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Dr. J. Thon: Bezalel.

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Holländisches Bauernmädchen.

(Nach einem Oelgemälde von Max Liebermann.)

Sollten die Ueberschüsse es erlauben, so würde dem Arbeiter wohl die Gelegenheit ge­boten werden, auf Wunsch einen Vorschuss zum Ankauf eines Häuschens und Grundstückes zu erhalten.

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Aus der kurzen Darstellung des Planes geht bereits klar hervor, welch segensreiche Wirkung das unternommene Werk auf die Verhältnisse der palästinensischen Juden haben kann und hoffentlich auch haben wird.

Unseren Brüdern in Palästina wendet sich seit jeher die Aufmerksamkeit der Juden in der ganzen Welt zu, und doch haben wir an ihnen gerade am meisten gesündigt. Es ist allgemein bekannt, wie tief die jüdische Bevölkerung- Palästinas, nur an das Empfangen von Almosen gewöhnt, hierdurch moralisch gesunken ist, und in welch grosser materiellen Not sie sich befindet.

Alle, die die Verhältnisse des Landes näher kennen gelernt haben, behaupten übereinstimmend, dass die unter Juden anderer Länder ganz bei­spiellose Energielosigkeit und Gleichgültigkeit

unserer palästinensischen Brüder nur durch das verhängnisvolle Bettelsystem grossgezogen wurde.

Dem von Tag zu Tag sich steigernden Elend ist die Chalukkah-Wohltätigkeit schon lange nicht imstande, auch nur teilweise zu steuern.

Esheisst also, jetzt wiedergutmachen, waseine so lange Zeit verfehlter Wohltätigkeit verdorben hat. Die Hilfe kann aber nur eintreten durch Ueberleitung der untätigen Bevölkerung zur pro­duktiven Arbeit. Diesen Weg anzubahnen, ist das Bestreben desBezalel".

Die Arbeit desBezalel" soll aber durchaus nicht auf Jerusalem allein beschränkt bleiben. Es soll vielmehr das Kunstgewerbe im ganzen Lande sich verbreiten und hoffentlich auch in andere Länder des Orients eindringen. Zu diesem Zwecke werden nicht nur die Lehrer der Kunstgewerbeschule das Land bereisen und mehr­monatige Kurse an verschiedenen Orten abhalten, sondern es werden sich schon bald die besten Schüler in den verschiedenen Zentren des Landes niederlassen, um dort im Anschluss an das Haupt­institut in Jerusalem selbständige Ateliers zu er­richten.

Nach den Erfahrungen, die Prof. Schatz in Bulgarien gemacht hat, werden voraussichtlich schon nach den ersten drei Jahren mindestens 1000 Familien von dieser Arbeit ihr Einkommen finden.

Aber nicht nur in den Städten, sondern auch bei der ländlichen Bevölkerung wird sich hoffentlich das Kunstgewerbe einbürgern

Die vielfachen Versuche, die Juden an die Agrikultur heranzuziehen, hatten nirgends so grosse Aussichten auf Erfolg wie in Palästina. Hier können jedoch die Juden mit den Arabern, welche billige Arbeitskräfte liefern, nicht konkurrieren. Die Araber nämlich können, da sie eigene Landstücke besitzen, als Saisonarbeiter auf den benachbarten Dörfern für ihren Lebens­unterhalt genügenden Nebenerwerb finden. Nun könnten die durch den Bezalel eingeführten Hausindustrien und Kunstgewerbe der ländlichen jüdischen Bevölkerung in Palästina auch bei kleinem Besitz als Nebenerwerbsquelle einen aus­kömmlichen Lebensunterhalt ermöglichen. Sie würden sie auch die von der landwirtschaftlichen Betätigung freie Zeit sehr nutzbringend verwenden lassen. Schliesslich haben diese Hausindustrien (wie z. B. die Teppichmanufaktur) auch den Vorteil, dass die ganze Familie an ihnen sich betätigen kann.