berechtigt sein , einen Teil ihrer Mittel in den Erwerb von Aktien , Bonds , Pfandbriefen oder anderen Wertpapieren irgend¬ einer bestehenden oder in Zukunst zu gründenden Gesellschaft $ u investieren , um auf diese Weise den Erwerb von Boden in Palästina durchs Private zu erleichtern . Ebmsowmig sollm die eingangs bezeichneten Maßnahmen dahin verstanden wer¬ den , daß beabsichtigt sei , die Ausführung einer Politik zu hindern , die die Jewish Agency annehmen mag , um die¬ jenigen zu unterstützen , die sich auf dem Boden mit eigenen Mitteln in einer Weise und unter Bedingungen ansrebeln wollen , die mit der hierin niedergelegten grundsätzlichen Po - fitif nicht in Widerspruch stehen . 3 . Ohne die Siedlungsform , die in Zukunft in Palästina angewandt werden soll ( Moschaw , Kwuzah oder eine andere Form ) , bestimmen zu wollen , soll es dem Urteil der Jewish Agency überlassen bleiben , über die wirtschaftliche Eignung und Ausführbarkeit irgendeines vorgeschlagenen Siedlungs¬ oder Kolonisationsplanes zu entscheiden , bevor Mittel , die der Kontrolle der Agency unterliegen , für eine bestimmte Siedlung oder Kolonie angewiesen werden . 4 . Was die Einwanderung von Juden nach Palästina anlangt , so ist es klar , daß sie sowohl durch die Jewish Agency wie die Regierung Palästinas in dem vollsten aus¬ führbaren Ausmaße und in Uebereinstimmung mit den allge¬ meinen , in den Empfehlungen der Joint Palestine Survey Commission niedergelegten Grundsätzen ermutigt und gefördert werden soll , wobei anerkannt wird , daß sowohl Arbeiter¬ immigranten wie Immigranten mit eigenen Mitteln in Be¬ tracht gezogen werden sollen . 5 . In allen Arbeiten und Unternehmungen , die von der Jewish Agency ausgeführt oder gefördert werden , soll jüdi¬ sche Arbeit verwendet werden . 6 . Die hebräische Sprache und jüdische Kultur sollen gefördert werden . Auf der am 3 . November 1928 abgeyaltenen Sitzung der bevollmächtigten Vertreter der Zionistischen Weltorganisation und des Organisationskomitees der nichtzionistischen Konfe¬ renz amerikanischer Juden , wurde die Aufmerksamkeit auf eine vom Zionistenkongreß in Wien im August 1925 ange¬ nommene Resolution gelenkt , nach der die in Betracht ge¬ zogene erweiterte Jewish Agency in provisorischer Weise so gebildet werden soll , daß sie nach drei Jahren erneuert werdeil müßte . & < n Namen des Organisationskomitees wurde daraus Hin¬ gewielen , daß diese Maßnahme des Kongresses erfolgt ist , vhne daß vorher die Vertreter der sogenannten unparteiischen Konferenzen , die im Februar 1924 und März 1925 abgehalten waren , konsultiert worden wären . Es wurde ausgeführt , daß nach Ansicht des Organisationskomitees eine provisorische Je¬ wish Agency unzweckmäßig ( impracticable ) wäre und daß ein solcher Schritt die Festlegung und Ausführung wirk¬ samer konstruktiver Maßnahmen stören und unvermeidlich dazu führen würde , die Verwirklichung der Ziele zu verzögern , die den Beml ' chungen um die Erweiterung der Jewish Agency Antrieb gegeben hatten . Im Laufe der Debatte stellte es sich heraus , daß die Zionistische Organisation es für notwendig hielt , für den Fall einer etwaigen Wiederaustösung der erweiterten Jewish Agency Vorsorge zu treffen , und zwar im Hinblick auf die rechtliche Wirkung einer solchen Wiederauf - löjung auf Artikel 4 des Mandates für Palästina in der vom Völkerbnndrat am 16 . September 1922 genehmigten Fassung . In Anerkennung der Berechtigung dieser Vorsichtsmaßnahme wurde beschlossen : Erstens : Um allen Fragen vorzubengen , die tm Falle der Wiederauslösung der erweiterten Jewish Agency auftauchen könnten und um für jeden Fall die Fortdauer einer Jewish Agency gemäß Art . 