Lebens gegenüber . Und da ich glaube , daß Arbeit in der Welt der Gegenwart unendlich viel edler und nützlicher ist , als wachen und tvarten , auf das , was vielleicht in einer zukünftigen Welt geschieht , sv bin ich der Meinung , daß aus diesem Gesichtspunkt — wenn aus - einem anderen — das Judentum eine Religion ist , die dem Christen¬ tum überlegen ist . Das bringt mich zu dem dritten und letzten Vergleich zwischen der Synagoge und der Kirche , zum Vorteil der erstcrcn . Ich glaube , daß das Judentum dem Christentum überlegen ist , weil es die Ge¬ meinschaft betont , im Gegensatz zu der christlichen Betonung des Indivi¬ duums . Das Judentum sieht die Gemeinschaft , das Christentum das Einzelwesen . Und da ich glaube , daß das Ganze größer ist , als irgend eines seiner Teile und daher die Gemeinschaft wichtiger als das einzelne Individuum , so glaube ich , daß das Judentum größer ist als das Christentum . The Pilgrims ' Progreß John Bunyan , dessen 300 . Ge¬ burtstag wir , nebenbei bemerkt , in diesem Jahre feiern , ist ein schönes Beispiel für die typisch christliche Haltung . In diesem größten alter christlichen . Lesebücher entdeckt der Held der Geschichte , der be¬ zeichnender Weise Christian heißt , daß er in einer Stadt lebt , der un¬ mittelbare Vernichtung bevorstcht . Voll innerer Unruhe , nicht wissend , ivas er tun soll , trifft er einen Mann » namens Evangelist , der ihm zu fliehen rät . Sofort trifft Christian Vorbereitungen zur Flucht . Wir hören , daß seine Frau und Kinder , erschreckt über seinen hastigen Aufbruch , in Tränen ausbrechen , um ihn zum Bleiben zu bewegen . Aber Christian hält sich die Ohren zn und läuft fort , während er ruft : „ Leben , Leben , ewiges Leben ! " Da versuchen ihn seine Freunde und Nachbarn aufzuhalten , aber Christian steht nicht einmal still , um ihnen zu sagen , welches Schicksal der Stadt drohe und sie auch zur Flucht mit ihm auszufordern . Er denkt nur an sich selbst — nur an seine eigene Rettung . Seine Vaterstadt mochte untergehen und mit ihr seine Frau und seine Kinder , seine Freunde , Nachbarn und Mitbürger ; nichts war beklagenswert , wenn nur er gerettet wurde . Nun vergleicht damit die Haltung der Juden ! Jahrhundertelang lebten die Kinder Israel tatsächlich in einer „ Stadt der Vernichtung " . Rings von Feinden umgeben , wurde Jerusalem immer wieder durch das Schwert erobert und zerstört . Alle Juden , die je in dieser Stadt lebten , lvaren in fortwährender Furcht vor Krieg , Gefangenschaft und Tod . Aber keiner von ihnen dachte jemals daran , aus seiner bedrohten Vaterstadt zu fliehen , wie Bunyans Held es getan hatte . Denn sie dachten nicht an sich selbst als Einzelwesen , sondern an ihre Stadt , deren Bürger sie toaren . Diese Stadt war ihre Heimat , ihr Leben , ihr Selbst . Mit ihrer Stadt wurden sie selbst vernichtet — oder gerettet . „ O Jerusalem , wenn ich Dein vergesse , so möge meine rechte Hand verdorren . Wenn ich Deiner nicht mehr gedenke , so möge meine Zunge sich spalten bis zum Gaumen . Jerusalem , Du meine höchste Wonne und Freude ! " Diese Juden waren ein Stamm , eine große Familie . Sie waren nicht so sehr Individuen , als Glieder einer Gemeinschaft . Sie hatten Gemeinsi - nn , und dadurch war das Leben des Einzelnen unbedeutend und wertlos , verglichen mit dem Leben der Allgemeinheit . Daher war ihre Religion , wie sie es heute noch ist , eine soziale Religion , deren Ideal es ist , nicht dem Individuum , sondern der Gemeinde die Erlösung zu bringen . In dieser Anerkennung des Gemeinschaftslebens , inr Gegensatz zu der typisch christlichen Anerkennung des Einzellebens , sehe ich eine ungeheure Ueberlegenheit des Judentums gegenüber dem Christentum . Durch die gesamte christliche Geschichte