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SYNAGOGALE KUNST.

Leo Horovitz. Von B. Samuel.

(Nachdruck verboten.)

Auf die Arbeiten eines jungen vielverheissen- den Künstlers möchten wir heute die Aufmerk­samkeit der weiteren Oeffentlichkeit lenken. Die hier im Bilde vorgeführten Schöpfungen von Leo Horovitz in Frankfurt a. M. (einem Sohne des dortigen Rabbiners Dr. M. Horovitz) lassen aul eine weit über das Mittelmass hinausragende Begabung schliessen, die, wenn ihr ein weites Feld der Betätigung eröffnet wird, herrliche Früchte tragen kann. Das Kunstgewerbe, welches dem Metall schöne Formen abringt, fand ja stets, auch in den düstersten und unglücklichsten Zeiten, eine Pflege unter den Juden und stand vor­wiegend im Dienste des synagogalen sowie des häuslichen Kultus, von wo aus es manchen, wenn auch nur schüchternen Flug in das Reich der profanen Kunst wagte. Wir hatten bereits öfter Gelegenheit, unseren Lesern im Bilde die Kunst­schätze vorzuführen, die manche alte Synagoge birgt, und die auf einen hochentwickelten Schön- heits- und Formensinn hinweisen, der nur der günstigeren Umstände bedurfte, um herrliche Blüten zu treiben.

Vor Kurzem erst erregten die Arbeiten Rachu- mowskis, in einer der ersten Juwelenhandlungen Berlins ausgestellt, berechtigtes Aufsehen, und doch wäre dieser aussergewöhnliche Künstler für die Welt unbekannt geblieben, hätte nicht die Tiara des Saitaphernes" seinen Namen mit einem Schlage berühmt gemacht.

Horovitz hat eine ganze Anzahl von Kunst­gegenständen sowohl kultlichen als profanen Charakters angefertigt, von denen wir hier die ersteren, als uns näher liegend, in verkleinerten Abbildungen geben. Da ist zunächst ein Chanuka- Leuchter (Fig. I) modelliert, in Silber gegossen und nachziseliert. Auffassung und Ausführung sind in hohem Grade originell; auf dem mit In­schrift und Emblemen versehenen Sockel erhebt sich eine mit Oelblättern verzierte Vase, aus der ein Flammenknäuel emporzüngelt, der sich in acht horizontal sich dehnende Flammen scheidet, von denen eine jede an der Spitze eine Schale zur Aufnahme des Oels trägt. Einen Zug ins Monumentale weist ein anderer Chanuka-Leuchter auf (Fig. II), der einen voll entwickelten Oel- baum darstellt; auf einem Sockel aus schwarzem Marmor ruhen die Wurzeln, aus denen der knorrige Stamm in gegossenem Silber empor- schiesst; die Zweige bilden die Arme des Leuchters. Zwei weitere Chanuka - Leuchter, (Fig. III und IV), ebenfalls auf farbigem Marmor ruhend, in getriebenem Silber, lassen aut originelle Weise die ursprüngliche Form des Oellämpchens wieder aufleben. Der Hintergrund der einen Lampe zeigt einen Oel- baum, darüber die Devise Makkabis und zu beiden Seiten dessen Embleme, den Hintergrund der anderen bildet die Darstellung lohender Flammen, die zur Erhöhung der Wirkung vergoldet sind.