Organ der sozialdemokratischen Poale Zion Österreichs

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Nr.l.

Wien, 3, Jänner 1930.

7. Jahrgang.

Aufruf der jädischen Arbeiter Organisation Palästinas an die jüdische Arbeiterschaft anläßlich der bundistischen und kommuni stischen Angriffe auf das ar beitende Palästina.

Mit-Scham un ; d Entrüstung erfüllt uns die Nach­richt, daß sich in den Reihen der jüdischen Arbeiter­schaft-Journalisten und Politiker gefunden haben, die; ihre Hände dem Mufti und seinen Agenten gereicht haben und- mit ihnen die Liquidation des Zionismus! una die Zerstörung unserer Kraft und Hoffnung an ' streben. : : a

Jüdische Arbeiter! Ihr, die Ihr den Wert unseres r palästinensischen Aufbauwerkes, seine nationale und' soziale Bedeutung anerkennt, und Ihr, die Ihr uns feindlich gesinnt seid, wisset: das gesamte jüdische Gemeinwesen ohne Unterschied der Klasse, vor allem aber die ^organisierte jüdische Arbeiterklasse ist ent­schlossen für die Verwirklichung des Zionismus weiter zu kämpfen, und diese-ihre Lebensaufgabe nie und nimmer zu verleugnen. Die Liquidation , des Zionis-i mus fordern, das kommt dem Verlangen gleich, die palästinensische Judenheit den Mordwaffen der Effen- dis und der von'ihnen verhetzten Räuberbanden ausr!

zuliefern. ..... : .

Wisset, daß die organisierte jüdische Arbeitern schaff, deren soziale, kooperative ,und gewerkschaft­liche Tätigkeit selbst nach dem Zeugnis ihr feindlicher! oder indifferenter Beobachter so viele Zukiinftsmög- lichkeiten für die jüdische Arbeiterklasse und für die 'dischen Massen geschaffen hat, wisset, daß diese Arbeiterklasse entscheidenden Anteil am jüdischen Aufbauwerk'' in ! Palästina nimmt und. daß die Liqui­dation des Zionismus fordern gleichkommt der For­derung, daß größte Werk, das die organisierte . jü­dische Arbeiterschaft der ganzen Welt geschaffen hat, der Vernichtung preiszugeben.

Wisset, daß zehntausende junger jüdischer Men schert und jüdischer Arbeiter sich mit unserem Werke .''verbunden.fühle und es als ihr Lebensziel betrachten, ins Land zu kommen und sich in die jüdischen Ar­beiterklasse in Palästina einzugliedern. Die Liquida­tion des Zionismus fordern bedeutet dafür kämpfen, daß vor ihnen und vor >der. gesamten jüdischen Emi­gration die Tore Palästinas versperrt werden, bedeutet die vitalste Hoffnung der jüdischen Massen zu zer­stören.

Wisset auch, daß es eine schändliche, von den »blutgierigsten feinden der Juden und von\den er­bittertsteh Feinden .der Arbeiterschaft in die Welt gesetzte Verleumdung ist, wenn die Bundisten und die jüdischen Kommunisten behaupten, die arabischen Morde" seien die blutige Antwort auf die Tatsache, daß wir sie von ihrem Boden verjagen.

Erfüllt von sozialistischem und proletarischem Klassenbewußtsein, furchtlos bauen wir unser Werk auf der Grundlage der Solidarität zwischen den beiden Völkern, des gemeinsamen brüderlichen Lebens, und der gemeinsamen Kämpfe der jüdischen, und arabi­schen Arbeiterklasse.

, Wisset, daß es keine größere Lüge gibt als die Be­hauptung, daß die Ueberfalle der verhetztem arabischen Massen der Ausdruck der arabischen nationalen Frei­heitsbewegung sind, Die Muftis und die Effen'dis, jene von der englischen Reaktion und den imperia­listischen Beamten unterstützten klerikalen und feu-; dalen Ausbeuter des arabischen Volkes haben das jüdische'Aufbauwerk, das ihre Herrschaft und nur sie --- bedroht, vernichten wollen. Sie haben alle

religiösen Vorurteile der- "arabischen Massen ausge­nützt, und ihre niedrigsten Instinkte geweckt.

