Erst bis nun diese Wahlen so erledigt sind , erst dann dürfen die Juden wieder in einen Jnteressentenhausen jüdi¬ scher Art zerfallen ! Ich habe bis jetzt mit keinem Worte der Pathetik , die so nahe läge , Raum gegeben . Soll ich sie auf die Parole des Herrn Simon beziehen ? Versuche man zu einem Nationalsozialisten zu gehen und ihm zu raten , er möge bei den Wahlen nicht aus die Stellung zur Judenfrage sehen ! Er würde den Ratgeber für einen — Juden ansehen ! Und das ist ! bei ihm der Gottseibeiuns ! Es gibt im Gegensatz zu Herrn Simon jetzt nur eine einzige politische Parole für Juden : Zu prüfen bis in die ge¬ heimste und Jmfichtbarste Verästelung , wie die Parteien zur Judenfrage stehen . Und das Wirtschaftliche ist diesmal da Nebensache ! Das muß auch der „ bürgerliche Jude " voll und ganz tun . — Ter Zukunftsstaat wird ihn nicht gleich holen , wenn er auch gezwungen sein wird , den sozialistischen Par¬ teien die Stimme zu geben . — Tas ist übrigens nichts Neues . Auch in Deutsch österreich oder in der Tschechei , auch in Polen , soweit man sich nicht für die nationaljüdische Partei ein¬ fangen läßt , tut der jüdische Bürger bis zum Großkapitalisten dasselbe ! Und er stirbt nicht daran . . . schützt aber die Ju¬ den ! Es gibt auch in Teutschland jetzt keine andere Möglich¬ keit , um eventuell eine andere Möglichkeit zu schassen . Jetzt endlich möchte ich auf meine drei kleinen Geschich¬ ten zu Beginn meines Aufsatzes zurückkommen . Jetzt wird man sie . . . soweit das bisher nicht geschehen , leicht verstehen . 1 . Man kann den Pelz bei den Wahlen nicht waschen und ihn nicht naß machen ! 2 . Man kann , wenn man ehrlich raten will , nicht sagen : Jeder mache jetzt ganz unbekümmert , was er will ! . . . Tas ist noch weniger wie ein schlechter Rat . 3 . Inden am wenigsten können bei einer solch politischen Wahl , wo es um ihre Haut geht , plötzlich vergessen , daß sie zusammengehören und in euren Jnteressentenhausen, , ohne Rücksicht auf das Gefährlich - Gemeinsame , zerfallen . Wir wollen reiten gen politischen Unverstand und gegen Privatinteressen . Für die Deutsche Skaatspartei Eine Zuschrift . An die Redaktion der Jüdisch - liberalen Zeitung . In der vorigen Nummer veröffentlichten Sie einen Leit¬ aufsatz , der sich u . a . mit der Deutschen Staatspartei be¬ faßte und ihr eine gewisse Unklarheit in ihrer Haltung gegen¬ über dem Antisemitismus vorwarf . Ich darf Ihnen hierzu mitteilen , daß abgesehen von ausreichenden Erklärungen maßgebender Persönlichkeiten der „ Staatspartei " soeben Herr Tr . Bruno Weil ( bekannt¬ lich stellvertretender Vorsitzender des C . V . ) an durchaus aussichtsreicher Stelle der Kandidatenliste Berlin der Partei nominiert wurde . Ties dürfte wohl Ihre Bedenken zerstreuen und jedem jüdischen Deutschen , so¬ weit er sonst auf dem Boden der neuen Partei steht , die Mög¬ lichkeit geben , sich unbedenklich für sie einzusetzen und ihr seine Stimme zu geben . Hinzu kommt , daß die Partei in programmatischen Erklärungen und Reden den Kampf und die Niederringung der radikalen Parteien , insbesondere aber des radauantisemitischen Nationalsctzialismus ans ihre Fahnen ge¬ schrieben hat , eine Erklärung , die bekanntlich von anderen „ bürgerlichen " Parteien vergeblich erwartet wurde . Ich bin überzeugt , daß Sie loyalerweise diese Zuschrift zum Abdruck bringen werden und begrüße Sie als Ihr Ludwig Herrmann . rührend . Monsieur Stora , dessen Sohn im Kriege zum Krüppel geschossen wurde , wußte gar nicht , was er mir alles zuliebe tmr könne und bat mich sehr , doch bis Ende der Woche zu bleiben , um als Ehrengast ' einer jüdischen Hoch¬ zeit in Algier beizuwohnen . Ich . nahm aber leider schon am nächsten Tage Ab¬ schied von Algier und seiner schönen Umgebung und ging noch einmal