4 sicherzustellen , sollen geeignete Ma߬ nahmen getroffen werden zur Erlangung der Zustimmung der Mandatarmacht oder einer anderen etwa zuständigen In¬ stanz zu dem Plan der Erweiterung der Jewish Agency m Verbindung mit einer Klausel , wonach im Falle einer zu¬ künftigen Wiederauflösung der erweiterten Jewish Agency alle Rechte und Privilegien , die fetzt der Zionistischen Organisation in Uebereinstimmung mit Art . 4 des Mandates zustchm , an sie uneingeschränkt zurückfallen sollen . Zweitens : Der zionistische Kongreß soll ersucht werden , nach Bemerkst ellignng des oben bezeichnetm Arrangements , seine oben erwähnte Resolution wieder aufzuheben . Jca - Kolonim in Brasilien von Räubern angegriffen . Umherschweifende Räuberbanden finb in das Gebiet der jü¬ dischen Kolonien der Jewish Colonisation Association ( Jca ) in Brasilien eingefallen und haben einen Teil des Vermögens der Kolonisten weggeführt . Besonders schwer heimgesucht wurde die Kolonie Quatro Jrnaos , wo es zu einem Kamps zwischen den Räubern und dm Kolonistm gekommen ist und einige jüdische Kolonisten getötet wurden . Das Treiben der Bande steht offenbar im Zusammenhang mit der infolge der Grenzkämpfe zwischen Bolivien und Paraguay um sich greifenden Anarchie . Die Regierung von Brasllien hat in das Gebiet der jüdischen Kolonien eine Milrtärexpedition zur Niederkämpfung des Räuberunwesens entsandt . Herr Dr . Louis Cungre , der Generaldirektor der Jca , hat erst vor einigm Monaten die neuen Jca - Kolonien in Brasilien besucht und festgestellt , daß sie nach anfänglichen Krisen nunmehr in ruhiger Auswärtsmtwicklung begriffen sind . Besonders wies er auf dm Aufschwung , den die Kolonie Quatro Jrnaos genommen hat , hin . Die Evangelische Kirche zu den Friedhofsschändungen Auf eine Eingabe an den Evangelischen Oberkirchenrat , worin die Aufmerksamkeit der oberstm kirchlichen Behörde auf die in letzter Zeit wiederholt vorgekommenen Fälle von Friedhofsschändungen gelenkt und die Frage amtlicher Maß - nahmm der Kirche aufgeworfen wird , hat der Evangelische Oberkirchenrat folgendes erwidert : Wir könnm Ihren Ab¬ scheu gegen Schändungen jüdischer Friedhöfe nur in vollstem Maße teilen , und es bedarf keines Wortes , wie solche Untat jeglichen christlichen Geist verleugnet . Von einem amtlichm Erlaß an unsere Geistlichen glauben wir Abstand nehmm zu sollm , da wir es für ausgeschlossen haltm , daß christlich¬ kirchliche Kreise für die Täterschaft in Frage kommm . Der evangelischen Kirche Fernstehelche würdm aber von einer Mahnung unserer Geistlichen nicht erreicht oder beeinflußt . Wir werden die Angelegenheit jedoch sorgfältig im Äuge behaltm und gegebenenfalls weiteres erwägm . Eisenbart und der ewige Jude von Josef Winckler