klingt der Ruf von Bunyans Pilger : „ Was soll ich tun , damit ich errettet werde ? " Und in diesem Ruf liegt meiner Auffassung nach etwas Unwürdiges , fast etwas Peinliches . Denn für das einzelne Leben gibt es keine Er¬ rettung . John Greenleaf Whittier hat es klar gesagt : „ Verschlossen bleibt Dir jedes Himmels Tür , Trittst stolz und einsam Du herfür . Fand ' st eines Menschen Seele Du hienieden , Willkommen heißt man Dich in Gottes Frieden . " Wir werden zusammen erlöst , oder mit anderen Worten : wir tverden überhaupt nicht erlöst . Die Tatsache , daß wir in der Gemein¬ schaft Zusammenleben , ist schon unser Himmel ; wie die Tatsache der Vereinsamung , der selbstsüchtigen Isolierung , schon eine Hölle für sich ist . — „ Kameradschaft heißt Leben " , sagt William Morris , Worte , die ich immer wieder zitieren kann , „ und das Fehlen von Kamerad¬ schaft ist gleich dem Tode . Ein Himmel ist das Leben mit Kameraden , und eine Hölle ist das Alleinsein . Und alles , was Du auf Erden tust , das tust Du um Deiner Kameraden willen . " — Sei es nun Charakter , Gewöhnung , oder bloßer historischer Zufall , jedenfalls haben die Juden diese Wahrheit begriffen und halten sie hoch in ihrem sozialen , politischen und religiösen Leben . ' Fast instinktiv denken sie an ihr Volk , nicht an ihre Person . Wenn das Volk leidet , leiden sie mit ; wenn das Volk ausstirbt , müssen auch sie sterben , und nur durch die Erlösung des Volkes werden auch sie erlöst . „ Zürne uns nicht , o Herr , noch gedenke unserer Sünden auf ewig , denn , siehe , wir flehen zu Dir , wir , Dein Volk ! " Das ist der Jahrhunderte alte Schrei der Juden — „ Dein Volk , o Gott , Dein Volk ! " Das ist der Ruf einer Religion im höchsten und edelsten Sinne des Wortes . Und da wir in unserer Gemeinschaftskirche frei¬ sinnig diesen Ruf des Gemeinschaftslebens zu unserem eigenen geinacht haben , so gleichen wir mehr einer Synagoge als einer Kirche . Und ich kann wohl sagen , ich schäme mich dessen nicht , nein , ich bin stolz darauf ! In diesen drei Punkten und noch in ein paar anderen , die ich heute nicht mehr erwähnen kann , ist das Judentum dem Christentum überlegen . Während ich diese drei Punkte durchging — das Sitten - gesctz stärker als die Theologie betonte , das Diesseits mehr bewertete als das Jenseits , und nicht das Individuum , sondern die Gemeinde als den Mittelpunkt des Geisteslebens ansah — da werdet Ihr das eigenartige Gefühl gehabt haben , daß alle diese Dinge im Grunde genommen genau so gut dem Christentum wie dem Judentum zu¬ kommen . Gewiß , heutzutage legt die Kirche , wenn sie den christlichen Glauben interpretiert , Wert auf alle diese Punkte . Sie erklärt , daß leben die Substanz der Religion sei und nicht nur glauben . Sie wendet sich sichtlich ab von einer sinnlosen Versenkung in eine Welt der Zukunft und versucht das Reich Gottes hier auf Erden zu grün¬ den , und sie meidet den egozentrischen Individualismus der Vergangen¬ heit und predigt ein Evangelium , das von Anfang bis zu Ende sozial ist . Aber was bedeutet das ? Daß das Christentum sich auf sich selbst besinnt ? Ja , zum Teil . Denn das Christentum , das mit Jesus in die Welt kam , war etwas ganz anderes als das Christentum , das in den Jahrhunderten nach seinem Tode seinen Namen annahm und mißbrauchte . Aber meiner Ansicht nach besinnt sich dadurch das Christentum nicht auf sich selbst , nein , es entdeckt das Judentum von neuem . Es sängt an einzusehen , daß seinem historischen Ur¬ sprung nach ' das Christentum einst Judentum war . Jesus und alle seine Jünger lebten und starben als Juden und haben niemals erivartet , daß ihre Religion etwas anderes sei , als die Wiedergeburt des rvahren Glaubens der jüdischen Propheten . Aber das