hinauf zum Vorort Mustapha Superieure , dem Villenvorort , in dem sich der Palast des Gouverneurs und das herrlich gelegene Tienstgebäude Geheimrat Windels ' , des deutschen Konsuls , befindet . Durchblicke zauberhafter Schönheit zwischen Palmen , reizenden kleinen mit Glyzinien und Rosen , Georginien und Jasmin bewachsenen Villen und Gärten auf das strahlendblaue Meer . Im Rücken die Ketten des Tellatlas und zu Füßen die Arbeitervorstädte Mustapha und Marabout und der wundervolle Jardkn d ' Essai , der Botanische und Zoologische Garten der Stadt . — Constantine ist die Inkarnation eines Raubvogelnestes . Es ist Leine Stadt . Es ist das afrikanische Erlebnis . Steil abfallende Häuser über Hunderte von Metern tiefen Schluch¬ ten , in die in den guten alten Zeiten Mißliebige , ohne viel Federlesens zu machen , geworfen wurden . Von der Kasbah aus einen unendlichen Fernblick . Phantastische Brücken , die sich , über Abgründe spannen , schwingen , tief , tief unter ihnen ein Gebirgsbach . In grenzenloser Flachheit die k ' abylische Tiefebene . Tas Eingeborenenviertel nt das weitaus inter¬ essanteste , zumal hier das jüdische Element vorwiegt . Es ist viel sauberer als Algier . Die Männer , wie auch in Algier , kaum zu unterscheiden von denen der Wirtsvölker , aber die Frauen sind dick , meist ! rothaarig und tragen ans dem Kopfe kleine spitze Judenhütchen , die es in allen Farben zu kaufen gibt und die mit dicken Kopftüchern auf dem Kopf befestigt werden . Ein Mädchen trieb die Eitelkeit aller¬ dings soweit , das sie in jedem Ohre eine Sicherheitsnadel steckend , stolz umherlief ' . In den „ Soukhs " findet man schöne Gerberarbeiten , gestanztes Metall , Maroquinerien , Gürtel¬ weber , Schlosser und alles arbeitet mit unorienialischer Schnelligkeit . An einem der Läden hing einer der alt¬ testamentarischen Wasserschläuche , die die Karawanen mit sich tragen . Ein ' Ziegenfell hält das Wasser ordentlich zusammen . Von der Place de lr Breche führt rund um die äußere Stadt der Abgrundsboulevard , Boulevard de l ' abime , eine in den Felsen gehauene Straße , die 600 Meter hoch über oem Flachland liegt . Constantine , Gründung des Kaisers Eon - stlantin ist gewaltig und stark , eine ungewöhnliche , unver¬ geßliche Stadt . Gottesdienste * » ttUK - Of » « , . Liberale Synagoge Osten ( kaiftrstrahe 29 - 30 ) . Freitag , 22 . August . 7 . 30 Uhr abends , Gottesdienst . Predigt : Rabbinatskandidat Mrhler . Berttn - Nordev . Liberale Synagoge Norden ( Schönhauser Aller 162 ) . Freitag , 22 . August , 7 . 15 Uhr abends , Gottesdienst . Predigt : Rabbinats - landidat Voos . Sonnabend , 23 . August , vormittags 10 Uhr , Gottes¬ dienst . - - - Berlln - Westerrd . Liberal Synagoge Westend ( Aula Leistilowstratze 7 ) . Die regel¬ mäßigen Gottesdienste beginnen wieder am 29 . August . Wegen der Gottesdienste an den hohen Feiertagen erteilt Auskunft die Geschäfts - , stelle Michelson , Kaiserdamm 82 . Berlin - Wilmersdorf . Liberale Synagoge Wilmersdorf ( Cecilienschule , Nikolsbnrger Platz ) . Freitag , 22 . August , 7 . 15 Uhr abends , Gottesdienst . Predigt : Rabbiner Dr . Salomonski . Berlin . Jüdische Reform - Gemeinde . Gottesdienste am Sonntag , den 24 . August . Johannisstratze 16 : vormittags 10 Uhr ; Predigt : Dr . Lehmann . Kleiststraße 10 : vor¬ mittags 10 Uhr ; Predigt Dr . Jelski . Aus den Gemeinden Bechhofen . ( Todesfall . ) Unter ungewöhnlicher Beteiligung von Leidtragenden ist der im besten Mannesalter von 51 Jahren , einer . Herzlähmung erlegene Hugo Steinbecker zu Grabe getragen , worden . Ter Entschlafene hat in vorbildlicher Treue und mit Hingabe , allen gemeinnützigen Bestrebungen gedient , und darum bedeutet sein frühzeitiges Ableben einen unersetzlichen Verlust . Zahlreiche Vereine , denen