn und der Combinationsgabe, wie er sie besaß, mög- lich werden konnten. Den Zweiten können wir dann vor- züglich mit dem ״ Sinai" vergleichen; denn in ihin lag das ganze Material der Tradition mit allen Gängen und Tiefen ausge- breitet; bei seiner immensen Belesenheit war er überall und zu jeder Zeit darin orientirt. So wird er auch von Asulai im Schem Ha-Gedolim Art. א הא benannt, während kein Geringe- rer als Jecheskiel Landau, der Verfasser des Roda Bihuda (Theil Orach Chajim Nr. 23) ihn seines riesigen Geistes wegen als ״ der Eiserne" ( אדם קשה כברזל ) bezeichnet.

Was diese beiden Männer geleistet,') in erster Reihe für das

*) Noten siehe am Schluffe.

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