Christentum tvandte sich ab von diesen köstlichen Wasserbrunnen Israels und wan - derte durch die Wüste der Theologie und der Kirchenwissenschaften . Und jetzt versucht cs , aus der Wüste zu den Wasserbrunnen znrückzu - kehren , um aus diese Weise seine Lebensquellen zu erneuern . Nichts rst bezeichnender in der jüngsten christlichen Forschung als die Wieder - entdeckung des Alten Testamentes , die Anerkennung der Propheten an Stelle der Apostel und die Bezeichnung von Jesus von Nazareth als eines Lehrers in Israel . Aber wir wollen ganz ehrlich sein : Das ist kein Christentum , das wir da neu schassen , das ist das Judentum , das uns wieder nahe tritt ! Und damit behaupte ich , daß das Judentum in mancher wich - kigen Hinsicht der tiefen , wahren Religiosität näher steht als das Christentum . Geht hin und seht , tvas an der Wand des Lesesaales der Staats¬ bibliothek von Harvard steht , die vor einigen Jahren vollendet wurde . Es ist der edelste religiöse Ausspruch , der je der Welt gegeben ward — die unsterblichen Worte des jüdischen Propheten Micha : „ Es ist Dir gesagt , Mensch , was gut ist , und was der Herr von Dir fordert , nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor Deinem Gott . " ( Einzige autorisierte Ucbersctzung von Marie Heynemann , Magdeburg . ) Umschau Der Fall Halsmaim . Der Prozeß gegen den Studenten Philipp Halsmann hat einen unerwarteten sensationellen Aus¬ gang genommen . Der Angeklagte wurde des Vatcrmordes schuldig erkannk und zu 10 Jahren schweren Kerkers ver¬ urteilt . Der Schuldspruch erfolgte , trotzdem es der Staats¬ anwaltschaft nicht gelang , einen klaren Beweis für die Schuld des Angeklagten zu erbringen . Die Verlesung des Verdikts sowie die Urieilsfällung waren von Gefühlsausbrüchen des Auditoriums und des Verurteilten begleitet , wie sie der Inns¬ brucker Schwurgerichtssaal vermutlich noch nicht oft miterlebt hat . Philipp Halsmann , der das Verdikt schon vor der offiziellen Bekanntgabe erfahren hatte , schrie außer sich : „ Das ist Justizmord " , worauf der Vorsitzende . auf den Tisch schlug und zurückschrie : „ Das ist Justiz ! " Auch das Auditorium , Innsbrucker Intelligenz , protestierte gegen diesen Justizirrtum , worauf der Vorsitzende von seinem Hausrecht Gebrauch machte und durch Gendarmen den Saal räumen ließ . Philipp Hals¬ mann erklärte , er könne das Urteil nicht mitanhvren u : ü ) ließ sich abführen . Er versuchte , sich mit einer Bleistift¬ spitzerklinge die Pulsadern aufzuschneiden , wurde aber daran gehindert . Sein Verteidiger , der bekannte Wiener Rechts¬ anwalt Dr . Richard Preßburger , hat in seinem Plädoyer vorausahnend gesagt : „ Das Gespenst des Justizmordes schneitet auch durch diesen Verhandlungssaal ! " In einem Interview sagte Rechtsanwalt Dr . Preßburger , er habe bei der Einstel¬ lung der Geschworenen schon während des Plädoyers das Empfinden gehabt , daß er tauben Ohren predige . Dieses Ge¬ fühl sei durch verschiedene kleine Zwischenfälle während des Prozesses entstanden und bestimmt worden . So habe man ihm mitgeteilt , daß von Zeugen aus dem Zillertal , die Dr . Preßburger als absolut befangen bezeichnet , auf dem Gange wiederholt geäußert wurde , „ man werde den Juden schon eintunken " . Am Samstag , den 15 . d . Mts . , habe ein Geschworener , als der Angeklagte demonstrierte , wie er sich den Absturz erkläre , kategorisch erklärt : „ Mir machen S ' nichts vor ; an dieser Stelle kann ma sei Lebtag nicht abstür - zen " . „ Mit einen : Worte " , sagte der Verteidiger , „ die Kulisse für das Urteil war gestellt , ich habe eigentlich von diesen Geschworenen kein anderes Urteil erwartet . " Ans einen be - Sendet den fälligen veilrag für das 1 . Quartal 1929 in HS he van Mk . 2 . 