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Dr. Simon Bernfeld: Erinnerungen an Chajim Steinthal.

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Rabb. Dr. M. Warschauer, Berlin.

Hörer 1S90 1S99:

Rabb. Dr. Hochfeld, Berlin»

Hörer 18881897.

Rabb. Dr. Blumenthal,

Berlin,

Hörer 18S41S92.

Rabb. Dr. Joseph, Stolp.

Hörer 18901899.

religiös, aber nicht konfessionell. Gleichzeitig aber ; sondern geschichtliches Bewusstsein, so dass sich hing er am Judentum als geschichtlicher Er- Steinthals Judentum auch mit der freiesten Welt- scheinung, an dem, was das jüdische Volk unver- | ansehauung vereinigen liess. Er war als Lehrer gänglich macht. Das war aber nicht mehr Religion, ! der Religionsphilosophie nicht an seinem Platze,

weil ihm das Revolutionäre in den grossen jüdischen Religionsphilosophen fremd war; aber er selbst lehrte Religionsphilosophie im modernen Sinne, d. h. er zeigte, wie man auf der Höhe der philosophischen Weltanschauung und der nichtkonfessionellen Ethik stehend, religiös und ein überzeugter Jude sein kann. Denn Steinthal war dies, er der so wahrhaftig und aufrichtig war, der nichts aus Gedankenlosigkeit tat oder sprach, der stets Selbstschau hielt und seine Ueberzeugung immer von neuem einer gründlichen Prüfung unterzog,

* * *

Ich habe oben bemerkt, dass Steinthal die un­gekünstelte Bescheidenheit unseres Raschi zeigte. In manchem Semester pflegte er auch Bibelexegese zu lesen, in seiner Art, als Bibelkritik und Bibel­forschung. Diese Vorlesung war zu meiner Zeit seminaristisch gehalten. Er las nicht vor, sondern mit seinen Hörern. Da pflegte er oft, wenn ihm eine Bemerkung eines Hörers gefiel, in rührender Bescheidenheit zu äussern: Das habe ich nicht ver­standen, oder: Das habe ich nicht gewusst. Derartige Aeusserungen erinnerten oft an die den deutschen Juden früherer Jahrhunderte nachgerühmte Naivität (Themimut), die wir an Raschi so sehr bewundern. Dieser unvergleichliche Bibel- und Talmuderklärer macht manchesmal die Bemerkung: diese Stelle v r- mag ich nicht zu erklären, obwohl er doch darüber hätte hinweggehen können. Er schämte sich eben nicht, den Hörern einzugestehen, dass er etwas nicht wusste. Durch diese Art ehrlicher Bescheidenheit war Steinthal auch dem jüngsten seiner Schüler gegenüber: wohlwollend und nachsichtig, gütig und milde. Nichtwissen war bei ihm kein Fehler, dessen sich jemand zu schämen hätte. Er forderte nur von jedermann Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit.

So war er, wie selten einer, geeignet, Rabbiner, d. h. Volkslehrer zu erziehen und auszubilden, und ich möchte auch auf ihn das alt mischnaetische Wort anwenden:Rabbi! Wer sich von dir lossagt, sagt sich vom Leben los*"

Rabb. Dr. Lucas, Glogau.

Hörer 1S921S99.

Dr. Neumann, Berlin. Sekretär des D. I. G. B.

Hörer 1SS9-1S92.

Rabb. Dr. S. Pöznanski, Warschau. Hörer 1890 1S95.

Rabb. Dr. D. Neumark, Berlin.

Hörer 1S921S97.