Wir erschrecken auch nicht über den Kampf, den die jüdischen Kommunisten amd Bundisten gegen denj Zionismus eröffnet haben. - Größere und mächtigere -Feinde haben' sich' gegen uns erhoben, auf größere Hindernisse sind wir auf unserem Weg gestoßen' nichts hat uns wankend zu -^machen vermocht.

Wir schaudern aber yof Schamgefühl bei dem Gedanken, daß sich gerade invdfer Arbeiterklasse, deren Teil wir sind, für deren'Befreiung wir kämpfen, deren Ideale wir verwirklichen, auf .deren Hilfe wir rechnen zukönneugläubten; daß sich gerade in ihren-Reihen blinde Fanatiker und -gemeiiie- Verräter gefunden ha-: be.n. Verräter vom jüdischen und sozialistischen :§{äntfpu'nkt. Wahrhaftig 1 , sie: haben den richtigen! Äugehbliek gewählt, ihre-Waffen zu zückten' und uns! ür'den Rücken zu fallen. :

Wisset Genossen, daß -uns die gegenwärtige Lage' nicht mit Hoffnungslosigkeit erfüllt. Gerade diese Tage der schwersten Prüfungen haben uns mit neuer Hoff­nung erfüllt.

Die Hingabe, die Zehntausende unserer Genossen; währen'd ihres heldenmütigen Verteidiguugskampfes: gezeigt haben, der gewältige Strom der Sympathie, der die Mlilionen jüdischer Herzen in der ganzen Welt erfüllt, die Funken der Solidarität undi Humanität,; die während der Ueberfälle'auch' unter unseren ara­bischen Nachbarn auflencr-teten, das -tiefe Verstand rite, das die besten Elemente des internationalen und: englischen Sozialismus dem Zionismus dem Zionis- englischen; Sozialismlis dem Zionismus entgegenbrin- keit. un'd des Erfolges unserer heiligen - und rsch'weren Sache.

Jüdische Arbeiter, Genossen! Ob Ihr uns nun als Eure Freunde oder'Gegner betrachtet, vernichtet den Verrat am Judentum und am Sozialismus in Euren Reihen, löscht aus den Schandfleck am Banner der jüdischen Arbeiterbewegung!

Joachim Cypkin

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Im^B iWlan, IV.,; Karolinensast.« Hr.

te Unter Garantie u. gewissenhafte Ausführung

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Die Sozialistische Internationale und der Zionismus.

Raphael Abramo witsch, der ehemalige Bundist un'd jetzige Auslandsvertreter der russischen Sozial­demokratie, die im übrigen mit seinen Angriffen, auf den Zionismus nichts zu tun haben will, hat in seinem imKampf" veröffentlichten, von uns bereits behan­delten Artikel angedeutet, daß'die infolge der Palästina­ereignisse unterbrochene Diskussion über den Zio­nismus innerhalb der sozialistischen Internationale wie­der 'aufgenommen werden wird. Die Geschichte dieser Diskussion ist unseren Lesern noch nicht bekannt: bei der Brüsseler Sitzung, der sozialistischen Inter­nationale hat Genosse Friedrich Adler die Frage auf­werfen zu. müssen geglaubt, ob es mit der Mitglied­schaft zur Internationale vereinbar, ist, au den Gesell­schaften der Freunde des arbeitenden Palästina teil­zunehmen. Nun ist die Entscheidung in dieser Frage erschoben worden und unser Genossen Jahrblum wurde beauftragt, .Material über diese Frage zu sam­meln, und es dem Bureau vorzulegen. Wenn uns auch 'die Aktion des Genossen Adler recht über­flüssig erschien, wir sahen und sehen der Entschei­dung der Internationale in aller Ruhe entgegen: sie wird aus dem vom Genossen Jahrblum vorzulegenden; Material ersehen, daß keine sozialism usfein'dlicn'e Or­ganisation an den Gesellschaften, der Freunde des arbeitenden Palästina teilnimmt, und die Frage, ob Sozialisten überhaupt ,mit Bürgerlichen in einer Or­ganisation wirken dürfen, wird wohl mit dem Hin­weis auf das Bestehen solcher Kooperationen (Liga für Menschenrechte, Deutsch- ö s t e r r ei c h'i-;

scher Vo 1 ksb,u itd), an welchen: der Sekretär,;der Internationale allerdings " bisher nichts auszusetzen-:, hatte, beantwortet "werden.' '