Aus dem bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erschienenen Eisenbart - Buch von Josef Winckier , aus dem wir in unserer ' Vorigen Nummer bereits die Schilderung „ Eisenbart im Ghetto “ Wieder¬ gaben , entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und Verlags noch das folgende Kapitel . ( Die Redaktion ) Doctor Eisenbart und Ahasver , der ewige Juoe . Da , auf einsamster Landstraße , in der Abenddämm¬ rung humpelte eine merkwürdige Gestalt vorüber . Diese Gestalt bog ihre Knie wie kriechend und zog jeden Fuß gleich einem eisernen Kloß gebückt voran , als risse magnetische Gewalt ihn immer wieder zu Boden . , Er ist entweder unsagbar müde — ‘ dachte Eisenbart — , so daß er in sich selber einsackt oder hat eine Hüftverren¬ kung , die ihn so konvulsivisch zucken läßt — L Doch blieb ' s in beginnender Dämmrung unentschieden . Da drang ein Laut aus dem Kopf , denn die Gestalt trug eine Kapuze , der Eisenbart ins Knochenmark ergrausen machte und er gewahrte , daß der Wanderer mit beiden Armen an einem Baum sich festklammerte , wie zu rasten . Eisenbart trat näher voll Mitleid : , Er hat die Fallsucht — — ‘ und sah plötzlich mit Entsetzen : so fest er auch die Fäuste am Stamm krallte , eine dämonische Macht trieb ihn wie in einer Geistermühle ' mit verzerrtem Gesicht rund um den Baum wieder zum Rückwärtsgehn , um den Baum wieder vorwärts , wieder retour : „ Hilfe , will nicht mehr — kann nicht mehr ! Hilfe — — „ Ramm ' die Füße ein , ramm * die Füße tiefer ein — ! “ schrie Eisenbart heiser . „ Hab ' die ganze Welt , hab ’ alle Zeit durchpilgert — jeder riet ein ander Mittel ! Weh — weh ! “ „ Seid Ihr vielleicht der Werwolf — ? " schüttelte es Eisenbart eiskalt — „ Eure magern Hüften pendeln eckig vor wie Tiergelenke , Euer NacTen schlottert vorgedrängt , als zerrt ' Euch ein unsichtbar Kummet um den Hals , ja , Euer ganz Gesicht ist lang und schmal nach vorn ge¬ zogen , wie eine Schnauz auf unendlicher Fährte , fast wie ein Schnabel schon mit seitlich gerutschten Augen . . . “ „ Ich bin Ahasver — " ächzte der Alte . Una als Eisenbart zurückprallte , griff der Taumelnde , kreischend abermals um den Baum getrieben , im Schwin¬ del ihm die Perücke vom Kopf . Eisenbart wollte den Degen ziehn vor Verwirrung , da heulte der Verfluchte : „ Selbst zu Urzeiten , zu den Gespenstern längst Verstor¬ bener schleppt ich mich um Rat — kniete schon vor Zoroaster , der aber nur fromme Sprüch ’ aus der Zenda - vesta vorlas , berief König Darius , der einstmalen wegen Fußrenkung einen griechischen Arzt aufgesucht , wie die Geschichte schreibt , ach ! und er kannt ’ nur Rosenöl — kam zu Hippokrates nach Kos und dieser schlug in den ältesten Büchern der Ptolemäer nach und verordnete eine Badkur — irrte weiter bis Knidos an der Westküste Kleinasiens , bis zur Sizilianischen Küste , wo Empedokles gelehrt und sein Schüler Pausanias hat mich fünfzehn Jahr fruchtlos behandelt , gab mir Trunk an Trunk , grub mich halb in Erde ein — aufgehetzt bettelte ich mich durch zu Plato , dessen Riesengeist beim Grübeln über mein Leid wieder ins Universum abschweifte — die Arme voraus , wänderte ich weiter durch Wüsten , Flüsse , Städte , Berge , Jahr um