der Verblichene angehörte , gaben ihm mit ihren Fahnen das letzte Gelcil . Rabbiner Tr . Munk , Ansbach , schilderte die trefflichen Charakterzüge des Toten , der ein treuer Glaubensgenosse , ein auf¬ richtiger Tcutscher und Jude gewesen sei . Religionslehrer Goldbcrg rief ihm namens der Gemeinde ' Worte des Tankes nach . Ter Reichsbund jüdischer Frontsoldaten wurde durch Heinrich Ullmann , Nürnberg , vertreten : sein Abschiedswort galt dem toten Kameraden , der , ein Opfer langjährigen Frontdienstes , nun einem tückischen , Leiden erlegen war . Werkmeister Schloß sprach für die vielen Ange¬ stellten und Arbeiter und gab der allgemeinen Trauer um den . treu - t sorgenden Chef beredten Ausdruck . Bürgermeister Bieringer betonte in seinen Gedcnkwortcn die großen Verdienste , die sich der Verstorbene , in seiner sechsjährigen Amtstätigkeit um die Gemcindeinteressen er¬ worben hatte . Bemerkenswert war die vom Gcmeindcoberhanpt ge¬ machte Acußcrung , daß der Heimgegangene bei den Wahlen die größte Stimmenzahl auf sich vereinigt habe . Trei Ehrensalven für den ehemaligen Feldzugtcilnehincr hallten über das Grab , das die sterbliche : Hülle eines guten Kameraden und edlen Menschen umschloß . Driesen ( Ostbahn ) . ( Todesfall . ) Im 57 . Lebensjahr ver¬ starb infolge eines Herz - und Gchirnschlagcs der Kaufmann Nathan Jacobsberg . Ter Tahingcschiedcne übernahm im Jahre 1903 das Modewaren - und Konfektionsgeschäft M . Bader , das er in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit durch Fleiß , Branchenkenntnis und Reellität bedeutend anszubauen verstand . In der jüdischen Gemeinde erfrcutic er sich größter Achtung . Er war mehr als 20 Jahre im Vorstand der Synagogen - Gemeindc . Ferner war er Vorsitzender der Ortsgruppe Driesen des Textil - und ' Einzelhandels . Königsberg . ( Eduard Birnbaum - Gedächtnisfeier . ) Am zehnten Todestage des berühmten Oberkantors der Königsberger Synagogengemeinde Eduard Birnbaum fand sich eine riesige Gemeinde von Freunden und Verehrern des Verstorbenen — und nicht nur von , Juden — in der überfüllten Aula der Hindenburgschule zusammen , Ich hatte hier als Ersatz für die in Algier entgangene Hochzeit die Ehre , zu einer Beschneioung geladen zu weroen . Es war nicht ganz leicht , diese Ehre mit Fassung zu tragen , da zuviel Ungewöhnliches auf mich einstürmte . Ten Obec - rabbiner , dem ich vor gestellt . wurde , hätte ich z . B . nie im Leben für einen Juoen gehalten , denn er trug einen Fez und weite Türstenhosen . Ec sowohl wie alle anderen bei der Beschneidung Anwesenden waren sehr neugierig , etwas über Berlin zu hören , oa sie sich leine rechte Vorstellung davon machen tonnten uno nur gehört hatten , daß die jüdischen Einwohner Berlins alle sehr fromm sein sollten . Ich wagte natürlich nicht , diese gute Meinung zu zerstören und tat mein Möglichstes , mich ihr , die ein anderer vor mir dort bildete , entsprechend zu benehmen . Ich hoffe , daß , bis einer der Juden von Constantine einmal nach Berlin kommen wird , es dort bereits alles so sein wird , daß er diese gute Meinung , die man übrigens dort von allen Ber¬ liner Einwohnern hat , bestätigt finden wird . Es war wirk¬ lich wundervoll , diese Gastfreundschaft dieser kleinen Gemeinde zu scheu , die sich da zur Beschneidung zusammengefunden hatte . Man setzte mich auf den besten Stuhl , reichte mir alle nur erdenklichen Leckerbissen , als da sind Anisette , Bier , Oliven und mancherlei Fischchen , deren Gräten ruhig in die Stube gespuckt wurden , und schob mich während der feierlichen Handlung in die erste Reihe der Umstehenden . Am Abend durste ich meine neugewonnenen Freunde noch einmal in der sehr schönen und großen Synagoge begrüßen , in der sich nahezu alle zum Abendgottesdienst einfanden . Wieder einmal