Aber nicht nur deshalb', weil wir überzeugt, sind, sachlich im Rechte zu iein, sehen wir der J un's .an­gedrohtenDiskussion" mit ruhigem Gewissen und größtem Optimismus entgegen: wissen wir doch, daß die Führer aller Parteien der sozialistischen'Inter­nationale auf unserer Seite stehen: die einzige Aus­nahme betrifft ein' Land von weltpolitisch nicht allzu entscheidender. Bedeutung! Wahre Freundschaft zeigt,; sich bekanntlich nicht im Glück, sondern erst dann, wenn einen' schwere Schicksalsschläge ereilen: nicht daß sich die Repräsentanten' des europäischen ^So­zialismus in der Zeit unseres Aufstieges zu' uns be­kannten, nein, die Tatsache, daß sie uns in den Tagen furchtbarsten Unglücks Treue bewahrten, ist uns wahre Bür gschaft ihrer freundschaft lichen Gesinnung. v - * */

Sie haben dieser ihrer Freundschaft zum' arbei­tenden Palästina nicht nur .in jenem .Kollektlvoriet des internationalen. sozialistischen, Komitees Ausdrück ge­geben, den unsere. Leser" bereits - zur. /Renftfols^ev.*' nommen haben: dem Bulletin des C o mi te s o Cia­lis te poun Ia'>Palestine o.'uyri-ere- (Kr. 4) ist zu entnehmen, daß; die ibedeuten'dsteu .Unterzeichner dieses Kollekhvschreibens, außer ihnen aber auch" AI-, bert Thomas, E. Stalinski, Leon TroClet und die-Füh- rer 1 n desdeutschen'Llnkssozia 1 Tsmus,;G'e- rtossin Toni Sender sich auch'einzeln in Privat- briefen an Genossen' Jahrblum' gewendet haben, um ihn, und durch ihn das arbeitende Palästina ihrer Treue zu versichern. Zu, unserm aufrichtigen' Bedau­ern ist es nicht-möglich'," diese Briefe hier auch 1 nur auszugsweise abzudrucken: so möge hier nur eine charakteristische Stelle aus dem Schreiben der Ge­nossin Sender, der ehemaligen Mitarbeiterin der * Ar­beiter-Zeitung, die durch diese Wirksamkeit auch' in' Oesterreich, bekannt ist, Platz finden: ,',Ich' verfolge 'mit lebendigstem Interesse die Arbeit des jüdischen 1 Proletariats in Palästina, ich bewundere den Mut und die Opterwilligkeit, die die jüdische Arbeiterschaft bei ihrem Werke erfüllen. Tief erschüttert, vom den' letzten Ereignissen hoffe ich dennoch', daß es dem proleta­rischen und sozialistischen Elemente gelingen wird, die Arbeitsgemeinschaft und den Frieden zwischen den arabischen und jüdischen Massen herzustellen."

Doch auch' mit diesen persönlichen Schreiben' sind die Beweise dafür, daß die Ereignisse in 1 ' Pa­lästina die Freundschaft der Führer der sozialistischen 1 Internationale nicht zu erschüttern vermochten, noch' lange nicht erschöpft! In einer Reihe von politischen Deklarationen haben die Führer des englischen' So- ziahsmus und/Mitglieder den Arbeiterregierung,sich-zur Balfourerklärung und zum Zionismus bekannt. Bei der Konferenz der englischen Arbeiterpartei in Brigh- ton hat Außenminister Henderson erklärt, die Re­gierung denke nicht daran,ihre Stellung der Balfour- deklaration ürid dem Mandat gegenüber, das die Pflicht'der Unterstützung des jüdischen Aufbauwerkes beinhalte, zu ändern". Und . der Präsident des Partei­tages, Flerbert Morrison, erklärte:Es gibt keine ent­scheidenden Interessengegensätze zwischen 'den arbei­tenden jüdischen und arabischen Massen. Es/gibt Platz-genug für beide." Aber nicht nur die. po li­tischen, .auch die Gewerkschaftsführer des, engli» sehen-Proletariats haben nicht,.gezögert, unserem'...-

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