Jahr weiter bis zu Asklepiades nach Prusa , kam selbst nach Galenos , der bereits mit achtundzwanzig Jahren Gladiatorenarzt in Pergamon war , gräßlichste Wunden und alle Zitterglieder kannte und doch dem Gekrümmten nicht helfen könnt ’ — weiter irrt ich , ein Schrecken der Landstraße , noch grauer und grauser geworden , Jahrhunderte gräßlichster Unruh und erspähte am Hof Mahmuds den großen Arzt Ibn Sina , der meine scharrenden Füße bis zu den Knien wie eine Mumie wickelte — doch vorwärts und alles umsonst , gar in Japan sucht ' ich Zuflucht bei Tokuhon Nagata , der meine ganze Natur mit linden Kräutern und Dämpfen kräftigte und zwanzig volle Jahr nach dem bösen Zau¬ ber der Krankheitsursach ’ forschte und schließlich mein Gemüt trübselig nur mit Saitenspiel zu trösten strebt ' — und also hinkt ich nach Ferara , Bologna , Siena , warf mich ins große Hospital Hotel - Dieu nach Paris , stob ins schreiende Pesthaus bei Basel — gar nichts fruch¬ tete , hoffnungslos , schlaflos — — bist du auch ein Arzt , so umjammer ' ich deine Knie : hilf endlich ! Lösch den Wundschmerz der Füße , stille das rasende Ziehen in allen Muskeln , das Tacken und Knacken in allen Kno¬ chen , das Stampfen , Krämpfen und Stoßen der Beine , aus Immerwo auf jagt ins Nimmerwo ! " „ Bin zwar kein rechter Arzt — “ wehrte Eisenbart — „ ich gelt als halber Unehrlicher — — als ein dunkler peinlicher Waghals wohl — " „ Dann , oh ! dann wag ' s , dann bist du mein Mann , dann vollbringe so toll Aberwitziges , wie kein rechter Arzt sich getrauen würd ’ ! In Kottbus setzte mich ein alter Bauer gar gefangen in eine frisch ge¬ schlachtete Kuh und nähte mich ins warme Fell , denn ich litte an Veitstanz , daß ich mein Frieren und Zittern vergaß — aber ich zerriß das Fell und schleppte die Kuh an siebzig Wegstunden hinter mir — — " Eisenbart untersuchte die Füße Ahasvers und fand sie verhornt wie Hufe , über und über die Beine wund¬ gescheuert , voller Geschwüre , mit Dornen , Staub , Kot , Frost , Schweiß . „ Ich wüßt ' das Mittel — " raunte Eisenbart — „ ge¬ trau mir ’ s schon zu ohne Schmerz , falls ich dich in tiefsten Rausch versetzen dürft ! Aber niemalen darfst du meiner Keckheit zürnen ob des gewaltsamsten Ein¬ griff — “ Da schwur Ahasver , was auch immer mit ihm ge¬ schah , nie ihn zur Rechenschaft zu fordern und Eisenbart schläferte den Uralten ein . Er trennte kouragiert ihm beide Beine kurz oberhalb der Knie ab und warf die verfluchten Stümpfe ins Feuer , da sie nach der Ampu¬ tation noch wie springende Schlangen an der Erde sich gebärdeten . Als der Aermste erwachte und sich als Krüppel auf dem Zergliederungstisch am Straßengraben unter den Tanneir liegen sah und Eisenbart sich über ihn neigte : „ Freund , ich lähmte dich — " da bedeckte er in jäher Erkenntnis Eisenbarts blutüberströmte Hände gar noch mit glühenden Küssen der Dankbarkeit , weinte una schluchzte vor lauter Glück : „ Welch eine Tat , welch eine Tat ! Davor spür ’ ich keinen Hauch Schmerz ! Ihr habt Gottes Fluch zu schänden gemacht , Ihr habt mich Gottes Rache entwunden ! “ Und Ahasver jubelte all die schweren folgenden , peinvollen Wochen der Heilung über seine unmenschliche Verstümmelung , wie nie ein