59 auf das Postscheckkonto der Vereinigung für das liderale Juden¬ tum Berlin Nr . 137 089 ein . sonderen Umstand möchten wir Hinweisen : Bei der Ver¬ handlung sagte Medizinalrat Dr . Rainer als Zeuge aus , daß , als er Halsmann am Tage nach dem Unfall fragte , ob er für den Toten einen Sarg bestellen solle , ihm dieser ant¬ wortete , ein Sarg sei nicht nötig , es genüge ein Sack für die Leiche , man müsse sie nur mit dem Gesichte nach Osten betten . Diese Aussage hat man als belastend für Halsmann dahin aus gelegt , daß er sich angeblich mit dem Begräbnisse beeile . Nun ist es allgemein bekannt , daß man nach dem jüdischen Ritus noch heute in Polen und Rußland keinen Sarg verwendet , sondern die Toten bloß mit Tachrichim ver¬ sieht und so begräbt . Es hat den Anschein , daß das schwerste Indiz gegen Philipp Halsmann in den Austen der Inns¬ brucker Volksrichter seine Zugehörigkeit zum Mischen Glau¬ bensbekenntnis gewesen sei . Wir glauben kaum fehlzugehen , wenn wir der Ansicht Ausdruck geben , daß es bei diesem Urteil der Innsbrucker Volksrichter nicht bleiben wird und daß der Verteidiger , unterstützt von der gesamten Oeffentlichkeit , alles anwenden wird , um eine Revision dieses offenbaren Fehl¬ urteiles zu erlangen . Maßnahmen gegen die Numerus - Clausus - Propaganda . Der „ Montag Morgen " weist darauf hin , daß just in den Tagen , da der amerikanische Botschafter Shurman der Heidel¬ berger Universität die 600 000 Dollar der New Aorker Ban¬ kiers ( unter den Spendern befanden sich bekanntlich mehrere prominente amerikanische Juden ) feierlich in die Hand drückte , sich Berliner Studenten zusammensetzten und beschlossen , „ daß an den deutschen Hochschulen dem leuchtenden Ruhm Budapests endlich , zu folgen und ein „ Numerus clausus für fremdstämmige Studenten " geboten wäre . " Die Zeitung fährt fort : „ Nun ist ja die Bezeichnung : „ Die Studentenschaft der Friedrich - Wilhelm - Universität " , als welche sich der Antrag¬ steller hier auftut , ein glatter Schwindel , eine Art intellektueller Urkundenfälschung , direkt gemeingefährliche Irreführung der Oeffentlichkeit . Denn die „ Allgemeine Studentenschaft der Berliner Universität " ist seit dem Kriegszustaiü ) mit dem preußischen Kultusminister bekanntermaßen nichts weniger als die ofsizielle Berliner Studentenschaft , die im Namen aller etwas zu fordern berechtigt ist ; , sondern ein trauriger Haufe nationalistischer und völkischer Unentwegter , denen sich die kommunistische Gruppe beigesellt hat . Soweit könnte man also die Sache auf sich beruhen lassen und mit einem Achsel¬ zucken zur Tagesordnung übergehen . Aber mag es eine noch so belanglose Minderheit , mag es auch nur der „ Völkische Beobachter " sein , der ihr hysterisches Pathos ernst nimmt : die da heute nach einem Ausnahmeparagraphen gegen „ Fremd¬ stämmige " schreien , werden in wenigen Jahren schließlich in Amt uird Würden sitzen , werden Richter , Lehrer , Aerzte , Diplomaten , Staatsbeamte sein , auch sie ein Teil all jener Obrigkeiten , die ü ; er unsere Körper und Seelen Gewalt haben . Mit solcher chronischen Horizontvcrsorgung , mit solchem dicken „ Rassen " brett vor den Köpfen , mit solcher sturen Weltan¬ schauung . Das ist nun wirklich gar nicht so belanglos . . . Es steht ja gottlob nicht zu befürchten , daß ein Numerus clausus in Deutschland Tatsache wird , obgleich man nach der ange - häusten Kulturmuckerei der letzten Monate noch auf mancher¬ lei Ueberraschungen gefaßt sein muß . Diese Blamage vor aller Welt wird uns ja wohl erspart bleiben . Was uns aber in der Zukunft nicht erspart bleiben wird , das sind die „ All¬ gemeinen Studentenschaftler " nach vollendeten Examina mit den Ausnahmeparagraphen - Forderungen über dem im Takte der Hitlerhymne schlagenden