das ganze alte Testament . Blinde Bettler , von Kindern hereingeführt , weißbärtige , beturbante Greise , s . chöngeschmückte Frauen , die das Hütchen mit einer gewissen Koketterie zu tragen wußten , die nicht nur aus der Zeit vor hundert Jahren stammt , in der die Juden französische Bürgerrechte erwarben . ( 1830 find die algierischen Juden als Franzosen anerkannt worden und haben seit 1870 Bürger¬ recht in Frankreich . ) Daneben junge Menschen , die sich durch nichts von Parisern unterschieden und die , obwohl modisch , ja fast elegant gekleidet , sich hier allabendlich mit jenen Glaubensgenossen zusammenfanden , die noch nach der Väter Sitte gekleidet einhergingen und sicher auf diese sündhaften Neuerungen der heutigen Jugend schalten . Tunis ist noch großstädtischer und irgendwie sauberer als Ahgi - er . Vielleicht deshalb , weil es nur französisches Protektorat ist , vielleicht liegt es an dem italienischen Ein¬ fluß , der unverkennbar ist . Der große Boulevard Jules Ferry ist die europäische Ader des tunesischen Lebens . Von hier geht auch eine elektrische Schnellbahn nach Karthago , in dessen Nähe sich auch der Flughafen befindet . Auf dem um eine würdevolle Gedächtnisfeier zn begehen . Der Vorsitzende der Königsberger Synagogengemeinde , Geheimrqt Professor Dr . Falken - - heim , erössnete den Festakt mit einer kurzen Einleitungsrede , in der « er Birnbaum als den großen Künstler feierte , dessen Andenken in der von ihm betreuten Gemeinde niemals vergessen werden wird . Nach Orgelspiet des Synagogenorganisten , Kirchenmusikdirektor Beyer , aus Birnbaums Kompositionen . sang ein gemischter Chor das Schom - reni el , ebenfalls in der Vertonung von Birnbaum . Darauf hielt « der bctannte Tichter und Komponist Arno Nadel , ein Schüler Birn¬ baums , die eigentliche Festansprache . Er würdigte in Birnbaum den Menschen , der sich durch Weisheit , Milde und Güte sowie Humor auszeichnete , und den Künstler und Wissenschaftler . Birnbaum habe die synagogale Musik in der wertvollsten Weise bereichert . Er richtete an die Zuhörerschaft den Appell , das Werk Eduard Birnbaums nicht verlorcngchen zu lassen und dafür zu sorgen , daß es in der Oeffent - * lichkeit in der Bearbeitung von Samuel Guttmann erscheinen könne . Birnbaum sei der kulturvollste von alten synagogalen Musikschöpfern gewesen . Er habe sich durch Wissensdurst , durch künstlerischen Schöpfcp - drang wie durch Frömmigkeit in gleicher Weise ausgezeichnet . Die treue Gemeinde seiner Verehrer werde nicht müde werden , daß Andenken an ihn wachzuhalten . Daraus trug Obcrkantor Manfred Lewandowski - Berlin , der nach Birnbaum das Amt eines Obevkantors der Königsbcrgcr Synagogcugcmeinde iune hatte , in gesanglich hervov - ragender Weise das El mole rachamim vor . Es folgte eine Molsette von Birnbaum „ Ter . Herr ist mein Hirte " , durch dreistimmigen Frauenchor vorgetragcn , lvonach Lewaudowski das . Haschkiwchnu und andere Sologesänge vorbrachte . Mit einem Schlußgesang des Syna - gogenchors unter Stabführung von Chordirektor Badrian und Orgcl - spiel schloß die eindrucksvolle Feier . Lübeck . ( Todesfall . ) Das älteste Mitglied der Gemeinde , Herr I . Sternfeld , ist fast neunzigjährig gestorben . Sechs Jahrzchntie seines Lebens verbrachte der Entschlafene in Baden - Baden , Ivo cr eine angesehene Persönlichkeit war und sich auch in nichtjüdischem Kreisen großer Beliebtheit erfreute . Tie unmittelbare Ursache seines Todes stand mit dem kurz vorher erfolgten Ableben der Gattin im Zusammenhang , mit der der Verblichene 61 Jahre in glücklicher Ehe lebte . Rabbiner Dr . Winüer gab an der Bahre der allgemeinen Trauer um den Heimgang des trefflichen Greises Ausdruck , und als Vertreter der Chcwrah sprach . Herr S - Carlebach dem verdienten