Verstümmelter selig war und wußte nicht genug die Wonne zu preisen , endlich am Fleck auszurunn ; nur immer dabei fahren mußte der Wagen , das gab so süße Erschütterung und trieb das Blut zu schnellerer Heilung — — auf einem Bund Stroh im Medikamentenwagen fuhr er so mit , immer rollten die Räder unter ihm und ter schlief wie bei Wiegengesang von Markt zu Markt — im Kloster Banz ließ er sich einen ganzen sonnig warmen Tag auf die Kirchenschwelle legen , oh , das tat wohl — er entwarf hundert Pläne , sein Leben zu fristen als Schuster oder Schreiber , er wolle sich gleich von einem Pater nach Rom fahren lassen , um ständig in der Näh ’ des Heiligen Vaters sicher zu sein und ließ in Fulda jeden Tag mit Weihwasser die Wunden waschen , empfing von da ab jeden Sonnabend das Sakrament und opferte zu Würz¬ burg selbst die Münze , die er als äußersten Zehrpfennig von Jerusalem her seit jenem verhängnisvollen Ereignis aut der Brust verborgen . So zog er mit Eisenbart durchs Land , der am Tag der Heilung ihn mit gewaltigem Schaugepränge unter Trompetenschall , Kesselpauken und Fahnenschwingen öf¬ fentlich ausstellen wollte als größten Triumph seiner tollen Kunst , die Himmel und Höll ’ überlistet und dem rasenden Kosmos sein Opfer entrissen ! Der mocht ' wohl die wildeste Krankheit zum Stillstehn bringen , sollten die Leut ’ glauben , und nichts Unmögliches mehr kennen , der solcher Kühnheit , solchen Trotzes voll ! Eisenbarts Hochmut schwoll zügellos , er fütterte das eitle Tier in sich mit allen Brosamen unermeßlicher Selbstvergötzung . Aber mit fortschreitender Heilung der Wunden beob¬ achtete Eisenbart , wie die zersägten Schenkel heimlich und heftiger zu zittern begannen und erklärte dies Phä¬ nomen mit der Erschütterung der Nerven , die jetzo erst sich auslöse nach der hohen seelischen Erregung — — doch ahnunggrausend , zähneklappernd lag der arme Leib - Wurm , griff mit Händen rechts , griff links immer fester und fester . Eisenbart untersuchte die Stümpfe und lächelte : „ Fürcht ’ nit ihr Zappeln — Gott kann keine Beine aber¬ mals machen ! Gibt kein Mirakel , noch so rätselhaft , noch so fern , noch so unverhofft , das dich erreicht ! Du bist aus seiner Hand genommen ! “ Es war eine stürmische Nacht , Wölfe heulten und schnupperten bis in die Näh ’ der rastenden Wagen , die Pferde im Pferch schlugen wild um sich , die Hunde tobten und fletschten , niemand wagte sich hinaus . . . da ging die Tür langsam am hintersten Wagen von selber auf , ein Schatten kroch hervor , stürzte gradaus auf die Deichsel , brach sie jäh mit Kraft der Raserei in zwei Stück , und ein Brüllen übertönte Sturm und Wolf , Eisen¬ bart schlug die Laterne hoch über seinen verstörten Kopf und sah . . . da schleppte sich wahrhaftig Ahasvver , mit dem Ledergeschirr des Pferdes die Stelz - Stumpen der zersplitterten Deichsel um die Hüften geschnallt und hatte schon zwei Wagenräder mit der Achse quer vor sich , drauf er die Arme kreuzte , die Brust stützte und so rollte er leichthin , pfeilgeschwind mit Kopf und Schultern über der Achse voran , die Holzfüße im Takt nachstoßend , entstellten Gesichts wie ein Wind - Spuk in die Finsternis davon . . . Eisenbart , schweißgebadet , lugte