Herzen . Davor können wir uns gar nicht rechtzeitig genug zu schützen suchen ! " Ueber das Programm der vom 28 . Dezember bis 3 . Januar im Schloß Bierville bei Paris stattfindenden , von der Internationalen Studentenhilfe einberufenen Konferenz zur Bekämpfung des Antisemitismus an den Hochschulen teilt cand . jur . Ernst Halitzki im „ Berliner Tageblatt " mit : „ Zu der Tagung sind 30 Vertreter aus der ganzen Welt eingeladen worden ; 1b Nicht¬ juden und 15 Juden . Der Zweck der Konferenz soll cs sein , die Vertreter der verschiedenen Anschauungen zu einer vorurteilslosen und sachlichen Aussprache zusammenzuführen , um so die Möglichkett zu schaffen , die Motive des Hochschut - antisemitismus in objektiver Weise festzustellen . Das Pro¬ gramm der Tagung zerfällt in drei Teile . Es sinden zunächst Vorträge sachverständiger Persönlichkeiten über wichtige Tetl - Probleme statt . So wird Herr Professor Hersch von der Uni¬ versität Genf über „ Jüdische Wanderung in Europa " spre¬ chen , während Professor Qualid von der Sorbonne über „ Die Lage der Juden in Europa " referieren wird . Sodann sind kurze Berichte nichtjüdischer und jüdischer Teilnehmer über die Stellung , der jüdischen Studierenden an ihren Universi¬ täten mit anschließender Aussprache vorgesehen . Endlich wird man über konkrete Vorschläge beraten , in welcher Weise di « Internationale Studentenhilfe zur Lösung der Konflikte bei¬ tragen kann . Wenn man auf dieser Tagung über eine ein¬ gehende Würdigung der tatsächlichen Verhältnisse hinaus zu gegenseitigem Verständnis und zu gutem Willen gelang , dann erscheint es nicht aussichtslos , daß mit dieser Konferenz der Kampf gegen den Hochschulantisemitismus ein gutes Stück vorwärtskommen wird . " Zionistisches Aktious - Comitee und Jewish Agency . In der vorigen Woche begannen in Berlin die Beratungen des zionistischen Attions - Comitees , die im wesentlichen der Frage der Erweiterung der Jewish Agency galten . Wir haben in der Jüdisch - liberalen Zeitung die Stellung der deutschen Nichtzionisten zur Agency - Frage bereits in den vorigen Num¬ mern klargelegt ( vgl . auch den Aufsatz von Landgerichtsrat Dr . Lilienthal in dieser Nummer ) und geben deshalb an dieser Stelle zunächst nur die wichtigsten Beschlüsse des Attions - Comitees wieder . Die Hauptresolution , die mit 39 gegen 5 Stimmen an¬ genommen wurde , lautet : „ Das Akttons - Comitee spricht seine Befriedigung aus über den Verlauf der Konferenz von Vertretern des ameri¬ kanischen Judentums in New Uork am 20 . und 21 . Ottober 1928 , die sich für den Eintritt der amerikanischen Juden - heit in die Jewish Agency , die gemäß dem Palästina - Mandat berufen ist , an der Schaffung des jüdischen nationalen Heims mitzuwirken , erklärt hat . Nachdem die auf Grurrd der Beschlüsse des A . - C . vom Juli 1928 in Berlin geführten New Aorker Verhandlungen ihre : : Abschluß gefunden haben , ermächtigt das A . - C . nach Kenntnisnahme der Memoranda , die dem Briefe des Mr . Marshall vom 20 . November 1928 beigeschloffen waren , die diese Verhandlungen den Berliner Beschlüssen weit¬ gehend Rechnung tragen und in der Erwägung , daß die Ergebnisse der Verhandlungen einen entsElden - den Schritt zur Vereinigung der gesamten Judenheit inner¬ halb der erweiterten Jewish Agency für den Ausbau von Erez Israel bedeuten , Mr . Marshall mitzuteilen , daß die Zionistische Organisatton bereit ist , im Einklang mit den in den Memoranden enthaltenen Vorschlägen vorzugehen . Das A . - C . erwartet , daß die Executive alle notwendigen Ma߬ nahmen ergreifen wird , um die Errichtung des Council der erweiterten Jewish Agency und dessen Einberufung zum frühestmöglichen Termin nach dem 16 . Kongreß sicherzu¬ stellen . " Ferner wurde ein Antrag