Ehrenmitglied des Vereins Worte des Tankes und der Verehrung aus . Bad Mergentheim . ( Persönliches . ) Tas Vorstandsmitglied unserer Gemeinde , Herr A . Adler sen . , beging dieser Tage unter starker Anteilnahme zahlreicher Freunde den 60 . Geburtstag . Bon seiner Beliebtheit zeugt die Tatsache , daß er , obwohl geborener Amerikaner , in verschiedenen Ehrenämtern tätig ist und u . a . im letzten Jahre auch auf weitere sechs Jahre in die Israelitische Landcsj - synode Stuttgart wiedergewählt wurde . Norden . ( Persönliches . ) Am 16 . d . Mts . beging Herr A . A . Cossen in körperlicher und geistiger Frische seinen 70 . Geburts¬ tag . Ter Jubilar hat sich in vorbildlicher ' Weise um die Förderung der Gemeindeintcrcssen bemüht und manche Institution geschaffen oder auszugestalten versucht . Auch der Synagogen - chor , der vor etwa 40 Jahren gegründet wurde , ist seiner Anregung hauptsächlich zu vev - danken . Tie Gemeinde und weite Kreise der Stadt haben dem Jubilar an seinem Ehrentage ihre Dankbarkeit und Wertschätzung zum Ausdruck gebracht . klassischsten Terrain also die modernste Verkehrsmöglichkeit . Tie Kasbah , in der sich die berühmten „ Soukhs " der Par¬ fümeure und Lederhändlec befinden , ist von einer Art Wall umgeben , deren Zentralpunkt und Haupteingang die Porte d ? France bildet . Auf der Suche nach dem Judenviertel kam ich am Palast des Bey von Tunis vorbei , dem Dar el Bey , der aber seine ständige Residenz in Karthago hat . Dann „ Soukhs " , „ Soukhs " , nichts als „ Soukhs " . Betäubt von den Wohlgerüchen Arabiens . Auch hier wieder , aber verstärkter und auf Flaschen gezogen , der starke süße Jasmin . Die Moscheen sind in Tunis , im Gegensatz zu Algerien , verboten und die Verbote stehen in 4 Sprachen angeschlagen . Sogar auf deutsch . Die schönste und älteste ist die Moschee des Oelbaums , Dschama el Situn , aus dem 13 . Jahrhundert - Aber wenn ich sie heute aus dem Gewühl heransfinden sollte , würde ich glatt versagen . Der einzige Moscheehof , der betreten werden darf , gehört zu der öffentlichen Bibliothek , dessen verdienstvollem Leiter , Herrn Barbau , ich einen Besuch abstattete . Diese inmitten des romantischen Tunis gelegene Bibliothek , zwischen den Basars der Tbppichhändler und denen der Lederwaren¬ händler , weist eine Bücheranzahl auf , die seit dem Jahre 1910 von 6000 auf 150000 gestiegen ist und die außer begreiflicherweise vielen Jslamwerkcn ( auch in deutscher Sprache ) dank der Umsicht des Herrn Barbau auch Werke hebräischer Schriftsteller , Fachschriften und Werke der Brüder Mann , Uebersetzungen und Originale Gerhart Hanptmanns und noch mehrerer deutscher Autoren enthält . Und während von einem der Nachbartürme ein Muezzin seine monotone Stimme erschallen ließ , erklärte mir Herr Barbau stolz , daß er Werke nach Palermo , Rom , ja selbst bis nach Berlin ausleihe . Es war fast unmöglich , das Judenviertel aus diesem ungeheuren Wirrwarr , den die Gäßchen der Kasbah bilden , herauszufinden . Vorübergehende Ladenbesitzer , selbst Polizeibeamte , die ich fragte , verstanden mich nicht oder wußten wirklich den Weg zur Judenstadt nicht . Aber schlie߬ lich geriet ich beim Umherwandern in eine Gegend der Alt¬ stadt , in der die Häuser an den Wänden mit hebräischen Todesanzeigen übersät waren und nun war es mir ein Leichtes , mich nach der Synagoge durchzufragen . Das war nun also der Zufluchtsort einer Gemeinde , die schon seil den Zeiten Kaiser Barbarossas Furchtbares erlitten . Es war nur ein sehr kleiner Raum im Verhältnis zu den prächtigen Synagogen von Algier und Constantine , aber ich war schon sehr zufrieden , eine Synagoge endlich gefunden zu haben . Es mag sicher noch größere und schönere auch in Tunis geben , aber kaum eine , deren Minchastimmung schöner war . |