durchs verhangne Wagenfenster , eilig schoß die Hörsei dahin , die Kuppe des berüchtigten Berges drohte gespenstig im Mond - licht und erkannte plötzlich , wo er sich befand , daß nur ein lästerlicher Traum ihn versucht , daß er sich eilends bekehren müßte von monströsesten Kuren , eh ' s zu spät und er jede Sorgfalt verlor ’ in Frivolität — — , erbarm dich meiner ! Erbarm dich meiner ! * und befahl , zu glei¬ cher Stund ' mit gehetzten Pferden den unheimlichen Ort zu verlassen . Polternd , alle zugleich im Schlaf auf¬ gescheucht , stoben die Wagen in entgegengesetzter Rich¬ tung gen Waltershausen und jagten die Horst entlang , ohne zu rasten , rechts vom Thüringer Wald stoben schwere Regenwolken vorm Sturm , wilde Enten taumelten über die Wagenreihe — auch in Ilmenau und Hildburg¬ hausen blieb man kaum zur Tränke , Eisenbart erholte sich nicht vom jähen Schrecken , der ihm durch alle Knochen gefahren - BUctiersdimi Rabbiner Dr . A . Eckstein , Bamberg : „ Haben die Juden ! n Bayern ein Heimatrecht ? “ Philo - Verlag , Berlin 1928 . Daß zur innerlichen Begründung und Rechtfertigung des durch die Reichsverfassung den deutschen Juden lediglich formal geschaffenen Bürgerrechts ihr geschichtliches und kulturelles Heimatrecht nachgewiesen werden müsse , hat Rabbiner Dr . Paul Rieger in seiner 1921 im Philo - Verlag erschienenen Sehnst „ Vom Heimatsrecht der deut¬ schen Juden “ dargelegt und zugleich auch durch Zusammen¬ stellung eines geradezu immensen Geschichtsmaterials diesen Beweis erbracht Dennoch — „ der in Betracht kommende Stoff ist natürlich bei weitem nicht erschöpft “ , schreibt nun Rabbiner Dr . Eckstein , der Riegers Schrift im Hinblick aut die bayrischen Juden überaus wertvoll ergänzt , indem er seinerseits mit einer der Riegerschen kongenialen Gelehr¬ samkeit Geschichtsdaten der bayrischen Juden anführt , deren Schicksals - , Sprach - , Kultur - und Willensgemeinschaft mit den nichtjüdischen Bayern er nachweist . Dabei berührt an¬ genehm , daß der Verfasser sich von keinerlei bajuvari - schem Partikularismus angekränkelt zeigt : es ist ein deut¬ scher Mann , der als Historiker über Bayern schreibt . Gesund ist auch seine an Definitionen von Constantin Brunner anklingende Auffassung über das Verhältnis von Rasse und Nation . Mit der Rasse oder dem Stamm hat der moderne Nationsbegriff nichts zu tun : „ Gewiß sind diese eingewanderten ( jüdischen ) Bevölkerungsteile anderer Ab¬ stammung als der bereits alteingesessene germanische Land¬ bewohner . Aber sind das nicht auch die zahlreichen Slaven und Wenden . ? . . . . Wer wird so töricht und so kurz¬ sichtig sein , all die Männer , die als Offiziere und Staats¬ beamte , als Gelehrte und Dichter sich im Dienste der bür¬ gerlichen Gemeinschaft ausgezeichnet haben , wegen ihrer romanischen oder slavischen Abstammung als Fremdbürtige . herabmindern zu wollen ? “ — Dem kul¬ turgeschichtlich bedeutsamen Werk ist in einem Anhang außerordentlich reichhaltiges kriegsstatistisches Material bei¬ gegeben worden ; das Geleitwort zu diesem Anhang schrieb Dr . Alfred Werner , der Vorsitzende des Landesver¬ bandes Bayern des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten . Oeo rge Goetz . |