Nummer 44
Jahrs. XIV Erscheint jeden Mittwoch .
Mislhk UilksAmm.
Für Oesterreich-Ungarn, halbjährig . Kronen 5.20
ganzjährig. Kronen 10.—
Deutschland, ganzjährig.Mark 10.—
Rußland, ganzjährig.Rubel 5.—
Balkan, Frankreich.Franks 12.—
Einzelne Nummer 20 h.
Herausgeber: Max Hickl.
T Inserate: die öspaltige Petitzeile 30 h.
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Aus dem Inhalte:
Mar Jung, Wien: Agndas Jisroel. - 2. .s>. Mosentha!: Dchleutilchen. Dr. Felir Kauter, Zwittau: Zwittau und Zittau, ein komisches De- inenri. — Der Beilisprozeß. Die Unterrichts- spräche am jüdischen Technikum in Haifa. Lese- und Redet,alle jüdischer Hochschüler in Prag. — Korrespondenzen. - Rnndschan. - Ton. 2. Albacharh, Wien: Judentum. - - Gil- lielm Menkes, Dtanislau: Der Ehassidismns. Allgemeine Jüdische Kolonisations-Organisation. Jüdische Perlagsgesellschaft. - Gedankensplitter ans Moses Heß ״R'om und Jerusalem". Lu- stige Ecke.
c^eulHetün.
Schlemilchen.
Von S. H. M o s e n t h a l.
(ö. Fortsetzung.')
^ ״Es tut mir weh," sagte sie, ״von solchen Dingen in der 2chiwe (siebentägigen Trauer) ;!! spreckzen, die doch dazu eingesetzt ist, an den geliebten Toten zu denken. 20 viel ich gehört habe, denn meine Gedanken waren, Gott weis; es. wo anders! ist es ihre erste Pflicht, den recht- massigen Erben zu erforschen mit) indessen 2orge >u tragen, daß sein Erbteil gewissenhaft ver- waltet werde, dessen bin ich von Ihnen überzeugt, lieber Bärmaun, sowie auch" — und sie ergriff leine Hand, — ״daß 2ie ein armes Mädchen nicht Verlagen werden!"
Tränen traten in Bärmanns Angen. 2״ie irren sich^ Fräulein Katz," erwiderte er, ״ich habe im Dinne des 2eligen vorläufig jede Per- sügnng zu treffen; im 2inne des seligen sind und bleiben Die bis ans weiteres die Herrin des Hauses!" Er verneigte sich und ging.
Emilchen blickte ihm nach, dann eilte sie zur Kommode hin, aber sie blieb davor stehen; ״cs ist besser so!" sagte sie. indem sie einen feuchten Blick auf den 2piegel warf.
Mit verdoppeltem Eifer ging Bärmann an das Werk, das ihm der verehrte Tote und die
Agudas Jsroel.
Bon Mar I u n g. Wien.
Die Arbeit ist ins stocken geraten. Der erwartete Massenanschlnß der erlösungsbedürf- tigen Glaubensbrüder ist nicht erfolgt. Die Gren- zen Deutschlands bedeuten auch die Grenzen der Aguda. Ungarn verneint absolut die Rot- Wendigkeit einer Weltorganisation, Rußland er- kältet allmählich. Galizien erwärmt sich kaum hierfür und in den anderen Ländern steht man der 2ache zum inindesten sehr skeptisch gegen- über. Der Grund: Mangel eines großzügigen, überzeugenden Programmes. Der 2tandpnnkt Rabbiner Breuers kann wohl in der ״ Freien Bereinigung" zur Geltung gelangen. Da geht es an, erklnsive orthodore Politik zu machen, von kundiger 2eite belehrt zu werden, welches Unlzeil dem Judentum entstünde, wenn ״ Gemeindeorthodore" (d. h. Orthodore, die ihren Beitrag statt an die bestehende orthodore 2epa- ratgemeinde an die Hauptgemeinde leisten) als Mitglieder der Agudoh anerkannt würden. Wenn die deutschen Juden sich das sagen lassen, die geistreich schillernde Ph rase v on den ״-פורשים מדריי הצאוד WW 11 פורשים מן הציור die Dohn-Brener als Dchlagwort auf die Ge- meindeorthodoren und die treuen Deparatisten (die etwa Die Hauptgemeinde fördern sollten) geprägt, als Erleuchtung feiern, dann denken sie wohl an eine große ״ Ehewrah" vieler froinnier Juden. Eine Weltorganisation aller Gesetzes- treuen »uiß eine andere Basis haben. Darüber
verehrte Lebende ans Herz gelegt hatten. Das Inventar wurde mit Hilfe eines Tagschreibers aiifgenommen, die chaotischen Vorräte wurden geordnet und in öffentlicher Auktion verkauft, ein frischer Lebenspuls verjüngte das alte Ge- schüft, Bärmann schien zehn Hände und ebenso viel Füße bekommen zu haben, seine frühere Zaghaftigkeit war einer fieberhaften Tätigkeit und Entschlossenheit gewichen. Das Resultat sei- »er Anstrengungen überstieg seine eigenen Er- Wartungen; das Permögen stellte sich als ein höchst beträchtliches heraus. Bärmann dachte nicht daran, sein Legat ans dem Geschäfte zu ziehen, er betrachtete sich als stillen Teilhaber des zukünftigen Erben, der noch immer in ein »wstisches Dunkel gehüllt war. Die Aufrufe, die längst in allen Zeitungen erschienen waren, hat- ten bisher auf keine 2pnr des Perschollenen geführt.
