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Bar-Ami: Eliah, der Prophet.

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S. IIIRSZENBERG.

POESIE UND RÜHM (DEKOR. PANNE AU).

dürfen." Der Rabbi tat, wie ibm befohlen ward, dann trat er abermals die Reise an und erreichte unbehindert das Ziel seiner Sehnsucht.

Als Helden dieser Sage werden verschiedene Rabbiner genannt, die am Ende ihrer Tage nach dem Heiligen Lande auswanderten, darunter auch der Ver­fasser desSchelah", dem die Geschichte mit dem Diener übrigens unzweifelhaft der historische Kern dieser Sage wirklich passiert sein soll.

Eliah, der Prophet, hält seine schützende Hand nicht nur über die Angehörigen seines Volkes und nicht nur über gewöhnliche Sterbliche. So Jässt ihn eine verbreitete Sage 1 ) dem glorreichen Polenkönig Jan Sobieski, als dieser noch ein einfacher Edelmann und Offizier war, prophezeien, dass er König werden würde. Auch dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, dessen Herzensgüte die Sage ihn ein­mal mit glänzendem Resultat auf die Probe stellen lässt, hat er die künftige Herrlichkeit vorausgesagt, und der Monarch erfreut sich seither seiner Gunst. Man sieht, die Sage klammert sich auch an lebende Persönlichkeiten.

DerBecher des Propheten Eliah 14 , der an den beiden Seder-Nächten eingeschenkt wird, und der damit

l ) Erwähnt nach einer Handschrift aus dem 18. Jahr­hundert auch von Litynski,Materialien zur Gesch. d. J. in Podolien", S. 57.

verbundene Volksglaube, dem viele Sagen entsprossen sind, ist bekannt. Doch nicht immer konnte Eliah, der Prophet, an den Seder-Abenden ruhig in jedes Haus eintreten und den Becher segnen. Vor Zeiten hatte er just an diesen Abenden vollauf zu tun, um sein Volk vor den Ueberfällen derBlutsucher" zu schützen. Zahlreich sind denn auch die Sagen aus mittelalterlicher und neuerer Zeit, in denen Eliah die Gefahr der Blutlüge meist durch Entlarvung oder Ver­scheuchung der Verleumder abwendet. Eine von ihnen möge hier folgen:

Der Wirtshauspächter eines entlegenen Dorfes sass einmal am ersten Seder-Abend beim festlich her­gerichteten Tisch, von seiner Familie umgeben, und sang die Haggadah. Plötzlich wurde das Haus ge­stürmt, das Tor erbrochen, ein Haufe Bauern, mit Knüppeln, Messern und Sensen bewaffnet, drang ein. Sie beschuldigten den Pächter, ein Christenkind ge­schlachtet und dessen Blut getrunken zu haben. Sie schlugen ihn und seine Angehörigen in Ketten, schlössen Tür und Tor, plünderten sein ganzes Hab und Gut und machten sich daran, die Gefesselten umzubringen. Der Pächter, der ein einfacher Mann war, konnte nicht viel Zeit und Aufmerksamkeit auf die Be­obachtung der zahlreichen Gebote Gottes und der würdigen Verrichtung der Gebete verwenden. Aber er war stets darauf bedacht gewesen, dass kein Wanderer ungesättigt von seiner Schwelle ging, be-