angenommen , der lautet : „ Das A . - C . stellt nochmals fest , daß auf Grund der Be¬ schlüsse des 15 . Kongresses der jeweilige Präsident der Zioni¬ stischen Organisatton das Amt des Präsidenten der Jewish Agency zu betteiden hat . " Das Memorandum Marshalls , neben dem offenbar noch eine Bestimmung existiert , die die Beteiligung von 6 außev - amerikanifchen Ländern bei der Erweiterung der Jewish Agency als Voraussetzung für ihr in Funttiontreten for¬ dert , lautet : I . „ Der Bericht der Joint Palestille Survey Commission vom 18 . Juili 1928 und die in ihm enthaltenen Empfeh¬ lungen sind dem Attions - Comitee der Zionistischen Organi¬ satton vorgelegt und von ihm in seiner Berliner Sitzung vom 19 . bis 31 . Juli 1928 beraten worden . Das A . - C . hat im Hinblick ans diese Empfehlungen eine Reihe von Reso¬ lutionen angenommen . Der Bericht hat ebenfalls der nicht - zionistischen Konferenz amerikanischer Juden , abgehalten in New Aork am 20 . und 21 . Ottober 1928 , Vorgelegen , auf welcher Resolutionen über den Report und die beabsichtigte Erweiterung der Jewish Agency angenommen wurden . In Verfolg dieser Resolutionen wurde ein Organisations - komitee eingesetzt , das u . a . bevollmächtigt wurde — in der Annahme , daß die Erweiterung der Jewish Agency durch geführt werden würde — , zusammen mit bevollmächtigten Vertretern der Zionistischen Weltorganisatton alle Differen¬ zen auszugleichen , die hinsichtlich der Interpretation , der Wir¬ kung oder Ausführung irgendwelcher Empfehlungen der Joint Paleftine Survey Commission entstanden sind oder in Zukunft entstehen mögen . Das Komitee hat mit den bevollmäch¬ tigten Vertretern der Zionistischen Weltorganisation konfe¬ riert , und es ist das folgende Einverständnis erzielt worden : 1 . Es wird anerkannt , daß die verschiedener : Empfeh¬ lungen der Joint Palestine Survey Commission lediglich als eine Basis für zukünftige Aktionen zu betrachten sind . Es wird als wahrscheinlich angesehen , daß von Zeit zu Zeit Umstände hervortreten werden , die Modifikationen als rat¬ sam erscheinen lassen . Es wird naturgemäß erwartet , daß nach Gründung der erweiterten Jewish Agency diese Körper¬ schaft die ihrer Kompetenz unterliegenden Angelegenheiten in einer Weise behandeln wird , die geeignet ist , der Entwick¬ lung Palästinas in wirtschaftlicher , geistiger und kultureller Beziehung bestens zu dienen . 2 . Der Erwerb von Böden in Palästina aus Mitteln der Jewish Agmcy wird als eine grundsätzlich gesunde Po - littk betrachtet . Jedoch wird hiermit ausdrücklich festgestellt , daß die Böden , nach Weisung der Jewish Agency , durch den Jüdischen Nationalsonds ( Keren Kajemeth LejIsrael ) ange ' aust und daß die Eigentumstttel der erworbenen Böden auf den Namen des Jüdischen Nationalfonds eingetragen werden sollen , damit sie unveräußerliches Eigentum des jüdischen Volkes werden . Hierbei wird davon ausgegangen , daß die Bedingun¬ gen , unter denen das somit im Eigentum des Jüdischen Nationalfonds befindliche Land verwendet , besetzt , verpachtet oder von irgendttner Person , Gesellschaft oder Korporation in Besitz gehalten werden soll , vorher durch die Jewish Agency gebilligt uiü > bestätigt werden . Ebmso , daß irgendwelche Aenderungen oder Modifikationen , die im Hinblick hierauf irgendwann gemacht werden ' sollten , in gleicher Wttse der Genehmigung und Billigung der Jewish Agmcy unterliegen . Der Zweck dieser Maßnahmen soll nicht dahin verstanden werdm , als sei beabsichtigt , dm Erwerb von Boden aus pri - vatm Mitteln zu entmutigen , solange die Erwerbung des Bodens nicht spekulattvm Zwecken dient und keinen unfreund¬ lichen Att gegenüber Plänm des Jüdischm Nattonalfo ^ dS oder der Jewish Agency darstellt . Die Jewish Agency soll |