In einem der leergewordenen Zimmer war die buckelige Jochebedchen, Bärmanns Mutter, anr Emilchens dringende Forderung installiert worden: nur unter dieser Bedingung willigte letztere darein, selbst im Hause zu bleiben. Tie alte Frau nahm diese Einladung nur unter der Beschränkung an, daß die Köchin verabschiedet werde, und sie waltete fortan in der Küche, ihre Lebern und Grieben nur pro domo verwertend. Tie respektvolle und liebreiche Weise, mit welcher Emilchen Frau Bärmann behandelte, vergalt diese durch eine fast abgöttische Perehrung.
hätten die Gründer der Agudoh klar sein, an diesem Dtandpnnkte Härte nichts gedeutelt wer- den sollen. Bald hieß es ״Agudoh Tystem Breuer" bald ״Agudah Tystem Nosenheim". Eine entschiedene Präzisierung der nunmehrigen Nich- tung erfolgte nicht, mag sein ans taktischen Gründen. Doch diese verschwommene Physiogno ,nie der Bewegung, die ängstlich alle möglichen Masken annahm, um nur allen gerecht zu wer den. wirkte mit der Zeit deprimierend. Nur eine gesunde, reine Idee kann begeistern, nur klare Ziele Hoffnung und Arbeitslust erwecke». Herr Dr. Breuer sen. mag recht haben, theore tisch genommen. Deine fanatische Ausschließnngs sucht mag ehrlich sein. 2ie ist aber gegen die Ein sicht des überwiegenden Teiles der gesetzestrenen Inden in allen Ländern an allen Orken. In Deutschland etwa F r a n k f n r t ausgenom- men. in Ungarn etwa die orthodore Kanzlei in Budapest und ihre Filialen. - Das Leben sagt ״nein", Herr Dr. Breuer ״ja". Tie russischen rabbinijchen Größen begrüßten die Agudah als eine Volksbewegung die versöhne n soll, Herr Dr. Breuer meint, sie inLge ab st aßen. Man ist wohl auf der ganzen Erde der Meinung, daß für die Beurteilung der religiösen Zuverlässig- keit einer Person die Art ihres Lebens, ihr Ber halten zur Beobachtung der Mizwaus von aus- schlaggebender Bedeutung sei, Herr Dr. Breuer meint, die Mitgliedschaft bei der orthodore» l'V meinde sei das Primäre.
Leider hat Tr. Breuer in der orthodore» Kanzlei in Budapest eine willige Genossin. Auch
״())oll! was für eine Perl', was für ein ״Tachid" ist die Mamsell Katz!" sagte sic täglich ;11 ihrem Dohne, der ihr nie ividersprach. Jeden Abend ״aumerte" (zählte) Frau Jochebedchen, wieviel Tage seit dem Aufrufe an Jakob Markus ver flössen seien; jeder Tag, an dem er nicht erschien, war für ihr beklommenes Herz ein gewonnener. Wen» die Zeit verstrichen wäre, so träumte sie, die das Testament bestimmt habe, wenn jener vielleicht längst tot oder in Amerika unter die Wilden geraten und verschollen wäre, wenn das Hans und das ganze Permögen ihrem Dohne anheimfallen würde, dann dürfe ihr Dahn, und wenn ihm F״idel oder Goldschmidt eine Tochter mit meoalofim l Hunderttausend > antrüge. keine andere heiraten als Mamsell Katz, auch wenn sie zehnmal enterbt und eine Dchlemile sei, denn sie sehe ja zu gut. was dem armen Jungen heim !ich das Herz abfresse. und so viel Einsicht würde Gott der Allmächtige doch noch haben, daß er eine!» io braven Dahn, wie der ihrige, einen Landstreicher nicht vorziehen würde.
Das waren die Gedanken der Frau Joche bedchen, wenn sie abends Las Geschirr abgespült halte und mit nnterschlagenen Armen hinter dem Herde saß. Bei Tag aber erschrak sie, so oft eil! Fremder ins Hans trat. In jedem Unbe kannten de» Popanz Jakob Markus vermutend, watschelte sie, so oft die Haustür ging, die fetten Hände an der Küchenschürze abwischend. aur jeden Eintretenüen zu und rief: ״Wer zennen
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ist es noch nicht aber bis
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